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Golf: Pärchenbildung für China

Die Profigolfer Cejka und Kaymer überzeugen im Saisonfinale. Nun vertreten sie Deutschland beim World Cup.

Eigentlich sind sich die beiden fremd. Zwei Deutsche, die sich dieser Tage im spanischen Ferienort Sotogrande begegnen. Sie spielen auf dem Golfplatz von Valderrama beim Volvo Masters, dem großen Saisonfinale der PGA-European-Tour. Sehr erfolgreich, denn nach vier Runden lagen beide Profis unter den fünfzehn Besten: Alexander Cejka (14.) und Martin Kaymer (6.). Cejka ist Wahlamerikaner mit Wohnsitz nahe Las Vegas, der Volvo-Masters-Champion des Jahres 1995, der aufgrund dieses Sieges auch in diesem Jahr eine Startberechtigung erhielt. Kaymer, der 22-Jährige aus Mettmann, ist die große deutsche Nachwuchshoffnung. Dass sie beim hochkarätig besetzten Volvo Masters, bei dem es zu einem Stechen um den Sieg zwischen den beiden Engländern Justin Rose und Simon Dyson sowie dem Dänen Sören Kjeldsen kam, das Rose gewann, bis zum letzten Tag zum Kreis der Führenden zählten, kam ziemlich überraschend. Zwei Deutsche mit Aussichten dieser Güte sind im aktuellen Profigolf die absolute Seltenheit.

Erklären lässt sich dieses überraschende Ergebnis wohl nur als finaler Höhenflug am Ende einer glänzenden Saison. Cejka, der in den vergangenen Monaten über sämtliche privaten Wirren hinweg gekommen zu sein scheint, hat erstmals seit 2004 die Tourkarte für die US-PGA-Tour innerhalb der regulären Veranstaltungen erspielt. Seit zwei Wochen weiß er deshalb, dass er sich die Mühen der Qualifying School in den USA diesmal ersparen kann. Kaymer, Neuling auf der European Tour, hat nach einer ungewöhnlich kurzen Eingewöhnungsphase von nur fünf Wochen mit Top-Ten-Platzierungen und Rekordrunden überzeugt. Über 600 000 Euro an Preisgeld hatte er bereits vor dem Masters erspielt, sich auf Rang 48 der europäischen Geldrangliste geschoben und auf Position 88 der Weltrangliste vorgearbeitet. Für den sechsten Platz in Sotogrande bekam Kaymer nun noch 140 000 Euro hinzu. Er ist der wahrscheinlichste Kandidat für den „Sir Henry Cotton Rookie of the Year Award“, den man am Ende der Saison dem besten Tour-Neuling überreicht. Die Trophäe hat noch nie ein Deutscher gewonnen.

Angesichts seines Potentials hat sich Kaymer im Verlauf der Saison zu einem begehrten Jungprofi gemacht. Die Vermarktungsagenturen standen Schlange bei dem jungen Mann, der vorsichtig agiert, wenn es um Geschäftsabschlüsse geht. Der schwedischen Firma Sportyard hat er nun den Zuschlag gegeben. Weltklassespieler wie Niclas Fasth oder Henrik Stenson werden dort betreut, Kaymer fühlt sich dort professionell beraten. Sein Weg führt unaufhörlich nach oben – im Moment zumindest.

Alexander Cejka, inzwischen 36 Jahre alt und längst mit den Tücken des Profisports vertraut, wird die Hoffnungen des jungen Kollegen mit einem wissenden Lächeln bedenken. 1995, als er hier in Valderrama überraschend gewann, wurde er über Nacht zum großen Star. Seinen Möglichkeiten aber lief er von da an oftmals hinterher. Cejka ist zum harten Arbeiter geworden, zum einsamen Kämpfer, der seit seinem Wechsel auf die US- PGA-Tour 2003 weiter auf den ersten Sieg wartet. Zwischen unzähligen Trainingseinheiten, Verletzungspausen und dem ewigen Hin und Her in den USA ist das Jahr 1995 mit insgesamt drei Turniersiegen auf der European Tour zu einer fernen Erinnerung geworden.

Der Routinier Cejka und der Nachwuchsstar Kaymer werden Zeit haben über Erfahrungen und Träume zu reden, wenn sie in knapp drei Wochen gemeinsam für Deutschland beim World Cup in China antreten. Sie verteidigen den Titel, den Bernhard Langer 2006 zusammen mit Marcel Siem auf Barbados gewann.

Der zweifache Champion Langer steht in diesem Jahr nicht zur Verfügung, Marcel Siem hat nach einer katastrophalen Saison noch nicht einmal die europäische Tourkarte für 2008 geschafft. Vom 15. November an hat er in Spanien noch eine Chance, sich die Spielberechtigung erneut zu erkämpfen. Schafft er es nicht, kann Siem nur noch auf persönliche Sponsor-Einladungen hoffen. Sein Triumph in Barbados liegt keine zwölf Monate zurück – hochfliegende Träume nehmen im Golfsport oftmals ein rapides Ende.

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