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Martin Kaymer hofft auf viele gute Schläge in Whistling Straits.

© AFP

Golf - US PGA Championship: Martin Kaymer kehrt an seine Erfolgsstätte zurück

Deutschland bester Golfspieler Martin Kaymer kehrt zurück an den Ort, an dem er 2010 zum Star aufstieg. Dabei wollte er nie einer sein.

Whistling Straits ist eine Welt für sich. Wenn der Blick vom 18. Loch dieses gewaltigen Dünenplatzes auf den Lake Michigan fällt, die braunen Halme des Grases im Rough schräg im Wind stehen, liegt der Schauplatz der diesjährigen US PGA Championship ganz weit weg vom Rummel des Alltags. Wären da nicht all die Tribünen, die Verkaufsstände, die zigtausend Zuschauer, die sich hier mitten im Nirgendwo des Staates Wisconsin auf dem Platz tummeln, Golfer Martin Kaymer könnte am 18. Grün ein Weilchen stehen und die vergangenen fünf Jahre passieren lassen.

Dies ist der Ort seines ersten großen Triumphes. Als er 2010 am Schlusstag der US PGA Championship am dritten Extraloch des Play-offs mit Bubba Watson einen erstklassigen Schlag mit einem Eisen 7 zur Fahne machte und damit seinen ersten Majorsieg besiegelte, änderte sich sein Leben komplett. „Es war ein merkwürdiger Moment, weil ich keinerlei Nervosität empfand“, erinnert sich der Düsseldorfer heute. „Ich war damals wie geschockt, aber auf eine positive Art. Es hat etwas gedauert, bis ich es begriffen hatte. Es war ein Karriereziel, das ich mit 25 erreicht hatte.“

Deutschlands Golfszene hatte nach Bernhard Langer plötzlich wieder einen Majorsieger, einen Superstar. „Der Respekt steigt nach einem Major-Sieg. Dadurch wächst man auch als Mensch und Spieler“, resümiert der inzwischen 30-Jährige, der in den vergangenen fünf Jahren immer wieder hin- und hergerissen worden ist zwischen den verschiedenen Aspekten eines erfolgreichen Profidaseins.

Zuerst war da der rasante Aufstieg. Kaymer gewann 2010 nicht nur die US PGA Championship, sondern noch drei weitere Turniere. Er holte sich den Titel beim Race to Dubai, wurde „Spieler des Jahres“ der PGA European Tour, später sogar Weltranglistenerster. Kaymer, wie Langer in den USA als gründlicher Deutscher gepriesen, als „die Maschine“ wegen seiner Drivegenauigkeit gelobt, avancierte zum Weltstar.

Wozu all der Erfolg?

Er selbst haderte oft damit. Die Presseanfragen wurden ihm zu viel, die Fans zu aufdringlich, die Freizeit zu knapp. 2013 im Vorfeld der BMW International Open stellte der Deutsche im Rahmen einer ziemlich persönlichen Pressekonferenz die Sinnfrage. Wozu all der Erfolg? Auch er wolle mal einfach nur Erdbeeren pflücken gehen. An seiner Liebe zum Golfsport aber hat er nie einen Zweifel gelassen. Auch deshalb konnte er sich 2014 wieder neu motivieren. Er holte mit dem US-Open-Titel seinen zweiten Majorsieg und gewann die Players Championship. Kaymer ist längst ein Ausnahmegolfer – auch wenn es in diesem Jahr nicht wirklich rund läuft.

Vielleicht hilft die Rückkehr an den Ort seines ersten großen Erfolges, diesem Jahr eine positive Wendung zu geben. Ansonsten nämlich läuft 2015 relativ viel schief. Bei der Abu Dhabi Championship verspielte er zu Jahresbeginn am Schlusstag eine Führung von zehn Schlägen und wurde Dritter. Bei der US Masters, auf die er sich besonders intensiv vorbereitet hatte, verpasste er den Cut und konstatierte. „Ich glaube, ich habe einfach zu viel trainiert.“ Von der Enttäuschung konnte er sich nicht so recht erholen. Auch bei der US Open reiste er schon nach zwei Tagen wieder ab, erst im letzten Monat gelangen ihm bei der Open de France und der British Open zwei Platzierungen unter den Top 15.

Entsprechend ist Kaymer in der Weltrangliste aus den Top 20 gerutscht und belegt in der Geldrangliste der US PGA Tour nur den 159. Platz. Zwei Wochen vor Beginn der hochdotierten Play-off- Wochen ist der Deutsche damit für die vier Finalturniere der Saison, die mit der Tour Championship in Atlanta enden, überhaupt nicht qualifiziert. Nur die Top 125 der Geldrangliste rutschen ins Feld des Turniers „The Barclays“ in zwei Wochen.

Ein Top-Ergebnis in Whistling Straits könnte die Wende bedeuten. Sowohl in Sachen Geldrangliste als auch in Sachen mentaler Einstellung. So unbedarft der Deutsche vor fünf Jahren auf diesen Platz gegangen ist, so erfahren ist er fünf Jahre später. Hier, am Lake Michigan, warten auf Martin Kaymer unzählige positive Erinnerungen. Es wird spannend zu sehen, was der Champion des Jahres 2010 aus ihnen macht.

Peter Lange

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