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Sport: Gute Arbeit, wenig Geld

Stuttgarts Trainer Felix Magath will mehr Prämien für die Spieler

Stuttgart. An diesem launigen Abend, als das deutsche Organisationskomitee der WM 2006 in die Stuttgarter Staatsgalerie zu Filmbeiträgen, Talkrunden und Grillfest geladen hatte, herrschte eisige Stimmung zwischen den beiden. Felix Magath und der Finanzchef des VfB Stuttgart, Ulrich Ruf, würdigten sich keines Blickes. Obwohl sie in der Bundesliga wieder weit oben stehen und für die Gruppenspiele in der Champions League bereits 35 000 Dauerkarten verkauft sind, streiten sie sich im Schwäbischen. „Ich sehe für meine Position keine breite Unterstützung der Vereinsführung mehr“, sagt Magath, der beim VfB als Trainer und Teammanager fungiert. Im Streit um eine dauerhafte Prämienregelung für seine Spieler hat Magath Ruf als Bremsklotz ausgemacht, jenen Mann, der als einziger Funktionär aus der Ära des umstrittenen VfB-Präsidenten Gerhard Mayer- Vorfelder übrig blieb und die Finanzzahlen des Klubs wie ein persönliches Geheimnis hütet. „Ich kenne nicht einmal die genaue Höhe meines Sportetats“, sagte Magath. Damit jeder die Tragweite der Situation erkennt, ließ Magath eine deutliche Warnung vom Stapel. „Ich weiß, dass sich die Geschichte mit den Prämien negativ auf die Stimmung in der Mannschaft niederschlägt“, sagte Magath, als wolle er eine mögliche Niederlage im heutigen Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern vorab erklären.

Trainer und Team wollen eine Prämienregelung für die gesamte Saison und die Champions League, der sportliche Leiter kann seinen Profis aber nur eine provisorische Regelung präsentieren. Für die nächsten fünf Spiele gibt es die gleichen Prämien (rund 1000 Euro pro Punkt) wie für die ersten drei. Um den Ernst seines Anliegens zu verdeutlichen, sagte Magath süffisant, er verzichte auf die dringend benötigte Verstärkung für die Abwehr und „stelle dem Klub das Geld für Prämien zur Verfügung“. Er habe mehrfach bei Ruf nach dem Etat gefragt und keine befriedigende Antwort erhalten.

In der Tat können nur wenige verstehen, dass der Vizemeister seine sportlichen Erfolge nicht auch auf den Marketingbereich übertragen kann und höhere Einnahmen erzielt. Präsident Erwin Staudt, erst seit kurzem im Amt, sagt: „Ich kann nur das Geld ausgeben, das ich in der Kasse habe. Wenn ich jetzt eine Regelung für die ganze Saison treffe, habe ich ein negatives Betriebsergebnis und verstoße gegen die Lizenzauflagen.“

Rund 15 Millionen Euro Schulden drücken den VfB. Magath aber fühlt sich allein gelassen und sieht den sportlichen Erfolg gefährdet. Die beiden Jungnationalspieler Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel wollen längerfristige Verträge mit höheren Bezügen, doch der Verein zögert auch damit. Kuranyi und Hinkel haben mehrfach betont, sie hätten bald die Nase voll. Aber auch diese Botschaft ist beim Stuttgarter Präsidium, das nur aus Wirtschaftsfachleuten besteht, noch nicht angekommen.

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