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© EFE

Sport: Golf spielen verlernt man nicht

Martin Kaymer beeindruckt nach seinem Kart-Unfall beim Comeback in Spanien

„Das Golfspielen“, sagt Martin Kaymer, „verlernt man nicht in sieben Wochen.“ Der Blick auf das Leaderbord im Club de Campo del Mediterráneo in dem Örtchen Castellon nahe Valencia gibt ihm recht: Nach drei Runden beim Europatour-Turnier liegt er gemeinsam mit dem Turnierveranstalter Sergio Garcia auf dem zweiten Platz. Beide haben 15 Schläge unter Par auf ihrem Konto. Die Führung hat vor den abschließenden 18 Löchern am Sonntag mit einem Schlag weniger der Schwede Michael Jonzon übernommen.

Trotz dieser sehr guten Ausgangposition bleibt das mit zwei Millionen Euro dotierte Castelló-Masters-Turnier nur der vorher angekündigte „Re-Start“, wie Kaymer es mit einem spöttischen Unterton in der Stimme formuliert.

Sieben Wochen sind seit seinem Unfall beim Kart-Fahren in Scottsdale/Arizona vergangen. Vier gebrochene Zehen, eine Operation, zig Termine beim Arzt und tägliche Besuche beim Physiotherapeuten hat er hinter sich. Zweimal die Woche war er schwimmen, Golf spielen durfte er nicht. Das Castelló Masters ist nun der erste Belastungstest für den lädierten Fuß. Kaymer hat am vergangenen Wochenende in Düsseldorf zusammen mit seinem Trainer Günter Kessler Bälle geschlagen, ein bisschen gechippt und geputtet. Die letzte Runde Golf liegt fast zwei Monate zurück. Aber das erste Resümee war positiv: Am Schwung hat sich kaum etwas verändert.

Nur das Kurze Spiel, der Bereich des Golfspiels, der am meisten Gefühl verlangt, könnte kritisch werden: „Diese Teile werden erst in den nächsten Wochen wieder zurückkommen“, sagt Kaymer, wohl wissend, dass ihn seine Zwangspause den bis dato größten Sieg seiner Karriere kosten könnte. Vor seinem Kart-Unfall war der Deutsche bestens in Form und führte die europäische Geldrangliste, das sogenannte Race to Dubai, an und schien ein heißer Anwärter auf den Sonderpreis von 1,5 Millionen Dollar, der am 22. November erstmals an den Sieger der Saisonwertung verliehen wird. In den vergangenen zwei Monaten haben sich nun Konkurrenten ins Rampenlicht gedrängt: Rory McIlroy ist an Kaymer vorbeigezogen und hat seine Position als jugendliches Wunderkind gefestigt. Lee Westwood führt nach seinem Sieg am Sonntag bei der Portugal Masters das Race to Dubai an. Eine Erfolgsgeschichte, die schon deshalb für Furore sorgt, weil der Brite, der zeitweise nicht mehr unter den Top 250 der Weltrangliste geführt wurde, seit 2007 ein erstaunliches Comeback auf Position fünf der Weltrangliste hingelegt hat. Wer Kaymer kennt, weiß, dass es ihm ganz recht ist, wenn Kollegen die Schlagzeilen belegen. Ihm selbst, immer noch auf Rang 12 der Weltrangliste geführt, geht es jetzt nur darum, „dass der Fuß hält.“ Denn Golf als Fernsehsport, so hat er in den vergangenen Wochen festgestellt, ist überhaupt nicht sein Ding. Überhaupt ist er den unerwarteten Urlaub sehr schnell sehr leid geworden. „Die ersten zwei Wochen nach dem Unfall waren ja noch ganz gut, da habe ich mir viele DVDs angesehen. Aber die letzten fünf Wochen waren schlimm.“

Statt des Starts bei der Links Championship in St. Andrews und der Portugal Masters nützte er die ungewollt freie Zeit für Sponsorentermine und Arbeit am Computer. „Gelangweilt habe ich mich auf keinen Fall“, zieht er Bilanz.

Wer glaubt, Kart-Bahnen werde der Deutschen ab sofort meiden, täuscht sich. „Nein, ich bin 24 Jahre alt, da sollte man solche Sachen schon noch machen dürfen“, meint er. Außerdem sind die kleinen, schnellen Autos schon immer seine Leidenschaft gewesen. Selbst Mitglied in einem Kart-Club ist er eine Zeit lang gewesen. „So schlecht fahre ich in diesen Dingern wirklich nicht“, sagt er. „Es ist eben nur ärgerlich, dass ich Pech hatte und mir einer reingefahren ist.“

Der kleine Unfall könnte nämlich durchaus auch langfristige Auswirkungen haben: Einmal abgesehen vom Endspurt beim Race to Dubai hat Kaymer auch in der Qualifikation für den Ryder Cup 2010 eine Lücke. Sechs Turniere der vergangen sieben Wochen haben für die Wertung gezählt. „Es wäre schon ganz gut, wenn ich jetzt in den nächsten Wochen noch ein paar Euro einsammeln könnte“, sagt er hoffnungsvoll.

Anlass zur Panik sieht er allerdings nicht: „In der Weltranglisten-Wertung liege ich ja zum Glück ganz gut.“ Er hat seine Saisonplanung für den Rest des Jahres deshalb auch nur geringfügig geändert: Drei Turniere in Folge stehen an, um wieder in Schwung zu kommen – anschließend die World Championship in Dubai. Seinen Weihnachtsurlaub wird er wie immer an seinem Zweitwohnsitz in Arizona verbringen. Dort, wo es die tollen Kart-Bahnen gibt.

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