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Kaymer nimmt Schwung. Der Deutsche ist jetzt bester Golfer der Welt – und kann es nach Einschätzung von Experten lange bleiben.

© Reuters

Martin Kaymer: Golf ohne Grenzen

Martin Kaymer ist nun die Nummer eins der Welt. Von dem 26-Jährigen erwartet man bald einen zweiten Majortitel. Bernhard Langer jedenfalls traut seinem Nachfolger alles zu.

Berlin - Draußen auf dem Balkon des Hotelzimmers war die Stille perfekt: Vereinzelte Schneeflocken, Überbleibsel eines unerwarteten, winterlichen Sturms, lagen am Sonntagmorgen über den Fairways des Golfplatzes in Dove Mountain/Arizona. „Ich habe den Moment ein wenig genossen, weil ich wusste, dass ich am nächsten Tag die Nummer eins der Welt sein würde“, sagte Martin Kaymer später. „Das war einfach ein sehr schöner Augenblick.“

Von da an entwickelte sich der Sonntag nicht ganz nach den Vorstellungen des neuen Weltranglistenersten. Seine Finalpartie gegen Luke Donald unterschied sich nur unwesentlich von den anderen Matches, die der Brite bei der WGC Matchplay Championship seit Mittwoch abgeliefert hatte. Donald ging schnell mit drei Schlägen nach fünf Löchern in Führung, musste dann allerdings eine Aufholjagd Kaymers bis zum Gleichstand hinnehmen. Die Vorentscheidung fiel am zehnten Loch. „Ich war am Grün und hatte eine gute Birdiechance, er war mitten im Dreck“, analysierte der Deutsche die Situation. „Da denkt man dann, dass er eine 50:50-Chance hat, noch Par zu spielen. Und selbst dann hatte ich ja noch eine Chance auf ein Birdie.“ Am Ende teilten sie sich das Loch, die 11 und 12 verlor Kaymer. „Das ist hart, aber so ist es nun einmal.“ Am Ende gewann Donald mit 3&2.

An der Dominanz des Briten war beim ersten World-Tour-Turnier der Saison nicht zu rütteln. Er beendete jede seiner Partien so früh, dass er kein einziges Mal das 18. Loch spielen musste, erzielte 32 Birdies auf 89 Löchern und deklassierte sein Umfeld vor allem mit seinem überragenden kurzen Spiel. Mit seinem Sieg brachte er nach fünf Jahren Erfolglosigkeit in den USA aber vor allem die Unkenrufe bezüglich der „Luke-Donald-Krankheit“ zum Schweigen: „Ich habe die ganze Zeit mit dem Ruf gelebt, ein Spieler zu sein, der antritt, um die dicken Schecks abzuholen, dem es aber völlig egal ist, ob er gewinnt.“

Der Ruf ist gerettet. Donald komplettiert das Quartett aus vier Europäern, die seit Montag die Weltrangliste anführen. Mit Martin Kaymer, Lee Westwood, Luke Donald und Graeme McDowell finden sich erstmals seit 1992 wieder vier Europäer ganz vorne. Ihre prominenten Vorgänger waren Ian Woosnam, Nick Faldo, José Maria Olazabal und Severiano Ballesteros, die es im Verlauf ihrer Karrieren auf insgesamt 14 Majortitel brachten. In dieser Hinsicht haben ihre Nachfolger noch reichlich Arbeit vor sich. Die Bilanz fällt mit Graeme McDowells US-Open-Titel und Martin Kaymers Erfolg bei der US PGA Championship aus dem Jahr 2010 noch vergleichsweise mager aus.

Vor allem vom Jüngsten, dem 26 Jahre alten Kaymer, erwartet man nun bald einen zweiten Majortitel. Bernhard Langer jedenfalls traut seinem Nachfolger alles zu. „Für ihn gibt es keine Grenzen“, sagt er. „Er schlägt den Ball weit. Er schlägt ihn gerade. Sein kurzes Spiel wird ständig besser.“ Obendrein könne Kaymer für den deutschen Golfsport enorm viel bewegen. „Ich finde das wundervoll, einfach fantastisch. Er ist ein großartiges Vorbild. Ich hoffe, er bleibt für viele Jahre ganz oben.“

Für einen nüchternen Menschen wie Langer ist diese Euphorie völlig untypisch. Da gleicht er Martin Kaymer. Der grübelte auch mehr über seine Niederlage, als über seine Spitzenposition in der Weltrangliste zu jubeln. „Ordentliches Golf“ habe er gegen Donald gespielt, sagte Kaymer. Aber ordentliches Golf ist ihm nie genug.

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