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Nicht mit mir. Holger Glandorf kann die Kritik an seiner Person nicht verstehen. „Ich habe immer Lust gehabt“, sagt er. Foto: dpa

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Sport: Halbgas geht nicht

Handball-Nationalspieler Glandorf wehrt sich nach seinem WM-Verzicht gegen die massive Kritik.

Berlin - Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Sagt jedenfalls Holger Glandorf. Der Fall des Handballers von der SG Flensburg-Handewitt hatte zuletzt großes Aufsehen erregt im deutschen Handball-Kosmos, er hob die Debatte um Überbelastung und fehlende Regenerationsphasen im Grunde auf ein ganz neues Niveau. Nachdem Glandorf und sein Teamkollege Lars Kaufmann ihren Verzicht auf die Weltmeisterschaft in Spanien (11. bis 27. Januar) erklärt und diesen mit nicht auskurierten Verletzungen begründet hatten, waren die Nationalspieler in die Kritik geraten – weil sie im Verein trotzdem regelmäßig spielen. Bundestrainer Martin Heuberger reagierte gereizt, er artikulierte seinen Unmut öffentlich, woraufhin wiederum die SG Flensburg empört reagierte. Nun hat Glandorf in einem Interview erstmals selbst Stellung zu diesem Fall bezogen.

Bei den EM-Qualifikationsspielen im April 2013 gegen Tschechien möchte der 29-Jährige sein Comeback im Trikot des Deutschen Handball-Bundes (DHB) geben. „Wenn meine Leistung entsprechend sein sollte und der Bundestrainer mich dabei haben möchte, stehe ich gern bereit“, sagte Glandorf. Für den Weltmeister von 2007 würde damit eine einjährige Zwangspause im Nationalteam enden, die im April begonnen hatte.

Aus einer am Rande eines Länderspieleinsatzes verabreichten Spritze resultierte eine bakterielle Infektion an der linken Achillessehne. Hohes Fieber, drei Operationen und ein zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt sowie eine lange Rehabilitation folgten. Es bestand offenbar sogar die Gefahr einer Beinamputation. „Wenn man den Eingriff zu spät gemacht hätte, dann hätte es keinen anderen Schritt gegeben. Glücklicherweise ist das nicht so passiert und ich kann wieder Handball spielen“, sagt Glandorf, in dessen Krankenakte nun auch noch Bluthochdruck und Kreislaufprobleme stehen.

Grund genug für den Linkshänder, auf die WM-Teilnahme zu verzichten. „Auch ich hätte gern eine schnellere Rehabilitation. Aber fünf Spiele in sieben Tagen allein in der Vorrunde macht mein Körper noch nicht mit“, sagte Glandorf, der in Flensburg seit Wochen in großartiger Form ist. Wegen der Verletztenmisere im Verein musste er mehr spielen als vorgesehen. „Eigentlich war alles ganz anders geplant. Ich sollte behutsam aufgebaut werden“, sagt Glandorf. „ Dass teilweise fünf Rückraumspieler verletzt waren, hat mir nicht in die Karten gespielt. Aber ich musste einfach 'ran'.“

Im Januar will er sich nun regenerieren und mit Hilfe von Medikamenten seine Gesundheit wiederherstellen. „Aber gerade, um das mit den Medikamenten richtig einzustellen, brauche ich einen gewissen Zeitraum. Deswegen habe ich die Teilnahme an der WM diesmal abgesagt“, erklärte der 151-fache Nationalspieler. „Man sollte mit dieser Sache nicht spaßen.“ Was Glandorf nicht erwähnte: Am Silvestertag 2007 war sein Vater Karl an einem Herzinfarkt gestorben. Dennoch hatte Glandorf zwei Wochen später bei der EM in Norwegen gespielt. Nicht nur deswegen wehrt er sich gegen den Vorwurf von Bundestrainer Heuberger, ihm würde das Feuer für die Auswahl fehlen. „Ich habe immer Lust gehabt und Stolz gespürt, für das Nationalteam zu spielen.“

Ein Karriereende in der Auswahl stand für ihn nicht zur Debatte. „Selbst im Krankenbett, wo ich sicher auch sehr aufgebracht war, habe ich immer gesagt, ich möchte so nicht meine Karriere im Verein oder in der Nationalmannschaft beenden“, sagte er. Und dass er nun noch nicht bei der WM dabei ist, liegt auch in seiner Spielweise begründet: „Ich kann nicht Halbgas.“ Tsp/dpa

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