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Monza sieht rot - und das auch in den nächsten Jahren.

© Reuters

Grand Prix in Monza: Das Maracana der Formel 1 bleibt

In Europa schlägt das Herz der Formel 1, das kann selbst Bernie Ecclestone nicht einfach transplantieren. An diesem Wochenende wird das in Monza wieder deutlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Hönicke

Monza. Auch wer keine schnellen Autos mag, der weiß, worum es geht. Der Name der Rennstrecke in Italien ist ein Synonym für Geschwindigkeit. Monza ist Formel 1 – und wird es weiter bleiben. Vor dem Grand Prix von Italien an diesem Wochenende, bei dem Lewis Hamilton am Sonntag als Trainingsschnellster in Rennen gehen wird, wurde ein neuer Dreijahresvertrag unterschrieben.

Das sah lange anders aus, Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone hatte der Traditionsstrecke vor den Toren Mailands mit dem Rauswurf aus dem Rennkalender gedroht. Nach monatelangen Verhandlungen um die Prämienzahlungen einigte man sich nun. Dem Vernehmen nach ringt der Brite den Veranstaltern etwa 20 Millionen Euro pro Jahr ab. Um das zu stemmen, muss die öffentliche Hand ordentlich dazuschießen.

Dabei hätte es eigentlich Ecclestone sein müssen, der Monza eine Mitgift spendiert. Das Heimrennen von Ferrari trägt mehr zu seinem Geschäft bei als jeder andere Grand Prix. Die Formel 1 ist besessen von Messdaten und Zahlen, aber sie lebt zuallererst von einer Kenngröße, die sich jeder Berechenbarkeit entzieht: der Begeisterung der Menschen. Die Kappenträger, Fahnenschwenker und Camper liefern das emotionale Benzin, ohne das die PS-Show genauso langweilig wäre wie ein Fußball-WM-Finale im leeren Stadion. Monza ist der Tempel der Rennsportfans, das Maracana der Formel 1. Hier ist der Große Preis noch groß.

Genauso wie in Silverstone, Spa und Monaco. In Europa schlägt das Herz der Formel 1, und das kann auch Ecclestone nicht einfach transplantieren. Seine Expansionspolitik vor allem gen Osten hat nur wenige neue Fans angelockt, aber angesichts trister Veranstaltungsorte wie in Südkorea oder der Türkei viele alte vergrätzt. Durch die Rennen auf namenlosen Strecken vor trostlosen Kulissen hat die gesamte Formel 1 an Faszination verloren. Diese Faszination aber braucht es, die braucht auch Ecclestone, weil sich nur so aus einem stupiden Autorennen ein lukratives Spektakel machen lässt.

Monza bleibt in der Formel 1. Das mag eine gute Nachricht für Monza sein, aber eine noch bessere für die Formel 1.

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