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Golflegende Nick Faldo auf dem nach ihm benannten Platz in Bad Saarow.

© Mike Wolff

Golf: Ryder Cup nicht in Bad Saarow: Die Suche nach den Gründen

Enttäuschung in Bad Saarow: Der Ryder Cup wird 2022 nicht in Brandenburg, sondern in Rom ausgetragen. Wie geht es nun weiter mit dem Golf in Deutschland?

Siege im Golf sind selten, Niederlagen hingegen ganz normal. Mit dieser Weisheit versuchte Golflegende Nick Faldo seine deutschen Mitstreiter am Montag ein wenig aufzuheitern. Doch diese Niederlage wiegt schwer. Nicht Deutschland mit Bad Saarow, sondern Italien wird den Ryder Cup 2022 austragen. „Wir sind überrascht und enttäuscht“, sagte Marco Kaussler. Der Chef der deutschen Bewerbung war am Montagvormittag genau wie die beiden anderen unterlegenen Kandidaten Österreich und Spanien telefonisch vom europäischen Ryder-Cup-Komitee informiert worden. Zunächst ohne eine Begründung zu erhalten.

Dabei waren Deutschland gute Chancen auf die erstmalige Ausrichtung des prestigeträchtigen Golf-Mannschaftswettbewerbs zwischen Europa und den USA zugetraut worden. Ein Platz in der Nähe der Metropole Berlin, Unterstützung von der Golfsport-Basis und diesmal auch der deutschen Politik. Dazu wollte Faldo den nach ihm benannten Platz in Bad Saarow derart umgestalten, dass er höchsten internationalen Ansprüchen gerecht werden würde. Das wird nun nicht passieren.

So herrschte in Brandenburg am Montag großes Bedauern. Alexander Gerlach, Geschäftsführer des Landessportbundes Brandenburg, hatte auf einen Boom für den Golf im Land gehofft wie „damals im Tennis bei Boris Becker und Steffi Graf“. Auch die Verantwortlichen in Bad Saarow reagierten enttäuscht. „Das war eine große Chance für die Region, international bekannt zu werden“, sagte Amtsdirektor Carsten Krappmann. Schon allein die Bewerbung habe Bad Saarow noch bekannter gemacht und voran gebracht. Bürgermeisterin Anne Hirschmann sagte: „Wir haben ein Konzept vom Feinsten abgegeben. Wir haben unser Bestes gegeben.“

Tatsächlich wies die deutsche Bewerbung keine offensichtlichen Schwächen auf. Also muss die Konkurrenz noch besser gewesen sein. „Das wirtschaftliche Angebot von Rom war einfach sehr gut. Aber ob das allein der Grund ist, ist reine Spekulation“, sagte Bewerbungschef Kaussler. Die Italiener lassen sich den Golfsport in den nächsten Jahren einiges kosten. 77 Millionen Euro garantieren die siegreichen Bewerber der European Tour an Preisgeldern von 2017 bis 2027 allein für die Italian Open. Damit steigt das Turnier zu einem der bestdotierten in Europa auf und passt perfekt ins Konzept. Denn die European Tour will mittelfristig ein ernsthafterer Konkurrent der US PGA Tour werden und die eigenen Stars möglichst auf dem Kontinent halten.

Geld mag ein Grund pro Rom gewesen sein, dazu kommt die Unterstützung der italienischen Bewerbung durch das dortige Olympische Komitee. Schließlich bewirbt sich Rom 2024 für die Olympischen Sommerspiele und braucht dafür auch einen meisterschaftstauglichen Golfplatz. In Hamburg hat die Bevölkerung Olympia hingegen gerade eine Absage erteilt. Womöglich ein Ausschlusskriterium? „Es hilft natürlich immer, wenn der olympische Verband in so eine Bewerbung auch integriert ist“, sagt Kaussler. Ob das Nein zu Olympia in Hamburg allerdings entscheidend gewesen sein könnte, weiß auch er nicht.

Ein Pluspunkt der italienischen Ryder-Cup-Bewerbung ist auch die Lage des Platzes. Vom Marco Simone Golf Club, der den Zuschlag erhielt, sind es nur 17 Kilometer ins Stadtzentrum von Rom. Diesem Vergleich kann Bad Saarow nicht standhalten, auch wenn es sicherlich kein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, täglich 50 000 Leute von Berlin ins Brandenburgische zu befördern.

Ganz umsonst wird die Anstrengung für Bad Saarow aber nicht gewesen sein. Die Pläne der Gemeinde zum Ausbau der Infrastruktur landen nicht komplett in der Schublade. Auch wenn die Verbesserung der Bahnanbindung nach Berlin nun auf Eis liegt, soll zumindest der Ausbau des Straßennetzes erfolgen. „Durch den Ryder Cup hätte sich alles schneller bewegt. Wir gehen es trotzdem an, die Arbeit war nicht umsonst“, sagte Amtsdirektor Krappmann.
Für den deutschen Golfsport lässt sich eine solche Aussage noch nicht treffen. Ob es eine weitere Bewerbung geben wird, dürfte sich frühestens in zwei Jahren entscheiden. Die Verantwortlichen von Ryder Cup Deutschland wollen zunächst einmal die offizielle Absagebegründung für die gescheiterte Bewerbung abwarten. „Ob wir uns für 2026 oder später wieder bewerben, das wird zusammen mit den Deutschen Golfverband in Ruhe analysiert“, sagt Kaussler. Wahrscheinlich ist, dass der Ryder Cup 2026 nach Großbritannien zurückkehrt, nachdem die Veranstaltung in Europa jetzt zweimal auf dem Festland ausgerichtet wird. 2030 scheint demnach der nächste realistische Termin für eine neuen deutschen Anlauf zu sein. Wenn denn wieder alle wollen.

Brandenburgs Regierungssprecher Andreas Beese sagte, Bad Saarow und die deutsche Hauptstadtregion waren bereit für den Ryder Cup. Er verwies auf die breite Unterstützung für die „exzellente deutsche Bewerbung“ durch die Region und die Politik. Ironie der Geschichte: Brandenburgs rot-rote Landesregierung und ihr Finanzminister Christian Görke (Linke), dessen Partei nicht gerade ein Fan des Sports ist, hatte bei der Bundesregierung sogar eine Steuerbefreiung – wie es auch bei der Fußball-WM oder Champions-League-Finale üblich ist – durchgesetzt.

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