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Sport: Griechischer Wein und altvertraute Sorgen

Die Volleyballer des SC Charlottenburg werden in Wuppertal Deutscher Meister und müssen nun mit den Hausaufgaben für die nächste Saison beginnen

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Die Getränkekarte des Griechen ließ manche Wünsche offen. „Es gab Milch, Apfelsaft und Orangensaft“, erzählte Kaweh Niroomand mit einem Augenzwinkern. Bestellt haben sich die Volleyballer des SC Charlottenburg in jener Wuppertaler Lokalität, nahe der Bayer-Sporthalle, dann aber doch eher griechischen Wein oder Ouzo. Gegen derlei Getränkewünsche gab es ausnahmsweise keinen Widerspruch seitens der Verantwortlichen. Kein Wunder: Erstmals seit zehn Jahren war der SCC wieder Deutscher Meister geworden. 3:2 hatte die Mannschaft von Trainer Mirko Culic am Ostersonntag bei Bayer Wuppertal gewonnen, der dritte Sieg im dritten Finalspiel, die Serie Best of five war damit vorzeitig beendet. Eine Feier musste improvisiert werden. Als sich nach knapp vier Stunden beim Griechen die Gesellschaft aufmachte, um im bereitstehenden Bus die nächtliche Heimfahrt nach Berlin anzutreten, registrierte Manager Niroomand hocherfreut: „Es ist keiner verdurstet.“ Was übrigens auch während der Rückfahrt, die um vier Uhr morgens endete, nicht passierte.

Am Tag nach dem Meisterschaftsgewinn gesellten sich zur Freude auch der Kater – und für die Verantwortlichen langfristig noch ein paar Sorgen. Marko Liefke, der alles überragende Spieler in der Finalserie, hat bereits klar gemacht, dass das Management jetzt gefordert sei und mit einem Kader von zehn Spielern wie bisher ein zusätzlicher Kraftakt wie die Champions League kaum zu stemmen sei. Verstärkung muss her. „Wir müssen in der Annahme außen und auf dem Mittelblock etwas tun“, sagt Niroomand. Derlei Vorhaben kosten Geld, der Etat wird zwangsläufig steigen. Zumal die Teilnahme an der Champions League für die Klubs mit der Verpflichtung einhergeht, einen Fernsehsender zu finden, der die Spiele überträgt. Solche Zusagen sind bei den TV-Anstalten nicht zum Nulltarif zu haben. „Da müssen wir zusätzlich 30 000 bis 50 000 Euro auftreiben“, sagt Niroomand. Heftige Zusatzkosten für den SCC, der schon seinen Etat für die abgelaufene Saison in Höhe von 550 000 bis 600 000 Euro nur mit allergrößter Mühe decken kann – wenn überhaupt.

In spätestens acht Wochen will der SCC die Finanzierung der nächsten Saison sichergestellt haben. An der sportlichen Zielsetzung soll sich nichts ändern. Der Erfolg „soll keine Eintagsfliege sein“, sagt Niroomand, rechnet aber fest mit harter Konkurrenz. „Der VfB Friedrichshafen wird jetzt zum großen Schlag ausholen, die wollen doch die Verhältnisse geraderücken“, sagt er. Norbert Walter, Björn Andrae und Christian Pampel, allesamt Stützen der Friedrichshafener, liebäugeln aber zurzeit mit einem Wechsel nach Italien.

Auch beim SCC wird es Veränderungen geben. Drei Verträge laufen aus. Andrei Urnaut wird im Oktober 38 Jahre alt, „ich glaube nicht, dass er diesen Kraftakt, den er in dieser Saison vollbracht hat, noch einmal leisten kann“, sagt Niroomand. Fraglich, ob Milorad Kovac beim SCC einen neuen Vertrag erhält. Jan Günther würden die Charlottenburger zwar am liebsten behalten, aber „an dem ist der VV Leipzig interessiert und die bohren sehr kräftig“, sagt Niroomand.

Ungeklärt ist auch noch die Frage um den Trainer. Der SCC würde Mirko Culic gerne weiter beschäftigen. Culic hat auch seine Absicht bekundet zu bleiben. Was einer sofortigen Einigung im Wege steht, ist Culics Privatleben. Nach wie vor arbeitet seine Ehefrau Milica in Belgrad, beide sehen sich nur selten. „Mirko muss jetzt den Kopf freibekommen, dann reden wir“, sagt Niroomand, der im Übrigen davon überzeugt ist, dass seine Verhandlungsposition durch den Titelgewinn gegen Wuppertal nicht die schlechteste ist. Der SCC-Manager sagt: „So schnell verlässt man nicht den Deutschen Meister.“

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