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Sport: Hallo, Nachbar

Deutschland trifft in der EM-Qualifikation auch auf Tschechien

Als der Schweizer Nationalspieler Stephane Chapuisat gestern die erste Kugel aus dem Topf fingerte, war das im Kongresszentrum von Montreux der dramatische Auftakt für die Gruppe A. Mit zitternden Händen entfaltete er das Papier, und der Schweizer Verbandspräsident Ralph Zloczower sagte mit fester Stimme: „Kasachstan“. Es folgten Aserbeidschan und Armenien und damit stand die erste Horrorgruppe der Qualifikation für die Europameisterschaft 2006 in der Schweiz und Österreich fest – was die Auswärtsreisen betrifft. So gesehen hat Chapuisat alles richtig gemacht, als er mit seinem vierten Griff der DFB-Auswahl Gruppe D bescherte, die als machbar einzuordnen ist. Das deutsche Team trifft darin auf Tschechien, Slowakei, Wales, Irland, Zypern und San Marino. Die ersten zwei Teams qualifizieren sich für die EM.

Weil die Resultate aus der WM-Qualifikation fehlen, war Deutschland erstmals bei einer solchen Auslosung in die zweite Reihe abgerutscht. Doch Bundestrainer Jürgen Klinsmann konnte verfolgen, wie WM-Vorrundengegner Polen wegfiel, als Nächstes die Franzosen und dann auch Titelverteidiger Griechenland. Es wurden auch nicht England, Schweden oder die Niederlande – dafür sind die Tschechen nun härtester Widersacher, jene Mannschaft, die bei der EM 2004 die Deutschen mit einer B-Elf gedemütigt hatte.

Das war quasi der Beginn der Ära Klinsmann, der vor der Ziehung in Montreux noch mit Otto Rehhagel geflachst hatte: „Hättest du damals das Angebot des DFB angenommen, säße ich jetzt nicht hier.“ Nach der im Vergleich zu den beiden Auslosungen im Zuge der WM 2006 wohltuend aufs Wesentliche verknappten Zeremonie sprach der Bundestrainer unvermeidliche Worte wie „starke Gegner“ und „ausgeglichene Gruppe“. Er prophezeite „spannende Spiele in großartiger Atmosphäre“ insbesondere auf den Inseln, und er erinnerte an wechselhafte und nervenaufreibende deutsche Qualifikationskampagnen: „Wir sind es gewohnt, dass wir uns schwer tun, aber am Ende des Tages sind wir dann doch Erster.“ Das Erfreulichste für Klinsmann ist, dass ihm Gruppe A und ein erheblich größerer Reisestress erspart geblieben sind. San Marino wird zu einem netten Ausflug werden, und Zypern scheint im Tennis zu heldenhafteren Taten fähig als auf dem Fußballplatz und ist somit ein idealer Auswärtstermin im November oder Februar, wenn es zu Hause kalt und feucht ist.

Die Schweizer und die Österreicher freuten sich, als Gastgeber der „Euro 2008“ die Koordination zwischen beiden Ländern bisher problemlos bewältigt zu haben. Auch sind sie mit ihren Vorbereitungen weiter, als es die Portugiesen, Ausrichter der EM 2004, zu einem vergleichbaren Zeitpunkt waren, weshalb ihnen Uefa-Generalsekretär Lars-Christer Olsson dafür ein gutes Zwischenzeugnis ausgestellt hat. Besonders stolz war auch Chapuisat, der abwechselnd mit dem Österreicher Andreas Herzog in die Lostöpfe greifen durfte. „Ich kann eigentlich überhaupt nichts falsch machen“, sagte der frühere Dortmunder, „zumindest aus Schweizer Sicht nicht.“ Sein Land nämlich durfte sich als Gastgeber, der bereits qualifiziert ist, bei der Ziehung ganz entspannt zurücklehnen.

Christoph Kieslich[Montreux]

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