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Glücklicher Nordire. Graeme McDowell genießt seinen ersten großen Erfolg.

© dpa

Golf: US Open: Gischt und Wellen

Ein krasser Außenseiter hat die 110. US Open der Golfprofis gewonnen und nach 40 Jahren wieder für einen Sieg eines Europäers beim zweiten Major des Jahres gesorgt. Wie Graeme McDowell die US Open für sich entschied.

Royal Portrush ist ein windiger Ort an der Atlantikküste Nordirlands, an dem die Gischt spritzt und die Wellen heranrollen. Der Platz gilt als einer der härtesten Golfplätze Europas. „Wenn ich am fünften Grün stehe und raus auf den Atlantik sehe, fühle ich mich zuhause“, sagt Graeme McDowell, der dort aufgewachsen ist. Es mag dieses Gefühl sein, das ihn am Wochenende bei den US Open in Pebble Beach an der Küste Kaliforniens eingeholt hat: Auch dies ist ein Platz, auf dem jener gewinnt, dessen Defensive am besten funktioniert. Weshalb er sich am Sonntag mit einer unspektakulären 74er Runde mit insgesamt 284 Schlägen den US-Open-Titel in Pebble Beach holte.

„Ich bin ziemlich stolz auf mich, weil ich so ruhig geblieben bin“, sagte der 30-Jährige. Immerhin hat er Golf-Geschichte geschrieben. Er ist der erste europäische US-Open-Gewinner seit 40 Jahren. „Ich habe mich völlig an meine Taktik gehalten und habe mich durch das, was die anderen Jungs getan haben, überhaupt nicht beeinflussen lassen.“ Auf Platz zwei folgte der unbekannte Franzose Gregory Havret (285 Schläge), dahinter platzierte sich das Favoritentrio Ernie Els (286), Phil Mickelson und Tiger Woods (beide 287). Die deutschen Golfprofis Alexander Cejka und Martin Kaymer kamen mit jeweils 289 Schlägen auf einen guten achten Platz.

Vor der letzten Runde lagen die Major-Sieger Tiger Woods, Ernie Els und Phil Mickelson in Lauerstellung hinter dem Führenden Dustin Johnson und McDowell lagen. Zumindest Johnson tat ihnen den Gefallen zu patzen: Par, Triple-Bogey, Double-Bogey, Bogey lautete seine klägliche Bilanz an den ersten vier Löchern. Nach 18 Löchern summierte sich das Desaster auf 82 Schläge, das schlechteste Ergebnis eines Führenden seit 1911.

Derweil war der Sonntag in Pebble Beach voller schwieriger Entscheidungen für Tiger Woods. „Die Taktik war eins unter Par zu spielen und damit zu gewinnen,“ sagte er über seine 75er Runde. Die Realität sah anders aus. „Der Platz spielte sich zu hart und zu schnell“, sagte Woods, „da gleitet einem das Spiel relativ schnell aus den Händen.“

Auch Phil Mickelson bekam es nie zu fassen. Die Magie des Spiels, die ihm im April beim US Masters den Sieg beschert hatte, endete jäh am vierten Loch. Der Amerikaner ließ einem brillanten Drive einen schlechten Putt mit drei Versuchen folgen. „Die Fahnenpositionen wurden von Loch zu Loch immer schwieriger“, sagte er, „es gab da draußen eigentlich nicht wirklich eine Möglichkeit zum Birdie.“ Ernie Els sah das nicht anders: Nachdem er kurzzeitig in Führung lag, holten ihn die Tücken des Platzes auf den zweiten neun Löchern mit 40 Schlägen wieder ein. Der Weg war frei für Graeme McDowell.

Der hat das alles in Royal Portrush tausendfach geübt. Calamity Corner, Katastrophen-Ecke, heißt dort das 14. Loch. Man blickt über ein Tal auf ein kleines, rund 200 Meter entferntes Grün. Wer dieses treffen kann, ist offenbar für alles gerüstet. Auch für den US-Open-Sieg.

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