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Sport: "Großes Heilige Jahr der Sportler": Ein Atheist kickt für den Papst

Dass er ganze Stadien mit vielen Zehntausenden Menschen beherrschen kann, zeigt er seit über zwanzig Jahren ein ums andere Mal. Und so nahm es nicht wunder, dass Papst Johannes Paul II.

Dass er ganze Stadien mit vielen Zehntausenden Menschen beherrschen kann, zeigt er seit über zwanzig Jahren ein ums andere Mal. Und so nahm es nicht wunder, dass Papst Johannes Paul II. auch diesmal wieder die Ränge füllte, in Roms Olympiastadion. Mehr als 70 000 Zuschauer waren gekommen, um das "Große Heilige Jahr der Sportler" mitzuerleben.

Zahlreiche Ehrengästen lauschten der Heiligen Messe, der prominenteste unter ihnen war Juan Samaranch, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Es folgten die obligatorische Freisetzung von weißen Tauben, eine Demonstration von Leistungen behinderter Sportler und eine Predigt zu den Themen "Sport als Friedensbote", "Sport ohne Rassenhass" sowie "Sport ohne Rückgriff auf künstliche Mittel". Dann schaute sich der Heilige Vater das Fußballspiel zwischen der italienischen Nationalmannschaft und einer Weltauswahl an. Der Kick geriet zu einer Demonstration italienischer Verteidigungskunst. Dem Rest der Welt gelang kein Tor, den Italienern auch nicht.

Dass sein Herz für den Fußball schlägt, ist bekannt. In seiner Jugend hatte er sich als Torhüter betätigt. Doch diesmal hatte Karol Woityla, passend zum heiligen Anlass, das Spiel auch noch als ökumenische Veranstaltung entdeckt. Schon in den Tagen zuvor hatte der Vatikan sich auflisten lassen, welcher Religion und Konfession denn die einzelnen Balltreter seien. Und siehe da: Neben Protestanten und orthodoxen Christen hechelte da auch ein halbes Dutzend Muselmanen und Buddhisten hinter dem Ball her. Höhepunkt der päpstlichen Toleranz: Sogar ein erklärter Atheist durfte mitspielen.

Es gab im breiten Spektrum der Veranstaltung aber auch ein paar Programmpunkte, die in den italienischen Blättern als ausgesprochen pharisäerhaft gegeißelt wurden. So etwa die Rede des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) von Italien. Der Mann lobte in seinem Grußwort vor dem Papst doch tatsächlich die "Sauberkeit des Sportes" und den "siegreichen Kampf in unserem Inneren" gegen "die Versuchung unerlaubter Hilfen". Dabei steht doch zurzeit der gesamte NOK-Vorstand unter dem Verdacht, seine Sportmediziner über Jahre zum Dopen der italienischen Spitzensportler angehalten zu haben. Der Papst entließ ihn mit einem freundlichen Segen.

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