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Sport: Gut, aber zu jung

Eisbären hadern mit den Auswahlkriterien des U-20-Trainers

Berlin. Mit Besuchern ist das so eine Sache, bringen sie doch schon mal den Alltag des Gastgebers durcheinander, können ihm Umstände bereiten. Natürlich ist es häufig auch der Fall, dass sich der Mensch freut, wenn mal ein guter Freund vorbeischaut. Dies aber trifft die momentane Gefühlslage der Herren Pierre Pagé und Peter John Lee nicht so recht: Auf den Herrn, der sich heute ins Sportforum begibt, haben Trainer und Manager der Eisbären lange gewartet. Ob sie sich auf Ernst Höfner, Nachwuchstrainer beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB), beim Berliner Team aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) so recht freuen, erscheint zumindest fraglich.

Obwohl bei den Eisbären über ein halbes Dutzend junger deutscher Spieler in der DEL für Furore sorgen, stehen mit Martin Hoffmann und Frank Hördler derzeit nur zwei von ihnen im Kader des U-20-Nationalteams – neben vielen, die noch gar nicht in der DEL gespielt haben. Pagé findet das „seltsam“: „Wir haben sechs Spieler, die würden dafür sorgen, dass die U-20-Nationalmannschaft besser wird.“ Letzteres erscheint auch nötig, soll doch das Team im Dezember beim B-Weltmeisterschafts-Turnier, das ausgerechnet bei den Eisbären im Sportforum stattfindet, den Wiederaufstieg in die A-Gruppe schaffen.

Höfner kann nicht verstehen, warum sie bei den Eisbären meinen, er übersähe ihre talentierten Akteure. „Ich weiß doch, dass der Pierre Pagé optimale Arbeit macht mit den jungen Spielern“, sagt Höfner. „Er geht den richtigen Weg. Die jungen Berliner bekommen viel Spielpraxis, die Eisbären sind ein Vorbild in der DEL.“ Allerdings, so Höfner, seien viele der Talente bei den Eisbären erst 18. „Die wären also eher ein Fall für die U-19-Nationalmannschaft.“ Mit dieser Logik kommt Pagé nicht zurecht. „Dann sollen die mit dem U-20-Team doch mit ihren älteren Spielern in der B-Gruppe bleiben“, sagt er.

Bei den Eisbären hat etwa der 18-jährige Stürmer Florian Busch in zehn Spielen schon stattliche sechs Skorerpunkte auf seinem Konto. Gut genug für ein DEL-Spitzenteam, aber zu schlecht für die nationale Juniorenauswahl? Nun gut, so sei es dann doch nicht, sagt Höfner. „Ich werde Pagé fragen, wie er die Perspektiven von Busch sieht. Auch Stürmer Jens Baxmann ist ein interessanter Kandidat. Und dann fehlt mir noch einer. Der…“ André Rankel? Der Stürmer hat in der DEL schon zwei Tore geschossen, ist aber gerade erst 18 geworden. „Den werde ich natürlich auch beobachten, dann ist da ja auch noch Verteidiger Tobias Draxinger, und der Hördler ist ja sowieso dabei.“ Natürlich werde er das am Dienstag in Berlin alles in Ruhe mit Pagé besprechen. Aber: „Ich nominiere nur nach Leistung.“

Jugend allerdings schützt nicht vor Leistung, das haben die jungen Spieler der Eisbären längst bewiesen. Und Leistung schützt tatsächlich nicht immer vor der Nominierung fürs Nationalteam. Höfner ist nämlich in Berlin auch in einer zweiten Mission unterwegs: als Assistent von Bundestrainer Hans Zach. Die positive Entwicklung von Florian Keller sei Zach und ihm nicht verborgen geblieben, sagt Höfner. Er zähle den 27-Jährigen jetzt „zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft“. Rob Leask ist als neuer Inhaber eines deutschen Ausweispapiers ebenfalls im Blickpunkt. Der ehemalige kanadische Nationalspieler darf nach den neuen Kriterien des Internationalen Eishockey-Verbandes IIHF für Deutschland spielen: Danach muss ein Spieler den Pass des neuen Landes erhalten haben und mindestens vier Jahre ununterbrochen in der Liga dieses Landes gespielt haben.

Also dürfte Ernst Höfner bei seinem Besuch in Berlin durchaus auch auf Menschen treffen, die so richtig glücklich über seinen Besuch sind: Leask hat bereits signalisiert, dass er sich auf einen Einsatz im Nationalteam freuen würde.

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