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Halbfinale: Leckerbissen für Taktikexperten

Portugal hofft gegen Frankreich auf den ersten Sieg seit 31 Jahren. Beide Mannschaften zeigten während des WM-Turniers vor allem in der Defensive überragende Leistungen.

München - Zinedine Zidane, Thierry Henry, Frank Ribery auf der einen Seite. Luis Figo, Deco und Christiano Ronaldo auf der anderen. Die Namen der Hauptakteure im Halbfinale zwischen Portugal gegen Frankreich am Mittwoch in München (21.00 Uhr, live in der ARD und bei Premiere) versprechen technisch schönen Fußball mit vielen Toren. Doch das Spiel wird vermutlich eine reine Schlacht der Abwehrreihen. Was für Taktikexperten ein Leckerbissen zu werden verspricht, könnte für die Zuschauer zu einem ereignisarmen Duell mit wenigen Torchancen werden.

Denn sowohl Portugals Trainer Luiz Felipe Scolari wie auch sein Gegenüber Raymond Domenech treten mit einer ganz auf die Defensive ausgerichteten 4-2-3-1-Formation an. Das System hatte im bisherigen Turnierverlauf Erfolg. Vor allem die Portugiesen erwiesen sich als Verteidigungskünstler und kassierten während des Turniers erst einen Gegentreffer. Auch Frankreich zeigte das ganze Turnier über, vor allem aber gegen Weltmeister Brasilien, in der Defensive eine überragende Leistung. Die Vierer-Abwehrkette mit Unterstützung der defensiven Mittelfeldspieler Patrick Viera und Claude Makelele lässt kaum Torchancen zu.

Hoffnung auf Tore macht dagegen die gegen Brasilien überragende Leistung von Zidane, der gegen die "Selecao" zu alter Genialität zurückfand und als einziger auf dem Platz "brasilianisch" spielte. Zudem lieferte er zum ersten Mal in seiner Länderspielgeschichte die Vorlage für einen Treffer von Stürmerstar Henry. Bei Portugal werden Mittelfeldspieler Costinha und Regisseur Deco nach ihrer Gelb-Rot-Sperre im Achtelfinale gegen die Niederlande (1:0) wieder auflaufen. Vor allem Deco wird sehnlichst zurück erwartet. Denn ohne ihn agierte die portugiesische Offensive gegen die dicht gestaffelte englische Abwehr im Viertelfinale weitgehend ideen- und dadurch harmlos. Auch die anderen Angriffstrümpfe von Scolari, Luis Figo und Christiano Ronaldo, werden trotz einiger Blessuren auflaufen können.

Gegenseitiger Respekt

Beide Teams geben sich vor dem Spiel ausgesprochen optimistisch. "Ich hoffe auf ein Endspiel gegen Deutschland", sagte Portugals Innenverteidiger Fernando Meira vom Bundesligisten VfB Stuttgart. Sein Gegenüber William Gallas erklärte: "Wir werden besser und besser, aber wir sind noch nicht bei 100 Prozent. Die werden wir im Finale erreichen", sagte der Verteidiger vom FC Chelsea. Dennoch achten beide den Gegner. Scolari sagte, "die Franzosen wurden anfangs stark kritisiert, aber wir bringen ihnen unseren ganzen Respekt entgegen". Gallas betonte, Portugal sei eine "große Mannschaft".

Portugal will gegen Frankreich aber nicht nur ins WM-Finale einziehen, sondern auch eine lange schwarze Serie beenden. Denn seit April 1975 haben die Iberer nicht mehr gegen die "Equipe Tricolore" gewonnen. Auch die Länderspielbilanz sieht düster aus: Von 21 Spielen gewann Portugal gerade fünf und erreichte ein Unentschieden. Die bitterste Niederlage gab es dabei im Halbfinale der Europameisterschaft 2000. In der Verlängerung bekam Portugals Verteidiger Abel Xavier den Ball vor der eigenen Torlinie an die Hand. Schiedsrichter Günter Benkö gab Elfmeter und Zidane exekutierte die Lusitanier mit dem "Golden Goal". Benkö wurde danach von portugiesischen Spielern bespuckt, gekratzt und geschlagen. Die Uefa sperrte Nuno Gomes für sieben Monate, Xavier für sechs und Paulo Bento für fünf Monate.

Figo verließ damals nach dem Elfmeterpfiff frustriert den Platz und nahm sich so die Chance zu seinem ersten großen Triumph. Gegen Frankreich kann der inzwischen 33-Jährige die Tür zu seiner vermutlich letzten Chance auf einen Titel ganz weit aufstoßen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Frankreich: Fabien Barthez (Olympique Marseille) - Willy Sagnol (Bayern München), Lilian Thuram (Juventus Turin), William Gallas (FC Chelsea), Eric Abidal (Olympique Lyon) - Patrick Vieira (Juventus Turin), Claude Makelele (FC Chelsea) - Franck Ribery (Olympique Marseille), Zinedine Zidane (Real Madrid), Florent Malouda (Olympique Lyon) - Thierry Henry (Arsenal London)

Portugal: Ricardo (Sporting Lissabon) - Miguel (FC Valencia), Fernando Meira (VfB Stuttgart), Ricardo Carvalho (FC Chelsea), Nuno Valente (FC Everton) - Costinha (Dynamo Moskau), Maniche (FC Chelsea) - Luis Figo (Inter Mailand), Deco (FC Barcelona), Christiano Ronaldo (Manchester United) - Pauleta (Paris St. Germain)

(tso/ddp)

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