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Schumacher

© AFP

Großer Preis von Bahrain: Schumacher: Besser als der Weltmeister

Michael Schumacher beendet sein Formel-1-Comeback vor Jenson Button auf Platz sechs - Fernando Alonso siegt.

Von Christian Hönicke

Es war ein vertrautes Bild, das sich den Zuschauern auf dem Bahrain International Circuit am Sonntagnachmittag bot. Auf dem Podest bejubelte ein Mann im roten Overall ausgelassen seinen Triumph, wie so oft in der Vergangenheit.

Doch ein Detail stimmte nicht: In dem Ferrari-Rennanzug steckte nicht Michael Schumacher, sondern Fernando Alonso. Der Spanier gewann das erste Formel-1-Rennen der Saison und sein erstes für Ferrari vor seinem Stallgefährten Felipe Massa und dem McLaren-Piloten Lewis Hamilton.

Während Alonso auf dem Podest das in Bahrain statt des Siegersekts ausgeschenkte Rosenwasser verspritzte, stieg Schumacher aus seinem Mercedes. Bei seiner Rückkehr nach drei Jahren Pause war er hinter dem Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel und seinem Teamkollegen Nico Rosberg Sechster geworden. Aufrecht stand er da, die Hände in seinem neuen, silbernen Rennanzug, und sprach die Worte eines Mannes, der mit seinem Tagewerk zufrieden ist: „Das war ganz okay. Es hat viel Spaß gemacht.“ Deutlich weniger glücklich sah Sebastian Vettel aus, obwohl er zwei Plätze vor Schumacher angekommen war. „Es ist enttäuschend, so zu verlieren“, sagte Vettel. „So hatte ich mir den Saisonauftakt nicht vorgestellt.“

Bis zur 30. von 49 Runden sah es so aus, als würde der Vizeweltmeister einem ungefährdeten Sieg entgegenrauschen. Er hatte die Karawane der Autos angeführt, die aufgrund des neuen Nachtankverbots wie Kamele als vollgepumpte Flüssigkeitsspeicher die Wüsteninsel Bahrain durchstreiften. Doch dann schlug die schon aus dem Vorjahr bekannte Defektanfälligkeit seines Wagens zu – Vettel brach der Auspuff: „Ich habe auf der Geraden einfach keinen Zug mehr gehabt.“ Der 22-Jährige fuhr plötzlich mehrere Sekunden pro Runde langsamer, die Verfolger rückten ihm immer näher ans kaputte Heck. Kurz darauf musste er das Ferrari-Duo Alonso und Massa innerhalb von wenigen Metern passieren lassen. Später überholte ihn auch Hamilton; Rosberg und Schumacher konnte er allerdings hinter sich halten. „Der vierte Platz war das Beste, was noch drin war“, sagte Vettel und schickte einen Gruß in Richtung Schumacher: „Wir haben Mercedes noch einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Sein Kindheitsidol nahm ihm das nicht so übel. 19 Jahre nach seinem Grand- Prix-Debüt wirkte Michael Schumacher entspannt, beinahe erleichtert. Der zweistündige Ritt durch die Hitze schien dem 41-Jährigen mehr Spaß gemacht zu haben als einigen seiner rotgesichtigen Kollegen. „Mir geht es gut, ich habe ja viel trainiert“, erklärte er. „Es war nicht so anstrengend, durch die neuen Reifen können wir ja nicht mehr mit so viel Tempo in den Kurven fahren wie früher.“

Herzrasen hatte er nur am Start. „Ich hatte ein paar Sorgen, weil ich das ja schon eine ganze Weile nicht gemacht habe.“ Doch er manövrierte sich unfallfrei durch die erste Kurve, und danach sei es ihm darum gegangen, „keinen Fehler zu machen“. Das größte Problem befand sich an seinem Kopf, an den er sich hin und wieder griff: „Die Sonne stand in der letzten Kurve relativ tief und mein Helm war etwas verrutscht. Ich habe ihn dann immer wieder gerade gerückt.“

Der Rest seines Körpers war gut genug in Schuss, um den aktuellen Weltmeister Jenson Button abzuhängen, der im McLaren als Siebter durchs Ziel fuhr. Das Duell mit seinem Teamkollegen verlor Schumacher zwar, er konnte Rosberg aber halbwegs folgen, nachdem er sich in Folge des ersten Reifenwechsels direkt hinter ihm eingereiht hatte. Auf seiner schnellsten Runde war er sogar ein wenig schneller. Alles in allem war es eine unspektakuläre Rückkehr des Großmeisters. Aber nach dem „größten Hype, den wir je hatten“, wie Formel-1-Chef Bernie Ecclestone es ausdrückte, bleibt ein positives Fazit. Und das sieht so aus: Der einstige Seriensieger Michael Schumacher fährt nicht mehr allen vor der Nase herum, kann aber noch mithalten.

Das allerdings könnte sich bald schon ändern. Nicht einmal eine Stunde nach seiner Zieldurchfahrt saß Schumacher bereits mit seinen Ingenieuren vor Monitoren mit allerlei Datendiagrammen, um den Mercedes aufzurüsten und den Rückstand zu Ferrari und Red Bull wettzumachen. Denn das Ziel ist weiterhin klar: der Titel. „Ich habe schon größere Abstände zu Saisonbeginn gehabt“, sagte Michael Schumacher, „und am Ende trotzdem noch um die Meisterschaft gekämpft. Es gibt immer eine Möglichkeit.“ Die Farbe des Overalls mag sich geändert haben – die Einstellung hat es nicht.

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