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So viel fehlt. Thomas Haas verliert den zweiten Satz erst im Tiebreak.

© dpa

Haas scheitert in Paris: Chancenlos im Viertelfinale gegen Djokovic

Thomas Haas scheitert bei den French Open erst am Weltranglistenersten Novak Djokovic. Am Ende verliert der 35 Jahre alte deutsche Tennisprofi gegen den Serben mit 3:6, 6:7, 5:7.

Thomas Haas hatte in den letzten Monaten immer wieder betont, wie viel es ihm bedeutet, dass ihn seine kleine Tochter Valentina noch beim Tennisspielen erleben kann. Und nun, da er es mit seinen 35 Jahren zum ersten Mal ins Viertelfinale der French Open geschafft hatte, war es einer dieser besonderen Momente, den Haas gerne mit ihr teilen wollte. Dennoch erwies es sich als kluge Entscheidung, dass die Zweieinhalbjährige nur kurz mit ihrer Mutter auf der Tribüne saß. Denn sie hätte eine Menge Vokabeln von ihrem Vater gehört, die nicht für Kinderohren bestimmt sind.

Haas schimpfte, mitunter pöbelte er sogar in Richtung seines Trainers Ulf Fischer und seines Physiotherapeuten Carlos Costa. Die beiden kennen das schon, und sie lassen sich seine Frechheiten gefallen, weil sie wohl ahnen, dass Haas dieses Ventil auf dem Platz braucht. Und an diesem Nachmittag auf dem Court Suzanne Lenglen waren die Ausbrüche besonders hitzig. Denn Haas wollte unbedingt den Sieg gegen Novak Djokovic. Doch am Ende scheiterte er am Weltranglistenersten mit 3:6, 6:7 und 5:7.

„Heute hat es nicht gereicht“, sagte Haas, „vielleicht war die Herausforderung etwas zu groß.“ Noch vor drei Monaten hatte er Djokovic beim Masters in Miami sensationell bezwungen. „Auf Hartplatz geht manches etwas leichter“, erklärte Haas, „ich war heute manchmal zu passiv und habe meine Chancen nicht genutzt.“ Dabei hatte er allein im zweiten Durchgang bereits mit 4:2 im Tiebreak geführt, leistete sich dann jedoch zwei leichte Fehler mit der Vorhand, die Djokovic wieder heranbrachten. Haas brachte sich mit vielen Fehlern beim letzten Ball um den Lohn für seine kluge Vorbereitung der Punkte. Djokovic spielte abgeklärter. „Thomas ist ein harter Gegner“, lobte er, „er variiert gut, schlägt sehr stark auf – er kann alles. Ich war aber in den wichtigen Momenten besser.“

Im dritten Satz bäumte sich Haas noch einmal auf, angetrieben von den 10 000 Zuschauern, die sich längst auf die Seite des Oldies geschlagen hatten. Einen Matchball wehrte Haas beim Stand von 3:5 ab, erkämpfte sich mit enormer Aggressivität sogar das Break. Doch die Hoffnung flaute auf der Tribüne sofort wieder ab, als Haas seinen Aufschlag zum 5:6 abgab. „Ich war heute sicherlich angespannter als sonst“, gab Haas zu, „ich hatte nur diesen Sieg vor Augen, aber es war streckenweise nicht mein bestes Tennis.“ Vor allem, weil Djokovic dieses Level nicht zuließ. Allein 46 direkte Gewinnschläge hämmerte er Haas ins Feld, zusammen mit elf Assen. Nach zweieinviertel Stunden war das Match vorbei für Haas. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Haas seine mitreißende Geschichte von Roland Garros noch ein kleines bisschen länger hätte fortsetzen können. Jene Geschichte des ewig Verletzten, der mit eisernem Willen und Disziplin auf den letzten Zügen seiner Karriere noch ein Hoch erlebt. Eigentlich klingt es fast zu schön, als dass man es glauben könnte. Aber Haas hatte sich tatsächlich als ältester Spieler seit 42 Jahren in die Runde der letzten Acht von Paris gekämpft und Konkurrenz und Publikum verblüfft. „Im Moment bin ich enttäuscht“, sagte Haas, „aber heute Abend werde ich sicher sehr stolz auf dieses Turnier sein und mir auch ein Glas Bier gönnen.“

Nur ein Match auf dem Hauptplatz, dem Court Philipp Chatrier für seinen wohl letzten großen Auftritt in Paris blieb ihm verwehrt. „Die Ansetzung ist schwachsinnig“, ärgerte er sich, „ich hätte mir sehr gewünscht, dort zu spielen.“ Stattdessen siegte dort Rafael Nadal gegen den Schweizer Stanislas Wawrinka mit 6:2, 6:3, 6:1 und trifft nun im Halbfinale auf Djokovic. Haas wird dann auf dem Weg ins westfälische Halle sein, bereit für den nächsten Lauf.

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