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© AFP

Großer Preis von Kanada: Doppeltriumph für BMW-Sauber

Ein kurioser Boxengassen-Crash der beiden WM-Führenden Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen hat BMW-Sauber den Weg zur Sieg-Premiere in der Formel 1 frei gemacht: Robert Kubica siegt vor Nick Heidfeld. Auch Timo Glock und Sebastian Vettel fahren in die Punkte.

Ein Jahr nach seinem Horror-Unfall beim Großen Preis von Kanada hat der Pole Robert Kubica am Sonntag an gleicher Stelle den ersehnten ersten Erfolg im 42. Grand Prix der Weiß-Blauen eingefahren - und zugleich die Spitze in der WM-Gesamtwertung übernommen. Der Mönchengladbacher Nick Heidfeld machte als Zweiter den Triumph des bayrisch-schweizerischen Rennstalls perfekt. Das Duo profitierte dabei vom peinlichen Missgeschick des von Startplatz eins gestarteten McLaren-Mercedes-Piloten Hamilton, der in der 20. Runde ins Heck dem finnischen Weltmeister nach dem ersten Tankstopp gerauscht war.

"Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Es ging alles so schnell. Es tut mir fürchterlich leid, ich entschuldige mich, wenn es mein Fehler war", sagte der Brite nach seinem Patzer zerknirscht. Hamiltons Pech folgte das große Glück für BMW-Sauber. "Das ist sensationell, das ist klasse", jubelte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Ausgerechnet Kubica, der noch im vergangenen Jahr spektakulär mit über 280 Stundenkilometern in eine Betonmauer geprallt und sich danach mehrfach überschlagen hatte, fuhr in seinem 29. Rennen zum ersten Sieg - zugleich der erste Erfolg eines Osteuropäers in der Königsklasse des Motorsports. Am Ende lag er 16,445 Sekunden vor Heidfeld, der schon Vorjahr in Kanada Zweiter geworden war.

Kubica auf Rang eins der Gesamtwertung

Mit seinem Triumph in 1:36:24,442 Stunden nach 305,27 Kilometern auf dem Circuit Gille Villeneuve setzte sich der 23 Jahre alte Krakauer auch mit 42 Punkten auf Rang eins der Gesamtwertung. Auf Platz zwei folgen nun Hamilton und der Brasilianer Felipe Massa (je 38), der auf der Île Nôtre Dame als Fünfter zumindest vier WM-Punkte einfuhr und der Scuderia damit die Führung in der Teamwertung rettete. Dort rangieren die Roten nun mit 73 Zählern drei Punkte vor BMW-Sauber. Dritter sind die Silberpfeile mit 53 Zählern, da auch der Finne Heikki Kovalainen als Neunter keine Punkte holte. Sein bestes Karriere-Ergebnis gelang dagegen Toyota-Mann Timo Glock. Der Wersauer wurde hinter Red-Bull-Mann David Coulhard Vierter und kassierte damit fünf Punkte. Einen Zähler ergatterte auch Toro-Rosso-Pilot Sebastian Vettel als Achter. Der von Platz fünf gestartete Wiesbadener Nico Rosberg beschädigte sich seinen Frontflügel, als er Hamilton nach dessen Unfall mit Räikkönen ins Auto fuhr und musste sich mit Rang zehn begnügen.

Hamiltons Traum vom zweiten Montreal-Sieg in Serie und einem weiteren Punktgewinn gegen die Hauptrivalen im Titelkampf zerplatzte in Runde 19. Ein technischer Defekt an Sutils Force India verursachte eine Safety-Car-Phase, in der sich das komplette Führungs-Quartett zum Boxenstopp entschied. Räikkönen und Kubica tankten am schnellsten, mussten aber wegen einer roten Ampel an der Boxenausfahrt halten. Hamilton übersah das Stopp-Signal und donnerte seinem finnischen Rivalen ins Heck. Auch der Wiesbadener Nico Rosberg konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und beschädigte sich an Hamiltons Silberpfeil den Frontflügel. Doch während Rosberg und der unbeteiligte Kubica das Rennen fortsetzen konnten, war für den WM-Führenden und den Titelverteidiger Schluss.

Debatte um Strecken-Qualität

Vor dem Start hatte es unter bei Fahrern und Teams heftige Diskussionen um den Zustand der Strecke gegeben. Kurz vor dem Rennen war an drei Abschnitten des Kurses der Belag nachgeteert worden, nachdem der Asphalt aufgebrochen war. "Das ist nicht Formel-1-Standard", schimpfte Heidfeld.

Nach Verlöschen der Startampeln hatte Hamilton zunächst keine Mühe, Platz eins zu behaupten. Dahinter verteidigte Kubica Rang zwei gegen den heranrasenden Räikkönen, während der zweifache Weltmeister Fernando Alonso dem auftrumpfenden Rosberg Platz vier überlassen musste. Der als Achter gestartete Heidfeld rutschte zunächst hinter den Brasilianer Rubens Barrichello zurück, machte das Missgeschick jedoch wenig später wieder wett.

An der Spitze baute Hamilton seinen Vorsprung kontinuierlich aus, weder Saison-Aufsteiger Kubica noch Räikkönen konnten folgen. Dann aber stoppte das Safety Car den Briten und das Unheil nahm seinen Lauf. Erster Nutznießer war Heidfeld, der das Rennen nach Ende der Safety-Car-Phase anführte. Nach seinem ersten Boxenstopp musste der Mönchengladbacher jedoch Kubica passieren lassen. In dieser Phase wechselte die Spitzenposition munter, auch Toyota-Mann Glock durfte einige Führungskilometer genießen.

Claas Hennig[dpa]

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