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Sport: Haie mit Charakter

Wiedererstarkte Kölner empfangen die Eisbären

Ein Bild mit Charme inszenierte Dave McLlwain, der 38-jährige Teamleader der Kölner Haie, unlängst in den Katakomben der Kölnarena. Mit der kühlen Lässigkeit, die wohl die Erfahrung von 521 NHL-Spielen mit sich bringt, stützte sich der Kanadier auf seinen Eishockeyschläger und sprach: „We all stand behind Hans“ – Wir alle stehen hinter Hans. Wenn ein Fußballspieler seinem Trainer öffentlich den Rücken stärkt, dann steht meist dessen Entlassung unmittelbar bevor. McLlwain floskelte jedoch nicht.

Durch eine Serie von Siegen machten er und seine Teamkollegen ihrem Trainer Hans Zach das Leben in Köln wieder angenehm. Seit fünf Spielen ist der achtmalige Eishockey-Meister vor der heutigen Heimbegegnung gegen die Eisbären Berlin (14.30 Uhr) ungeschlagen. Zach darf wieder stolz sein und regelmäßig seinen Lieblingssatz sprechen: „Meine Mannschaft hat unglaublichen Charakter bewiesen.“

Viele knappe Niederlagen hatten die Kölner während der ersten Saisonwochen erlitten. Zach, der schon im vierten Jahr in Köln tätig ist und jetzt endlich Meister werden soll mit dem KEC, geriet unter Druck. Geschäftsführer Thomas Eichin, einst Fußballprofi bei Borussia Mönchengladbach, verlangte Siege. Gerüchte über Zachs bevorstehenden Rauswurf kursierten in Köln. Uwe Krupp, der ehemalige NHL-Profi aus Köln und Bundestrainer-Assistent, wurde bereits als Nachfolger gehandelt. Der Rummel rüttelte das KEC-Team offenbar wach, die Kölner spielen seither wie eine echte Zach-Mannschaft: kampf- und defensivstark. Außerdem steht regelmäßig Thomas Greiss im Kölner Tor. Zach, der mit Lob in der Regel sparsam umgeht, fand für die Leistungen des 19-jährigen Keepers schon einige Mal das Attribut „überragend“. Beim Nations Cup wird Greiss in der nächsten Woche in der deutschen Nationalmannschaft debütieren.

Verlierer auf der Torwartposition ist Oliver Jonas. Von den Eisbären wechselte der 26-Jährige nach Köln, da er endlich mal die sichere Nummer eins sein wollte. Zunächst hielt Jonas schwach, dann erlitt er im September eine Knieverletzung. Die Blessur hat er auskuriert, doch an Greiss kommt er derzeit nicht vorbei. So sitzt Jonas auch am Sonntag gegen seinen ehemaligen Klub auf der Bank. Es kommt noch ärger: Für das Nationalteam hat ihn Bundestrainer Greg Poss nicht mehr nominiert. Zach, der die deutsche Auswahl von 1998 bis 2004 trainierte, tadelte seinen Nachfolger dafür. Man dürfe einen verdienten Spieler, der sich in einer Formkrise befindet, nicht einfach fallen lassen. „Ich werde Oliver Jonas im Training wieder aufbauen“, sprach Zach – und schickte ein sicher aufbauendes Kompliment hinterher: „Dass wir zuletzt so oft gegen die Eisbären verloren haben, lag vor allem daran, dass Oliver Jonas bei den Berlinern immer so stark gehalten hat.“ Auch Zach kann charmant sein.

Christiane Mitatselis[Köln]

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