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Sport: Gut, aber noch nicht gut genug

Deutsches Team könnte besser gefördert werden.

London - Die North Greenwich Arena tobte, die Fans applaudierten begeistert dem Sieger: Die deutschen Rollstuhl-Basketballerinnen holten Gold im Finale gegen Australien. Dieser Sieg war einer der zahlreichen Erfolge, die das deutsche Paralympics-Team mit seinen 150 Athleten, drei Begleitläufern und 99 Betreuern in London erreicht hat. 166 Nationen mit 4200 Athleten haben in London in 20 Sportarten um 500 Goldmedaillen gekämpft. Team Germany präsentierte sich dabei sehr erfolgreich: Die Mannschaft holte 18 Gold-, 26 Silber- und 22 Bronzemedaillen – Platz acht im Medaillenspiegel. Bei den Paralympics in Peking war es der elfte Platz.

„Wir haben durch die Topteam-Förderung von jetzt bereits 55 Athleten, aber auch durch die sechs hauptamtlichen Bundestrainer und die größere Zahl von paralympischen Stützpunkten, sportlich zulegen können“, sagte Karl Quade, der Chef de Mission des deutschen Teams. Alle Athleten gehen arbeiten und werden ehrenamtlich von Heim-Trainern, Physiotherapeuten und Ärzten unterstützt. Besonders erfolgreich waren die Reiter, die Judoka, die Leichtathleten und die Schwimmer.

Beim deutschen Paralympics-Team hatten, anders als bei der Olympia-Mannschaft, die einzelnen Verbände keine Zielvorgaben, in denen protokolliert wird, wie viele Medaillen erwartet werden. „In unserer Mannschaft sind nur wenige Athleten an den eigenen Ansprüchen gescheitert“, sagte Quade. Die Kaderathleten seien durch die finanziellen Mittel der Topteam-Sponsoren optimal vorbereitet worden. Ohne diese Unternehmen würde es in Deutschland keine so umfassende finanzielle Unterstützung des Paralympics-Kaders geben. Das Bundesinnenministerium bezahlt immerhin Trainingslager, Sportstätten und Reisekosten.

„Es wird aber Zeit, dass wir von den Briten lernen“, sagte Heinrich Popow, Sieger über 100 Meter. Dabei denkt er an die professionellen Strukturen im Behindertensport in Großbritannien. Dort gibt es nicht bloß mehr Sponsoren als in Deutschland, dort sind auch die Behinderten bei den Nichtbehinderten-Verbänden eingegliedert. In Deutschland gibt es so etwas nur bei Curlern, Ruderern und Kanuten. Immerhin kooperieren diverse Verbände der Behinderten und Nichtbehinderten. Der einarmige Ex-Wintersportler Gerd Schönfelder trainierte zum Beispiel mit nichtbehinderten Junioren.

Es mag makaber klingen, aber das hohe Niveau bei der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland ist für den Behindertensport ein Nachteil. Es gibt prozentual gemessen an der Gesamtbevölkerung weniger Behinderte als in anderen, weniger entwickelten Ländern. In Deutschland sind rund acht Millionen Behinderte registriert, darunter 650 000 im Jugendbereich. „Somit bleibt für den Leistungssport ein Potenzial im niedrigen vierstelligen Bereich übrig“, sagte Quade. Nachwuchsförderung sei schwer, es gebe zu wenige Vereine, in denen Behinderte gut Sport treiben können. Er hofft auch auf mehr als die derzeit zehn Stellen für Sportler im Öffentlichen Dienst.

Es gibt über die sportlichen Erfolge hinaus weitere gute Nachrichten von den deutschen Athleten. 16 Dopingkontrollen wurden bei ihnen vorgenommen, alle waren negativ. Bei anderen Athleten freilich hatten die Fahnder Erfolg. Kurz vor Ende der Wettkämpfe sind drei Doping-Fälle bekannt geworden. Zwei russische und ein georgischer Gewichtheber sind als Dopingsünder überführt worden.Annette Kögel

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