zum Hauptinhalt
Nur der Titel zählt. Für Bundestrainer Markus Weise und sein Team.

© dpa

Hallenhockey-EM: Zu Hause nur das Beste

Die deutschen Hockeymänner spielen bei der Hallen-Europameisterschaft in Leipzig mit dem stärksten Team. Und sie haben auch einen guten Ruf zu verteidigen.

Von Katrin Schulze

Die Regel ist ganz einfach. „Wenn ein Hallenturnier ansteht, sind wir immer der Favorit“, sagt Bundestrainer Markus Weise. Klar doch. Schließlich werden die deutschen Hockeymänner in der Halle statistisch gesehen in rund 86 Prozent der Fälle Europameister, 12 von 14 möglichen EM-Titeln haben sie geholt. Und trotzdem hätte es wohl jeder verstanden, wenn sich Weise vor der am Wochenende anstehenden Europameisterschaft in Leipzig etwas zurückhaltender geäußert hätte – bei der jüngeren Vergangenheit. Eine makellose Bilanz haben sich die Deutschen nämlich erst bei den beiden zurückliegenden EM-Turnieren verspielt.

Zum ersten Mal überhaupt unterlag die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) 2008 in einem Hallenhockey-Finale. Das wirkliche Drama aber trug sich vor zwei Jahren zu, als man nicht mal mehr das Halbfinale erreichte. Dass dieser „Stachel sehr tief sitzt“, wie DHB-Sportdirektor Heino Knuf es heute noch ausdrückt, sagt viel über die eigenen Ansprüche aus. Wer sich erst einmal ans Siegen gewöhnt hat, den verwundern plötzliche Niederlagen ganz besonders.

Dabei spricht einiges für eine rasche Besserung des Befindens beim DHB. Zunächst der Kader. Bot der Bundestrainer bei der Hallen-EM 2010 noch ein verstärktes Jugend-Team auf, so treten die deutschen Männer diesmal vor eigenem Publikum in Bestbesetzung an. Mit Tobias Hauke, Benjamin und Timo Wess sowie Matthias Witthaus sind vier Olympiasieger von 2008 mit dabei. Derlei Erfahrung ist sicherlich hilfreich, wie sich schon im zurückliegenden Jahr in Poznan zeigte, wo die DHB-Auswahl Hallenweltmeister wurde. Anders als bei den Frauen, die wegen der nahenden Champions Trophy in Argentinien nicht in Bestbesetzung auflaufen, passt die EM bei den Männern jedoch ebenfalls in den Wettkampfplan.

Obwohl es nicht mehr allzu lange dauert bis zu den Olympischen Spiele in London, hält der Bundestrainer das EM-Turnier für „nützlich“. Seine besten Spieler hat er jedoch nur nach Leipzig beordert, weil sie längst für London qualifiziert sind. „Sonst“, sagt Weise, „würde jetzt auf keinen Fall so ein gutes Team antreten.“ So aber fürchtet sich die Konkurrenz schon vor den Deutschen. Vor dem ersten Gruppenspiel am Freitag gegen die Deutschen tönt Österreichs Trainer Frank Hänel jedenfalls, dass „der Titel für die Deutschen vorprogrammiert ist“, jetzt, da alle Stars anwesend seien. Spielen und gewinnen muss die deutsche Nationalmannschaft in den Gruppenspielen gegen Österreich, die Schweiz und Spanien aber schon noch, bevor sie danach auch ins Halbfinale einzieht.

Ohnehin hält es Markus Weise für gar nicht so selbstverständlich wie seine Kollegen, dass es etwas wird mit dem Titel. „Wir hatten nur drei Tage Zeit zur Vorbereitung“, sagt er. „Außerdem ist die EM schwerer zu spielen als eine WM. Denn wenn man sich hier einen Fehler erlaubt, verpasst man das Halbfinale.“ Ist nach den Erfahrungen der Vergangenheit also doch ein wenig Vorsicht eingekehrt im deutschen Hockey? „Nein, nein“, sagt Weise. „Unsere Favoritenrolle ist natürlich trotzdem gerechtfertigt.“ Auf eine weitere Ausnahme der Hallenhockey-Regel verzichtet er gerne.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false