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Buchwald

© dpa

Guido Buchwald: Ein sehr netter Trainer

Zweitligist Alemannia Aachen entlässt Trainer Guido Buchwald. Der Meistertrainer aus Japan war von Anfang an in Aachen skeptisch beäugt worden.

Berlin - Zwei Jahre hatte sich Guido Buchwald Zeit gegeben, um in Aachen etwas zu schaffen. Versuchen durfte er dies nur 14 Spieltage lang, dann war der erste Trainerjob des Weltmeisters von 1990 in Deutschland beendet. Gestern, einen Tag nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg, entließ Alemannia Aachen den Trainer. „Sowohl der Punktestand als auch die Entwicklung haben dazu angeraten, sich von Buchwald zu trennen“, sagte Sportdirektor Jörg Schmadtke. „Es hat ein Stück weit das Vertrauen gefehlt, dass wir eine positive Entwicklung hinbekommen.“ Schmadtke leitete gestern bereits das Training und übernimmt vorerst als Interimscoach die Mannschaft – bis zur Winterpause, falls bis dahin noch kein Nachfolger gefunden sein sollte. „Total Überrascht“ zeigze sich Buchwald von der Trennung. „Es gab einen Zwei-Jahres-Plan und die Absprache, dass wir uns im Winter zusammensetzen“, sagte Buchwald der „Welt“.

„Guido-san“ kam als Trainer des Jahres aus Japan, er hatte mit den Urawa Red Diamonds den nationalen Pokal und die Meisterschaft gewonnen. Dennoch wurde Buchwald in Aachen durchaus skeptisch empfangen. Die Alemannia verpflichtet normalerweise Spieler und auch Trainer, die vorher nicht so im Rampenlicht standen und sich in Aachen entwickeln können. So gab Trainer Dieter Hecking der Mannschaft in der Aufstiegssaison vor zwei Jahren eine klare Struktur, auch unter seinem Nachfolger Michael Frontzeck war eine Handschrift erkennbar, er hinterließ eine weitgehend intakte Mannschaft.

„Ich empfinde den Erwartungsdruck als gar nicht so groß“, hatte Buchwald vor dem Saisonstart gesagt und angekündigt, eine eigene „Struktur“ in die Mannschaft bringen zu wollen. Hinter seinen „Top-Favoriten Mönchengladbach und Köln“ wollte Buchwald „oben mitspielen“, um dann in der nächsten Saison den Wiederaufstieg in die Bundesliga in Angriff zu nehmen. Eine Saison zu spät, wenn es nach den Fans geht, die gestern in ihren Foren die Entlassung als „besser jetzt als zu spät“ begrüßten. „Von einem sofortigen Wiederaufstieg war nie die Rede“, sagte Buchwald. Zwar hat Aachen zu Hause auf dem Tivoli in dieser Saison noch kein Spiel verloren, auswärts jedoch erst eines gewonnen und war in den letzten fünf Spielen auch nur einmal als Sieger vom Platz gegangen.

Aus der Mannschaft ist zu hören, dass Buchwald zwar nett sei. Aber trotz seiner Erfolge als Spieler und Trainer soll er keinen großen Respekt genossen haben. Mit den Medien kam er gut klar, zeigte aber auch Zeichen von Schwäche: Als er nach einigen Spielen Torhüter Kristian Nicht austauschte, sagte er zur Begründung, dass dieser den Fans nicht mehr vermittelbar sei. Vor ein paar Wochen setzte er sich ohne Not selbst unter Druck, als er sagte, dass bis zur Winterpause kein Spiel mehr verloren gehen dürfe.

Es scheint auch prinzipiell nicht gepasst zu haben zwischen dem netten Herren aus Japan und der Alemannia. Sportdirektor Schmadtke hat offensichtlich eine andere Idee von Fußball als Buchwald und deshalb gemeinsam mit Geschäftsführer Frithjof Kraemer die Trennung beschlossen. Und Guido Buchwald hat im Sommer gesagt, dass er irgendwann nach Japan zurückkehren möchte.

Mitarbeit: Marlon Gego

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