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Sport: Halbe Konzentration

Die Eisbären verschenken leichtfertig Siege – das macht den Trainer wütend

Berlin. Es war sozusagen eine basisdemokratische Reisegemeinschaft, die da am Morgen des zweiten Weihnachtstags am Augsburger Curt-Frenzel-Stadion in den Reisebus stieg. Denn eigentlich hatte der Reiseleiter ganz andere Pläne gehabt. Benoit Laporte heißt der Mensch, er ist Trainer der Augsburger Panther und wollte schon am ersten Weihnachtstag nach Berlin. Nur wollten seine Spieler nicht – wegen Weihnachten. Also durften sie feiern, weil sich Chef und Angestellte auf einen Deal einigten. „Okay“, sagte Laporte. „Wir reisen einen Tag später nach Berlin, wenn ihr mir bei den Eisbären ein großes Spiel abliefert.“ Und das funktionierte, Laportes Spieler kamen am Freitag beim Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ihrem Versprechen nach: Augsburg besiegte die Eisbären 4:3.

Es war ein verdienter Erfolg der Schwaben, die wesentlich konzentrierter wirkten als ihr Kontrahent. Das wiederum stieß beim Trainer der Eisbären auf wenig Gegenliebe. Auch eine Stunde nach Spielschluss hatte sich Pierre Pagé nicht beruhigt: „Die fahren hier sieben Stunden mit dem Bus nach Berlin. Bei uns hatten viele zwei Tage frei, und dann kommt so etwas dabei raus. Das ist doch lächerlich.“ In gewisser Weise war es das auch. Wobei sich das Fehlen von Stürmern wie David Roberts (Innenbanddehnung), Denis Pederson (Knieprellung) oder Mark Beaufait (Leistenzerrung) bei den Berlinern bemerkbar machte.

Ein paar Tore fehlen eben, wenn die, die sie sonst zuverlässig schießen, nicht dabei sind. Pagé aber wollte diese Entschuldigung nicht gelten lassen. „Dann müssen Spieler wie Corriveau, Draxinger, Hördler, Bergen, Fiedler und Busch eben mehr zeigen. Aber das tun sie nicht, sie spielen nur mit.“

Nun gut, immerhin will es heute, beim Auswärtsspiel der Eisbären in Freiburg, ein Spieler mit dem Comeback versuchen, der sich kaum Pagés Mitspielfraktion anschließen wird: Ricard Persson unternimmt nach seiner Handoperation einen zweiten Anlauf. „Obwohl meine Hand nicht mal zu 50 Prozent in Ordnung ist“, wie der schwedische Verteidiger sagt. Nur fünf Spiele konnte der Kapitän der Eisbären in dieser Saison absolvieren, nachdem er sich im Trainingslager im schwedischen Tyringe einen kleinen Finger gebrochen hatte. Was Persson am Freitag von der Bande aus ansehen musste, gefiel ihm ebenso wenig wie seinem Trainer. „Das war schlampig und unnötig, dafür gibt es keine Entschuldigungen“, sagte Persson. „Ein hartes Training vor dem Spiel in Freiburg ist die logische Konsequenz.“

Und trotzdem, derartige Ausrutscher können sich die Eisbären derzeit leisten, solange die Konkurrenz zuverlässig patzt. Die Tabellenführung der Berliner scheint auch für den heutigen Sonntag ungefährdet, schließlich rechnet niemand mit einem Ausrutscher beim Tabellenletzten Wölfe Freiburg. Und obwohl die Augsburger Panther vorgemacht haben, dass stressige Bustouren nicht unbedingt vor Erfolg schützen, nimmt die Berliner Reisegemeinschaft den Weg in den Breisgau komfortabel in Angriff: Die Eisbären fahren nur eine Stunde im Bus – nachdem sie den Flieger in Basel verlassen haben.

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