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Hand aufs Herz. Dank des entscheidenden Treffers von Vedad Ibisevic (l.) verlässt der VfB Stuttgart den Tabellenkeller. Foto: dpa

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Sport: Gruß Richtung Oberring

Der VfB Stuttgart zeigt in Hamburg seine beste Saisonleistung und gewinnt 1:0.

Hamburg - Als Letzter versuchte es der Kapitän. Noch ein hoher Ball in den Strafraum noch ein Befreiungsschlag, direkt auf den Fuß von Heiko Westermann, der holte aus – und schickte einen Gruß Richtung Oberring. Hinauf zum harten Kern der Hamburger Fans, die sich die Kehle aus dem Hals pfiffen, was keineswegs nur an Westermanns missratenem Schuss lag. Nach zuletzt zehn Punkten in vier Spielen ging der HSV in der Bundesliga mal wieder als Verlierer vom Platz, und das völlig verdient. Vor 53 121 Zuschauern im Volkspark verloren die Hamburger 0:1 (0:1) gegen den VfB Stuttgart. „Wir hätten auch problemlos 4:0 gewinnen können“, sagte der Stuttgarter Stürmer Martin Harnik, aber von der Vielzahl erlesener Chancen nutzte nur Vedad Ibisevic eine zum spielentscheidenden Tor.

„Die Bundesliga wird auch immer verrückter“, sprach Bruno Labbadia. „Nach dem vierten Spieltag waren wir schon abgestiegen, jetzt sind es nur noch drei Punkte zur Champions League.“ Und: „Natürlich greifen wir jetzt die Champions League voll an!“ Dann lachte der Stuttgarter Trainer kurz, nur mühsam seine Genugtuung verbergend. Vor zwei Wochen hatte er in einem wütenden Monolog die Kritik an ihm und seiner Mannschaft verteufelt. Die Mannschaft dankte es ihm mit der besten Saisonleistung. Der sonst so heimstarke HSV hatte nur in der kämpferisch besseren zweiten Halbzeit ein bisschen mehr vom Spiel, aber seine Überlegenheit reduzierte sich auf ein Mehr an Ballbesitz, und das hilft herzlich wenig, wenn dabei keine Torchancen herausspringen.

Auch in dieser Hinsicht hatten die Stuttgarter klare Vorteile. Martin Harnik tauchte nach schönem Zusammenspiel mit Vedad Ibisevic schon nach ein paar Sekunden ganz allein vor René Adler auf, aber der Hamburger Torhüter hält in diesen Tagen so ziemlich alles, da war dieses halbherzige Schüsschen des Österreichers erst recht kein Problem für ihn. Bei der nächsten Stuttgarter Chance war es Ibisevic, der nach Christian Gentners Zuspiel Auswahl hatte und dann doch weit am Tor vorbei schoss. Danach war Ibrahima Traoré an der Reihe. Aus denkbar spitzem Winkel wollte er Adler überlisten, aber der blieb einfach stehen und blockte den Schuss mit dem Oberkörper.

Diese Häufung von torgefährlichen Situationen hätte den Hamburgern eine Warnung sein sollen. Der HSV aber schluderte weiter in der Defensivarbeit, und beim nächsten Mal war es geschehen. Nach Gentners Pass lief Harnik auf der rechten Seite Marcell Jansen davon und spielte flach in die Mitte. Dort hatte Ibisevic im richtigen Moment den Spurt angezogen, so dass er einen Tick vor Michael Mancienne am kurzen Pfosten auftauchte und den Ball flachte in die rechte Ecke stieß.

Diese Führung entsprach dem intelligent und kompakt vorgetragenen Spiel der Stuttgarter. Der VfB hatte das Spiel im Griff und hätte leicht und mehrmals auf 2:0 erhöhen können, doch Traoré ließ sich den Ball von Dennis Diekmeier noch vom Fuß spitzeln. Nach Raphael Holzhausers schönem Dribbling im Strafraum hatte der HSV Glück, dass der Schuss des Österreichers ein paar Zentimeter am rechten Pfosten vorbei sauste. Und dann nahm Traoré dem einschussbereiten Harnik den Ball vom Fuß und drosch ihn weit übers Tor.

Den Hamburgern fiel mit zunehmender Spielzeit immer weniger ein. Auch Rafael van der Vaart vermochte dem Spiel keine Struktur zu geben. Schon vor zwei Wochen beim glücklichen 1:0-Sieg in Fürth hatte sich der Niederländer weitgehend versteckt. Vom Van-der-Vaart-Effekt der ersten erfolgreichen Wochen nach seiner Rückkehr aus London ist beim HSV nicht mehr viel übrig geblieben. Sven Goldmann

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