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© AFP

Grand Prix von China: Lasst die Jugend ran

Der Schweizer Sebastién Buémi verblüfft als Vettel-Nachfolger bei Toro Rosso die Formel 1. Beim Qualifying des Grand Prix von China in Schanghai fuhr er unter die Top Ten. Vettel startet am Sonntag von der Poleposition.

Die Poleposition von Sebastian Vettel kam schon einer Sensation gleich. Doch Aufmerksamkeit beim Formel-1-Grand- Prix von China in Schanghai erregte auch noch ein anderer Fahrer: Sebastién Buémi. Der Nachfolger des inzwischen zu Red Bull gewechselten Vettel bei Toro Rosso fuhr im erst dritten Grand Prix seiner Karriere im Qualifying am Sonnabend unter die Top Ten, womit er „vorher nie gerechnet hätte“. Buémi ist der beste Beweis dafür, dass die Teamchefs in der Formel 1 heute nicht unbedingt richtig liegen, wenn sie in Zeiten großer Umbrüche und Regeländerungen kompromisslos auf Erfahrung setzen. Denn der 20-jährige Schweizer, einziger Neuling in der ansonsten so neuen Formel 1 2009, legte schon mit seinem Punktgewinn in Australien ein Debüt hin, das einmal mehr bewies, wie gut vorbereitet und ausgebildet die jungen Nachwuchsfahrer heute aus der GP2-Serie kommen.

So gut, dass sie sich auf Anhieb zurechtfinden. Selbst wenn sie, wie Buémi selbst zugibt, „noch weit vom hundertprozentigen Ausschöpfen meines Potenzials“ entfernt sind. Oft machen die Nachwuchspiloten auf Anhieb eine ebenso gute oder gar bessere Figur als etablierte Fahrer, die zum Teil – wie etwa Giancarlo Fisichella – mehr Fehler machen als die Neuen. Von ihrem nicht mehr vorhandenen Steigerungspotenzial mal abgesehen.

Dabei gilt Buémi unter Experten nicht unbedingt als das größte Talent, das im vorigen Jahr in der GP2 unterwegs war. Er hatte dort zwar gute, aber keine herausragenden Ergebnisse vorzuweisen. Seinen Platz bei Toro Rosso verdankte er vor allem seiner langjährigen Bindung an Red Bull – und auch der Tatsache, dass Helmut Marko, Berater bei Red Bull, endlich mal den Beweis dafür abliefern musste, dass das umfangreiche und kostspielige Nachwuchsförderprogramm des Rennstalls einen erfolgreichen Formel-1-Piloten hervorbringen kann. Sebastian Vettel zählt in dieser Kategorie nicht so recht, er wird allgemein eher als BMW- denn als Red-Bull-Gewächs angesehen.

So muss es jetzt also Buémi richten, ausgerechnet als Vettel-Nachfolger, was alles andere als eine leichte Aufgabe ist. Vettel, Sieger von Monza im vorigen Jahr, hat bei Toro Rosso nicht nur sportlich durch seine Erfolge, sondern gerade auch persönlich und menschlich Spuren hinterlassen. Und da, so dachten viele, könnten Buémis Probleme beginnen. Denn was ihn vom Deutschen deutlich unterscheidet, ist die Persönlichkeit. Vettels strahlenden jungenhaften Charme, seinen Witz, die Spontaneität, diese natürliche Fähigkeit, sich nach außen positiv zu präsentieren, hat Buémi nicht.

„Man kann sie in dieser Beziehung überhaupt nicht vergleichen, da sind sie völlig andere Typen“, sagt auch Teamchef Franz Tost. Buémi ist introvertiert, sehr ruhig, wirkt in seinen Antworten manchmal etwas einsilbig. Aber: Er arbeitet hart. „Er ist sehr diszipliniert und konzentriert“, sagt STR-Technikcheck Giorgio Ascanelli, „und er hat sich in der kurzen Zeit extrem weiterentwickelt. Ich habe selten jemanden mit so einer steilen Lernkurve gesehen.“

Ob das Beispiel Buémi die Teamchefs überzeugt, über ihre Position in Sachen Jugend kontra Erfahrung neu nachzudenken, wird sich zeigen. Bei Renault soll Nelson Piquet jr. nur noch bis Juni Zeit haben zu beweisen, dass er sein Cockpit verdient. Der junge Renault-Testpilot Romain Großjean, steht schon bereit. Und dass Bruno Senna am Freitagabend bei Mercedes endgültig für ein DTM-Cockpit absagte, liegt wohl auch daran, dass er hofft, spätestens 2010, vielleicht auch früher, ein Formel-1-Cockpit zu finden – etwa bei Force India.

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