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Sport: Grippevirus mit Langzeitwirkung

Karsten Doneck über die Probleme von Energie Cottbus Die Zeiten sind schlecht für Arbeitnehmer. Mal kurz krank zu feiern, das traut sich bei der misslichen Konjunkturlage kaum jemand.

Karsten Doneck über die

Probleme von Energie Cottbus

Die Zeiten sind schlecht für Arbeitnehmer. Mal kurz krank zu feiern, das traut sich bei der misslichen Konjunkturlage kaum jemand. Statistiken belegen, dass der Krankenstand im Büro oder auf Baustellen von Jahr zu Jahr sinkt.

Auch der Fußballprofi André Lenz ist kein Drückeberger. Eine Grippe wirft den Ersatztorhüter des FC Energie Cottbus nicht um. Eine Grippe hat aber verhindert, dass Lenz im Bundesligaspiel der Cottbuser am vergangenen Samstag in Kaiserslautern zwischen Energies Pfosten stand oder doch zumindest auf der Bank saß. Ein Widerspruch? Nein.

Um die Geschichte aufzudröseln, müssen ein paar Cottbuser Befindlichkeiten geklärt werden. Also: Eduard Geyer ist der Trainer, ein harter Arbeiter, so hart, dass er es mühelos aushält, wenn sein Stammtorwart Tomislav Piplica ein ums andere Mal daneben greift. Dann ist da noch Dieter Krein, Energie-Präsident. Präsidenten sehen, um zwischen Aufsichtsrat und Sportlicher Leitung nicht überflüssig zu sein, immer irgendwo Handlungsbedarf, zu oft auch im sportlichen Bereich. Krein ertrug also Piplicas Fehlgriffe nicht gar so gleichmütig wie Geyer und forderte unmissverständlich, den Torwart für die Partie in Kaiserslautern zu wechseln.

Geyer verzichtete auf Lenz. Seine Begründung: Lenz habe Grippe. Lenz staunte über diese ärztliche Diagnose des Trainers, prüfte sich selbst, stellte fest, dass ihm weder die Nase tropfte noch Hals oder Kopf übermäßig stark schmerzten. Also erzählte Lenz am Montag dem „Kicker“, er habe in der Woche vor dem Spiel nur eine Trainingseinheit verpasst. Eine Grippe? Niemals.

Cottbus verlor in Kaiserslautern 0:4. Mit Piplica im Tor. Geyer hatte Kreins Forderung umschifft, offenbar mit einer Notlüge. So konnte der Trainer sein Gesicht wahren. Bis André Lenz anfing zu plaudern. Jetzt steht Geyer erst recht dumm da – und zwar nicht nur wegen des letzten Tabellenplatzes. Geyers Ungeschick ist auch ein Stück Selbstdemontage. Die Selbstdemontage des Trainers, dem die Cottbuser Fans vor nicht allzu langer Zeit noch ein Denkmal setzen wollten.

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