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Sport: Gute Laune nach Elfmeterschießen

Energie Cottbus erhofft sich vom Pokalerfolg gegen Mönchengladbach einen Schub für die Bundesliga

Nach all dem Gequatsche der vergangenen Wochen war nun die Stunde der nonverbalen Kommunikation gekommen. Ulrich Lepsch, der Präsident des FC Energie Cottbus, hatte die Mannschaft ja längst dazu angehalten, weniger über- und gegeneinander zu reden. Nach dem 3:0-Sieg seiner Mannschaft gegen Borussia Mönchengladbach ging er mit gutem Beispiel voran. Als er aus dem Stadiontunnel trat, sagte Lepsch: „Ich habe eigentlich nichts zu sagen. Wir haben doch alles gesehen heute.“ Steffen Heidrich, Energies Manager, verschwand ebenfalls wortlos. Ihm hatte die Frage eines Journalisten nicht gepasst, in der das Wort Gestolpere vorgekommen war. Und das nach einem 3:0? Nach dem ersten Sieg seit Anfang August, seit dem Erstrundenerfolg im DFB-Pokal gegen den Fünftligisten Tennis Borussia aus Berlin? Nun freut euch doch mal, lautete die unterschwellige Botschaft, der Heidrich durch vorwurfsvolles Schweigen auf die Sprünge helfen wollte.

Schon kurz nach dem Abpfiff war das Gestolpere zwischen dem Letzten der Bundesliga und dem Drittletzten in der Tat vergessen, aber das lag vor allem am kuriosen Zustandekommen des Ergebnisses. Die Cottbuser gewannen das Spiel nach 90 Minuten im Elfmeterschießen: Alle drei Tore resultierten aus Strafstößen. „Das habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt, dass man in einem Spiel drei Elfmeter bekommt“, sagte Ervin Skela, der die letzten beiden verwandelt hatte. Vor dem 3:0 musste er sich allerdings erst noch in einer internen Ausscheidung um das Recht der Ausführung gegen Dimitar Rangelow durchsetzen. Der Bulgare, der zum 1:0 getroffen hatte, ist Energies erster Elfmeterschütze, war aber wie schon vor dem 2:0 gefoult worden und musste deshalb zurücktreten.

„Wir werden darüber sprechen“, kündigte Energies Trainer Bojan Prasnikar an, der sich die schöne Stimmung nicht gleich wieder kaputt machen lassen will – weder von innen heraus noch von außen. Der Slowene musste sich nach dem Spiel vorhalten lassen, dass seine Mannschaft wieder mal kein Tor aus dem Spiel heraus erzielt hatte. Aber das war ihm an diesem Abend genauso egal wie die Regeln der deutschen Grammatik. „Besser so wie nix“, entgegnete Prasnikar.

Schließlich mussten sie in Cottbus lange genug auf bessere Laune warten. In den ersten fünf Ligaspielen hat Energie mit einem Tor gerade zwei Punkte geholt. Es gab Berichte über tiefe Gräben innerhalb der Mannschaft, gegenseitige Vorhaltungen und Anschuldigungen. Der Erfolg gegen die unbedarften und nicht minder kriselnden Gladbacher wurde nach all den unwirtlichen Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit freudig als erstes Zeichen für den Beginn besserer Zeiten gedeutet. „Wenn wir jetzt kein Selbstbewusstsein mitnehmen, wann dann?“, fragte Kapitän Timo Rost. Am Wochenende spielen die Cottbuser bei Hertha BSC im sogenannten Ost-Derby. Günstiger geht es kaum: Gegen die Berliner hat Energie in der vergangenen Saison vier von sechs Punkten geholt. Überhaupt fällt die Bilanz für Cottbus mit sechs Siegen aus zehn Bundesligabegegungen bei nur drei Niederlagen deutlich positiv aus.

Durch den Erfolg gegen Gladbach fühlen sich die Cottbuser innerlich wieder ausreichend gefestigt, um die gute Serie fortzuschreiben. Wie weggeblasen sind die Zweifel. Prasnikar hatte bei seiner Mannschaft „gute Sachen nach vorne“ gesehen, „das war wichtig für das Selbstvertrauen“. Torhüter Tremmel erlebte, wie es in einem Spiel „von null auf hundert“ ging. „Auf einmal haben sich die Leute wieder was zugetraut.“ Eins jedenfalls werden die Cottbuser in Berlin ganz sicher nicht haben: Angst vor einem Elfmeter.

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