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Freie Platzwahl. Beim Großen Preis von Europa in Valencia waren beim Qualifying viele Sitze frei. Auch beim Rennen wird das nicht anders sein. Denn viele Fans können sich die teuren Tickets nicht mehr leisten.

© AFP

Grand Prix in Valencia: Fernando Alonso: Der rasende Seelentröster

Der Spanier Fernando Alonso kämpft beim Formel-1-Rennen in Valencia nicht bloß um den WM-Titel, er muss auch seine Landsleute psychisch aufbauen.

Er hat viele Aufgaben bei seinem Heim-Grand-Prix in Valencia: Rein sportlich kämpft Formel-1-Pilot Fernando Alonso in seinem Ferrari um den WM-Titel, dann aber soll er auch, zusammen mit der Fußball-Nationalmannschaft, das Selbstbewusstsein seiner von der Finanzkrise gebeutelten Landsleute stärken, und zudem soll er zu den Gerüchten Stellung nehmen, er werde bald mit Sebastian Vettel als Teamkollege bei Ferrari fahren.

Was die Rennen angeht, war der Spanier zuletzt ausgesprochen glücklich: „Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit des Teams“, sagte er. „Wir sind nicht in die Saison gestartet, wie wir uns das vorgestellt haben. Vielleicht haben wir deshalb einen kleinen Vorteil, weil es leichter fällt, uns zu verbessern.“ Dass sein Auto inzwischen zumindest in Rennen auf Siegniveau ist, macht Alonso vor allem daran fest, dass die Ergebnisse aus dem Windkanal endlich mit denen auf der Strecke übereinstimmen. „In den letzten vier Rennen hat jedes Teil so funktioniert, wie wir erwartet haben. In den vergangenen zwei Jahren war das leider nicht so.“

Im Qualifying zum Großen Preis von Europa in Valencia (heute 14 Uhr, live in RTL und Sky) kam der Spanier gestern aber nur auf Platz elf. Die ersten 13 lagen aber innerhalb von drei Zehntelsekunden. „Gerade zu Hause ist das natürlich ein blödes Gefühl, nicht in den Top Ten zu sein“, sagte Alonso. Perfekt dagegen wieder einmal die Vorstellung von Vettel: Der nahm im Red Bull der Konkurrenz drei Zehntelsekunden ab und sicherte sich die 33. Pole-Position seiner Karriere, vor Lewis Hamilton im McLaren und Pastor Maldonado im Williams, der ja schon in Barcelona gewonnen hatte. Nico Rosberg wurde Sechster, Nico Hülkenberg Achter, Michael Schumacher Zwölfter. Timo Glock musste wegen Magenproblemen auf das Qualifying verzichten, sein Start im Rennen ist ungewiss.

Und dann wabert ja noch das Gerücht, dass Vettel 2014 zu Ferrari wechselt. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hatte dieses Gerücht mit der Äußerung geschürt, er könne sich Vettel und Alonso sehr wohl als Teamkollegen vorstellen. Doch Alonso gibt sich bedeckt. „Nachdem ich 2005 den WM-Titel gewonnen hatte, wurde ich sofort mit Ferrari in Verbindung gebracht. Gekommen bin ich dann 2010. Wenn Sebastian also jetzt mit Ferrari in Verbindung gebracht wird, wechselt er vielleicht in fünf Jahren.“ Womit er vielleicht nicht mal so ganz falsch liegt, denn bei Red Bull geht man davon aus, dass Vettel noch lange bleiben wird. Ein neuer Vertrag, hoch dotiert, soll schon in der Schublade liegen.

Die spanische Wirtschaftskrise schlägt auch in der Formel 1 voll durch

Mehr Gedanken macht sich Alonso, der Weltmeister von 2005 und 2006, über die wirtschaftliche Lage in Spanien. Die Krise ist überall zu spüren und zu sehen. „Wir sind traurig und machen uns Sorgen“, sagte Alonso. Allerdings versucht er auch, die Formel 1 aus dem Thema herauszunehmen. „Wir betreiben eine komplett andere Geschichte: nämlich Sport. Wir haben eine tolle Veranstaltung in einer Stadt, die vielen Millionen TV-Zuschauern in aller Welt gezeigt wird. Das ist eine klasse Publicity. Wenn wir jetzt Sportveranstaltungen infrage stellen, dann hilft das nichts. Dann müssten wir auch fragen, weshalb in Polen und in der Ukraine die Fußball-EM ausgerichtet wird oder weshalb die Olympischen Spiele veranstaltet werden.“

Das sehen in Valencia freilich nicht alle so. Eine Protestgruppe, die sich vor allem aus Kostengründen gegen die Austragung des Rennens in der Stadt ausspricht, überreichte Alonso eine entsprechende Unterschriftenliste. Motto: „Es ist ja toll, wenn du für Spanien Siege einfährst, aber muss dafür wirklich hier in einer Zeit Geld ausgegeben werden, in der es für öffentliche Einrichtungen wie Schulen an allen Ecken und Enden fehlt und die Arbeitslosigkeit immer weiter steigt?“

Tatsächlich ist es alles andere als sicher, dass es diesen Grand Prix, der 2012 zum fünften Mal stattfindet, auch weiter geben wird. Die spanische Wirtschaftskrise schlägt schließlich auch hier voll durch. 2008, bei der Premiere, kamen noch 112 000 Zuschauer, in diesem Jahr wären die Organisatoren schon froh, wenn sie auf 45 000 kämen. Die teilweise horrend teuren Tickets können sich viele Fans einfach nicht mehr leisten.

Auch die offizielle politische Opposition in der Stadt ist gegen das Rennen und will das Geld lieber in dringend notwendige Sozialprojekte stecken, als Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Taschen zu füllen. Es gibt schon Überlegungen, abwechselnd in Valencia und in Barcelona zu fahren, jedes Jahr also nur ein Rennen in Spanien, mit alternierenden Orten. Möglich ist aber auch, dass Valencia ganz aus dem Rennkalender fliegt. Wenn die Rendite nicht stimmt, reagiert Ecclestone ganz schnell.

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