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Sport: Griechenland tanzt

USA verlieren Halbfinale bei der Basketball-WM

Als alle anderen amerikanischen Spieler schon auf dem Weg in die Umkleidekabine waren, stand Carmelo Anthony immer noch auf dem Spielfeld der Saitama Super-Arena und blickte verwundert zum Mittelkreis. Dort tanzten die griechischen Spieler Sirtaki ohne Musikbegleitung. Anthony hätte wahrscheinlich noch länger dort gestanden, wenn nicht irgendwann sein Teamkollege LeBron James gekommen wäre und ihn abgeholt hätte. Gemeinsam schritten sie vom Feld. Die Griechen tanzten weiter. Zum dritten Mal in Folge hatte für die NBA-Profis aus den USA ein Turnier eine Enttäuschung gebracht: Im Halbfinale der Basketball-Weltmeisterschaft in Japan hatte das Land, in dem dieser Sport einst erfunden wurde, gegen Griechenland 95:101 (41:45) verloren.

Der Europameister hatte in der gesamten zweiten Halbzeit das Spiel bestimmt und trifft nun im WM-Finale am Sonntag auf die Spanier, deren Star Pau Gasol womöglich verletzt ausfallen wird. „Wir müssen den Hut vor den Griechen ziehen, sie haben hervorragend gespielt“, sagte Anthony. Der Mann von den Denver Nuggets war mit 27 Punkten bester US-Spieler. Auch der amerikanische Trainer Mike Krzyzewski lobte den Gegner: „Griechenland hat heute unglaublich gut geworfen und gespielt.“ Die Niederlage hatte den renommierten College-Trainer von der Duke-Universität mitgenommen. Die Pressekonferenz saß er mit versteinertem Gesicht durch und bat den Moderator alsbald um die letzten zwei Fragen. „Die Nummer vier war unglaublich in der ersten Halbzeit“, sagte Krzyzewski, „er hat immer den Mitspieler gefunden, und uns ist nichts Vernünftiges gegen ihn eingefallen.“ Der amerikanische Trainer kannte die griechischen Spieler offenbar nur per Rückennummer, während seine Spieler aus der NBA-Profiliga den meisten europäischen Trainern ein Begriff sein dürften. Dabei ist die angesprochene Nummer vier, Theodoros Papaloukas, als bester griechischer Spieler der vergangenen EM und Euroleague-Sieger mit ZSKA Moskau gegenwärtig Europas erfolgreichster Spieler. Gegen die USA zauberte er zwölf teilweise sehr spektakuläre Assists auf das Spielfeld. „In der zweiten Halbzeit hat dann die Nummer sieben übernommen“, sagte Krzyzewski. Damit war Vasilis Spanoulis gemeint, der insgesamt 22 Punkte erzielte. Der Aufbauspieler wird in der kommenden Saison bei den Houston Rockets spielen.

Der amerikanische Verband USA-Basketball hat vieles unternommen, um die gestrige Situation zu vermeiden. Teammanager Jerry Colangelo berief weniger NBA-Stars und mehr Rollenspieler in die Mannschaft, die diesmal auch als Team überzeugt hatte. Das betonte Carmelo Anthony auch nach der Niederlage: „Wir sind ein Team, wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen.“ Trainer Krzyzewski wollte seine Spieler nicht kritisieren, er sagte: „Ich übernehme die Verantwortung.“ Das Konzept der USA ist auf drei Jahre angelegt, um den eingespielten anderen Nationen besser begegnen zu können. Das aktuelle Team der USA soll 2008 in Peking Olympiagold gewinnen. „Das hier ist nur ein kurzer Ausflug auf einer langen Reise“, sagte Krzyzewski, „die Niederlage ist eine wichtige Erfahrung für meine Spieler.“ Sein junges Team müsse das internationale Spiel noch besser lernen.

„Das ist ein völlig anderes Spiel mit anderen Regeln“, sagte Teammanager Colangelo, der im Untergeschoss der Super-Arena mit dem Rücken zur Wand stand und sein Konzept verteidigte. „Jetzt wollen wir Bronze holen, um das Turnier mit etwas Positivem zu beenden.“ Doch auch das dürfte nicht einfach werden. Die USA treffen heute im Spiel um Platz drei auf die Argentinier. Gegen die haben sie die letzten zwei Spiele verloren.

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