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Sport: Hamburg bleibt Hamburg

Der HSV kommt gegen Nürnberg nur zu einem 0:0

Von Karsten Doneck, dpa

Thimothee Atouba war gar nicht erst im Stadion erschienen. Viel versäumt hat der Verteidiger des Hamburger SV nicht. Ohne Atouba, der wegen der umrühmlichen Vorfälle beim Champions-League-Spiel gegen Moskau vereinsintern für zwei Spiele gesperrt wurde, und zahlreiche andere verletzte oder gesperrte Stammspieler kam der HSV über ein 0:0 gegen den 1. FC Nürnberg nicht hinaus und ist nun seit acht Monaten ohne Sieg in einem Bundesliga-Heimspiel.

So trostlos wie das Ergebnis war auch das Spiel. Die ebenfalls wenig erbauliche Nürnberger Leistung rechtfertigte deren Trainer Hans Meyer noch mit einemn kleinen verbalen Kunstgriff. „Jede Mannschaft, die gegen den HSV spielt, weiß, dass es ein sehr kompliziertes Spiel wird“, sagte Meyer, „denn die Hamburger Mannschaft hat mehr Substanz, als die Tabellensituation aussagt.“ Die Substanz des HSV hält sich derzeit größtenteils in der Rekonvaleszenz auf. Kompany, Demel, de Jong, Sorin und andere fehlen an allen Ecken und Enden, der Spielgestalter van der Vaart ist noch für drei Spiele gesperrt nach seinem jüngsten Platzverweis. Auf dem Platz müssen nun unerfahrene Kräfte wie Besart Berisha oder Volker Schmidt gegen den Abstieg kämpfen. Letzterer kam im zarten Fußballeralter von 28 Jahren zu seinem Bundesligadebüt. Der Abwehrspieler aus der Regionalligamannschaft verdiente sich immerhin ein Lob von seinem Trainer. „Wenn einer den HSV verkörpert, dann er“, sagte Doll, rügte aber auch: „Er hätte seinem Auftritt auch noch die Krone aufsetzen können.“

Doll sprach die Szene nach einer Stunde an, als Schmidt alleine auf Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer zulief, dann aber nicht die Nerven behielt. Es war eine der ganz wenigen Torchancen der Hamburger; viel Konstruktives brachte die Elf nicht zuwege. Hans Meyer konnte auch nur seine Abwehr loben: „Wir haben nach vorne zu wenig organisiert.“

Zumindest Volker Schmidt hatte nachher keine Beschwerden. „Ich habe mich voll reingehauen“, sagte er „auch für Atouba. Ich will, dass er bei uns bleibt.“ Diese Sichtweise teilen mittlerweile auch die meisten HSV-Fans. Atouba war erst durch Zeigen des Mittelfingers im Spiel gegen Moskau in Ungnade gefallen, dann kam heraus, dass der Kameruner von Fans rassistisch beleidigt worden war. Vor dem Spiel waren nun viele Transparente zu sehen, auf denen in Anspielung auf das Gründungsjahr des Vereins stand: „1887 % pro Atouba“.

Das alles konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der HSV weiterhin im Abstiegskampf befindet. „Meine Jungs wollen doch“, sagte Thomas Doll. „Sie haben erkannt, worum es geht.“ An einen Rücktritt denkt Doll nicht. „Ich spüre noch ganz, ganz viel Kraft in mir drin.“ Die muss er nun nur noch auf die Mannschaft übertragen.

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