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Läuft doch. Nach heftigen Regenfällen am zweiten Turniertag in Schottland entfernen Groundkeeper das Wasser vom Old Course in St. Andrews.

© AFP

Golf - The Open Championship: Regen stoppt Marcel Siem - letzte Runde auf Montag verlegt

Der Auftritt von Marcel Siem fällt ins Wasser – der deutsche Golfer steht vor dem Aus in St. Andrews. Wegen eines heftigen Sturms musste am Samstag die zweite Runde vorerst gestoppt werden. Die dritte und vierte Runde sollen nun am Sonntag und Montag gespielt werden.

Zu Beginn dieser 144. British Open im schottischen St. Andrews hatte der deutsche Golf-Profi Martin Kaymer gesagt: „Man weiß nie, was das Wetter macht. Man kann nur abwarten und sehen, was kommt.“ Keiner hat das so am eigenen Leib miterlebt wie Marcel Siem, dessen Auftritt am Freitag auf unglücklichste Art und Weise ins Wasser fiel.

Das Ergebnis: Siem kann mit 145 (70+75) Schlägen mit ziemlicher Sicherheit die Koffer packen.

Auch am Samstagmorgen mussten die Organisatoren nach einer halben Stunde wegen heftiger Böen abbrechen. Ob das Spiel am Nachmittag wieder aufgenommen werden kann, war noch unklar. Das Turnier soll zudem erst am Montag zu Ende gespielt. Das gaben die Organisatoren am Samstag bekannt. Die dritte und vierte Runde sollen nun am Sonntag und Montag gespielt werden. Damit wird der Gewinner erstmals seit 1988 erst am Montag ermittelt.

Als erster Starter am Freitagmorgen um 6.30 Uhr eingeteilt, hatte der Düsseldorfer Siem seinen Wecker auf 3.30 Uhr gestellt. Da jagten draußen über den Old Course schon schwere Stürme. In den alten Gemäuern der St. Salvator’s Hall, wo normalerweise Studenten leben, in dieser Woche aber die Journalisten untergebracht sind, schlug es in diversen Badezimmern die Fenster ein, Wasser stand auf den Böden.

„Ich habe meine volle Vorbereitung durchgezogen“, erzählte Siem später. Um vier Uhr morgens stand er zur Aktivierung im Gym, frühstückte, schlug sich ein. Am ersten Abschlag angekommen, regnete es in Strömen. „Ich war auf einen Kampf vorbereitet“, erklärte Marcel Siem seine mentale Einstellung. „Aber der fand dann nicht statt.“

Siems Saisonleistung ist von seinen eigenen Zielvorstellungen weit entfernt

Am ersten Grün angekommen, trafen er, Mark Calcavecchia und Jaco Van Zyl und auf eine Brigade von Helfern, die heftig versuchten, die Puttfläche vom Wasser zu befreien – umsonst. „Das Loch stand bis oben hin voller Wasser“, erzählte Van Zyl.

Der R&A-Golfclub brach als Veranstalter die Runde ab. Marcel Siem markierte seinen Ball und ging zurück Richtung Clubhaus. „Ich habe mich dann ins Auto zum Schlafen gelegt, eigentlich nicht damit gerechnet, dass man um zehn Uhr wieder anfängt, weil es immer noch regnete.“ Ein paar Schläge zum Warmmachen waren alles – bevor die Odyssee des Marcel Siem wieder begann.

Sie verlief nicht glücklich, obwohl „es eigentlich wirklich einfach war zum Spielen“, wie der Geschlagene gestand, im Anschluss an seine 75er Runde zum Endstand von eins über Par. „Die Fairways und Grüns waren weich, und es war kaum Wind. Ich habe das vermasselt“, bilanzierte Siem seine Runde.

In einem Weltklassefeld bei einem Major-Event kann man sich das nicht leisten. Sein Debakel am 17. Loch rundete eine insgesamt unbefriedigende Leistung ab: Das 495 Yard lange Loch namens Road Hole hatte ihm schon in Runde eins ein Bogey verpasst, weil es für die Profis während der Open als Par 4 gespielt wird, nicht wie für den Normal-Golfer als Par 5. Starker Gegenwind machte am Donnerstag ein Erreichen des Grüns mit zwei Schlägen unmöglich.

Am Freitag dann verpasste Siem das Grün rechterhand und landete neben dem kleinen Steinmäuerchen, welches das Gelände des angrenzenden Old Course-Hotels von der Bahn trennt. Der folgende Annäherungsschlag erreichte noch nicht einmal das Grün. Siem verließ ein Weilchen später erneut mit einem Bogey die Bahn. Dass er anschließend noch am letzten Loch einen Birdieputt verschob, sorgte endgültig für Katastrophenstimmung. „Wenn das Wetter so bleibt, bin ich draußen. Den Cut habe ich wohl verpasst“, analysierte er. Nachdem die zweite Runde am Freitag nicht zu Ende gespielt wurde, musste er auf die Antwort ohnehin bis Samstag warten. „Keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht“, sagte Siem mit Blick auf seine weitere Saisonplanung.

Für Siem der nächste herbe Rückschlag

Die Saisonleistung des Deutschen ist von seinen eigenen Zielvorstellungen weit, weit entfernt. In der Weltrangliste wird er auf Rang 93 geführt. Und das nachdem er noch Ende 2014 nach seinem Sieg beim BMW Masters kurz davor war, die Top 50 zu knacken, die automatisch die Spielberechtigung bei den größten Turnieren der Welt erlauben.

Sein Versuch, sich in dieser Saison die Tourkarte für die US PGA Tour zu erspielen, hat durch zwei verpasste Cuts bei der US und British Open einen herben Rückschlag erlitten. Chancen, sich in der Preisgeldrangliste nach oben zu arbeiten, gibt es nur noch wenige, nachdem Siem beim letzten Major der Saison, der US PGA Championship, derzeit nicht qualifiziert ist.

Es bleibt das WGC-Bridgestone Invitational Anfang August, bei dem 9,25 Millionen Dollar ausgeschüttet werden. Eine Top-Ten-Platzierung dort – und Siem wäre wieder im Rennen. Es mag ihn positiv stimmen, dass diese World Golf Championship in Ohio stattfindet. Sturm und Regenfälle im schottischen Ausmaß werden ihm erspart bleiben.

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