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Sport: Guter, schlechter Zweiter

Wie Alba nach vielen Rückschlägen mit der Niederlage im Finale umgeht

Mike Penberthy hatte es eilig, die Saison 2005/2006 hinter sich zu lassen. Kaum ertönte die Schlusssirene im Energy-Dome, sprintete der Basketballprofi von Alba Berlin los. „In Italien muss man nach einem verlorenen Finale schnell aus der Halle kommen“, erklärt er. Um nicht die Schmähungen der siegreichen Fans erleiden zu müssen. In Köln aber schunkelten die Fans und sangen Karnevalslieder, während das unterlegene Team Silbermedaillen umgehängt bekam. Mike Penberthy erlebte das alles zunächst nicht mit, er saß alleine in der Umkleidekabine, bis er merkte, dass er etwas falsch gemacht hatte. Und zurück aufs Feld lief.

Die Ehrung der Verlierer wunderte Penberthy. „Das gibt es nirgendwo sonst auf der Welt“, sagt er. Doch selten war die Silbermedaille so angebracht wie bei Alba Berlin, sie fasst den Zwiespalt dieser Saison zusammen: Das große Ziel verfehlt und trotzdem keine schlechte Saison gespielt. „Es sind viele gute Sachen passiert“, sagt Kotrainer Calvin Oldham, „aber ich bin nicht zufrieden“. Die ambitionierten Berliner hatten zusehen müssen, wie Rhein Energie Köln nach dem 85:74 die Finalserie mit 3:1 nach Siegen gewann und den Meistertitel feierte. „Die Enttäuschung ist groß“, sagt Albas Präsident Dieter Hauert, „aber wir haben heute nicht so gespielt, dass wir gewinnen können“. Alba hofft nun, dass Köln wegen Hallenproblemen auf den Startplatz in der Europaliga verzichten muss.

Im letzten Spiel hatte Alba die Kraft gefehlt, sich ein letztes Mal aufzubäumen. Zu viele Rückschläge hatte das Team in dieser Saison erleiden müssen, den entscheidenden im Halbfinale, als Centerspieler Jovo Stanojevic einen Kreuzbandriss erlitt. „Wir haben Glück gehabt, dass er nicht mitspielen konnte“, gibt Sasa Obradovic zu. Der Kölner Coach ist mit dem Meistertitel in seiner ersten Trainersaison zum Volkshelden aufgestiegen. Immer wieder strichen ihm die Kölner Spieler und Fans liebevoll über seine Glatze.

Alba hingegen fehlte oft das Glück. Die Rückschläge gipfelten im Unglück vom 26. November, als Matej Mamic mit Lähmungserscheinungen vom Feld getragen werden musste. „Wir haben in dieser Saison andere Erfolge gefeiert“, sagt Vizepräsident Marco Baldi, „zum Beispiel, dass unser Kapitän wieder geradeaus durch die Gegend laufen kann“. Am Dienstag weilte Mamic unter den Zuschauern.

Im Uleb-Cup ist Alba frühzeitig ausgeschieden, dafür feierte der Verein den Pokalsieg. „Ich bin gottfroh, dass wir einen Titel haben“, sagt Baldi. Demond Greene tröstet der Pokalsieg nicht. Er dachte an jene vier Fahnen in der Max-Schmeling-Halle, auf denen pro Saison zwei Titel vermerkt sind. „Ein Pokalsieg füllt eine Fahne doch gar nicht richtig aus“, sagt er.

Nun stehen schwierige Personalentscheidungen an. Alba bot in dieser Saison ein harmonisches Team auf, das die Zuschauer mit teilweise spektakulärem Spiel begeistert hat. Das spräche dafür, das Team im Wesentlichen zusammenzuhalten. Zumal Alba sich im Etat nicht verschlechtern wird. Von den Stammspielern besitzen nur Demond Greene und Martynas Mazeika einen Vertrag. ansonsten gibt es einige Unwägbarkeiten. „Wir planen die Saison zunächst ohne Jovo Stanojevic und Matej Mamic“, sagt Baldi. Die beiden Spieler bilden Albas Herz, doch es ist unklar, wann beziehungsweise ob sie zurückkommen werden. Zudem steht Alba vor der Frage, welche Verträge man den Rekonvaleszenten gibt, zu denen auch Sascha Leutloff zählt.

Die Amerikaner Hollis Price, Sharrod Ford und Luke Whitehead werden ihr Glück zunächst in der NBA-Summerleague versuchen. „Wenn ich es nicht in die NBA schaffe, würde ich gerne wieder bei Alba spielen“, sagt Price. Auch Penberthy sagt: „Ich bin eigentlich kein Spieler, der nur eine Saison bei einer Mannschaft spielt.“ Er hat sich in der Finalserie nicht für eine Weiterverpflichtung empfohlen, war jedoch auch von einer Leistenverletzung gehandicapt.

Zunächst muss Alba entscheiden, ob mit den Trainern Henrik Rödl und Calvin Oldham weiter gearbeitet werden soll. Präsident Hauert hält sich bedeckt. „Wir werden erst ein paar Tage darüber schlafen und dann alles aufarbeiten“, sagt er. Sein Kotrainer würde sich über eine Vertragsverlängerung freuen. Calvin Oldham sagt: „Ich habe das Gefühl, dass wir hier noch nicht fertig sind.“ Die Spieler dürften das genauso sehen.

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