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Leichtathletik-WM - 100 m Staffel Frauen Finale

© dpa

Großer Staffel-Erfolg: Deutsche Sprinterinnen holen WM-Bronze

Die deutsche Frauen-Sprintstaffel über 4 x 100 Meter hat WM-Bronze gewonnen, "eine Überraschungsmedaille", sagte Startläuferin Marion Wagner - das Publikum im Olympiastadion hatte daran großen Anteil.

Ausrutschen und Hinfallen kann unglaublich viel Spaß machen. Einen süßen Schmerz dürfte Verena Sailer gespürt haben, als sie der Länge nach auf die Bahn hingeschlagen war. Kein bisschen Trost brauchte sie von ihren Staffelkolleginnen, die eine nach der anderen angerannt kamen, ganz ohne besorgten Gesichtsausdruck, sondern strahlend. „Ich wollte die Medaille einfach nicht mehr hergeben“, sagte Sailer. Als sie im Ziel die Arme hoch gerissen hatte, verlor sie das Gleichgewicht, denn Jubeln war nicht eingeplant im lange trainierten Bewegungsablauf. „Ich konnte mich nicht mehr halten.“ Ihre Beine verzieren nun rote Striemen, auf der blauen Bahn hat sich Sailer beinahe die ganze linke Seite des Körpers aufgescheuert. Aber kann Verena Sailer das der blauen Bahn im Olympiastadion übel nehmen?

Diese Bahn hatte sie schließlich zu ihrem größten Erfolg getragen: Die deutsche Frauensprintstaffel erkämpften die Bronzemedaille, Sailer bildete den Abschluss eines rasanten Quartetts mit Marion Wagner, Anne Möllinger und Cathleen Tschirch, das hinter Jamaika und den Bahamas ins Ziel kam. Es war ein intensives Gruppenerlebnis, und die Zuschauer schienen sie ins Ziel schieben und ziehen zu wollen, je nachdem, ob sie vor oder hinter den Läuferinnen saßen. Das Rennen war offen, schwer zu erkennen, wie die deutsche Staffel vor dem letzten Wechsel lag, doch in der Kurve sah es gut aus, was sich die drei deutschen Sprinterinnen bis dahin herausgelaufen hatten, Jamaika und die Bahamas waren nicht mehr einzuholen, aber hinter ihnen war der Kampf um die Bronzemedaille alles andere als entschieden. Die Amerikanerinnen waren im Halbfinale ausgeschieden, weil sich eine Athletin beim Wechsel verletzt hatte.

Als Sailer den Staffelstab von Tschirch in die Hand gedrückt bekam, lief sie mit breit ausgestellten Armen davon, als wolle sie dem Rückenwind noch mehr Fläche bieten zum Anschieben. „Renn einfach, dann bist du auf drei“, sagte sich Sailer. 42,87 Sekunden brauchten die vier deutschen Sprinterinnen, dreizehn Hundertstel weniger als die hinter ihnen platzierten Russinnen.

„Eine Überraschungsmedaille“ nannte Marion Wagner das Ergebnis. Sie hatte sich vor dem Rennen als „schlechte Starterin“ bezeichnet, daran könne sie nun mal nichts ändern, eine schnelle Reaktion habe man eben oder man habe sie nicht. Doch in diesem Finale hatte sie mit Abstand die beste Reaktionszeit. Auch die Wechsel klappten gut, „wir haben auch nichts mehr verändert gegenüber dem Vorlauf“, sagte Wagner. Eine kurze Rückmeldung vom biomechanischen Begleitpersonal gab es noch, dann gingen die vier wieder nicht einmal zwei Stunden nach ihrem Vorlauf wieder an den Start. „Die erste Nervosität war schon weg, weil wir im Vorlauf schon ein gutes Gefühl hatten, wir hatten einfach etwas drauf“, sagte Sailer, die im Einzel nur knapp das Finale verpasst hatte.

Zusammen sind sie schneller, das hat Marion Wagner am Samstag festgestellt. „Ich weiß auch nicht, warum wir so stark sind, aber wir sind auf jeden Fall besser, als wenn wir alleine laufen.“ Sie sind schließlich nicht nur zu viert unterwegs gewesen, sondern mit der Unterstützung der Zuschauer, 59 926 waren nach Angaben des Organisationskomitees im Olympiastadion und machten der Sprintstaffel mit einem schmerzbetäubendem Lärm Beine.

Einen besseren Zeitpunkt für diesen stürmischen Lauf schien es nicht zu geben, um 20 Uhr zur besten Sendezeit, mitten an einem emotionalen WM-Abend. Aber auch für die vier Sprinterinnen war das in dieser Besetzung wohl der ideale Moment. Marion Wagner ist nun 31 Jahre alt, und nach einem Blick in die Runde sagte sie: „So etwas wird uns wahrscheinlich nicht mehr passieren.

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