zum Hauptinhalt
Grund zur Freude: "Schlüsselspieler" Adrian Ramos (l.) und "Spielmacher" Tolga Cigerci gewinnen mit Hertha BSC beim Hamburger SV 3:0.

© dpa

Update

Hamburg - Hertha 0:3: Hertha BSC verweigert dem HSV die Krisenhilfe

Gegen einen erneut desolaten Hamburger SV kommt Hertha BSC zu einem ungefährdeten 3:0-Auswärtssieg. Stürmer Adrian Ramos patzt zunächst beim Elfmeter, bügelt seinen Fehler danach aber mehr als aus.

Der Respekt vor dem Hamburger SV ist an sich ja immer noch groß, nach 50 Jahren Bundesliga. Also sangen die knapp über 3000 aus Berlin angereisten Fans von Hertha BSC auf dem Weg in die Hamburger Arena auch nur "Punktelieferant!" und "Abstiegskandidat!" Mit der ersten Einschätzung hatten sie Recht, die zweite Analyse war zu vorsichtig - "Kandidat" hätten sie auch streichen können. 3:0 (3:0) gewann Hertha vor 48 593 Zuschauern bei HSV, der nach sechs verlorenen Spielen in Serie auf dem besten Weg ist, erstmals abzusteigen. Die 90 Minuten lang aufgebauten Berliner dagegen kletterten mit den ersten Rückrundenpunkten auf den siebten Platz.

"Es war ein sehr gutes Auswärtsspiel von uns, der Sieg war über 90 Minuten eigentlich nie in Gefahr", sagte Herthas Trainer Jos Luhukay. "Wir haben endlich wieder Entschlossenheit im Torabschluss gezeigt." Abwehrspieler Johannes van den Bergh sagte nach dem Spiel: "Der Sieg war wichtig, um nicht in einen Abwärtstrend zu kommen." Und Mittelfeldspieler Per Skjelbred fasste es so zusammen: "Wir sind wieder da, wo wir sein wollen."

Bei Hertha vertrat Lewan Kobiaschwili den verletzten Fabian Lustenberger als Kapitän und Innenverteidiger. Dazu agierte Außenverteidiger Johannes van den Bergh erstmals bei Hertha vorne links, Peter Pekarik dahinter. Eine ungewohnte Variante, die sich aber auszahlen sollte. Nach zehn nervösen Anfangsminuten zweier Teams, die ihren ersten beiden Rückrundenspiele jeweils verloren hatten, übernahm Hertha die Initiative. Adrian Ramos köpfte einen Freistoß neben, kurz darauf eine Ecke über das Tor.

Die Hamburger machten es den Berlinern aber auch einfach: Planlos rannten sie nach vorne und verloren entsprechend leicht die Bälle - wie gemacht, um Herthas zuletzt schwächelndes Umschaltspiel zu beleben. Bei einer solchen Kontergelegenheit grätschte der verzweifelte HSV-Verteidiger Heiko Westermann Hajime Hosogai an der Strafraumgrenze um. Den Elfmeter aber trat Ramos flach rechts und zu lasch, René Adler parierte mühelos. Doch schon kurz darauf zeigte der HSV, warum er mit bis dato 44 Gegentoren die schlechteste Defensive der Liga stellte: Ramos köpfte eine Ecke weiter zu Sami Allagui, der unbedrängt vor der Torlinie zur Führung einschob.

Die Berliner wurden weiter angetrieben vom spielfreudigen Tolga Cigerci, der nach 22 Minuten einen schön angeschnittenen Freistoß in den Strafraum brachte. Ramos sprang genau getimt in die Lücke zwischen den Innenverteidigern und köpfte das 2:0. Nun ist es nicht so, dass der HSV keine talentierten Offensivspieler hätte. Vor allem über die rechte Defensivseite der Berliner, die Marcel Ndjeng anfangs nicht im Griff hatte, flankten sie immer wieder in den Hertha-Strafraum und kamen zu Halbchancen.

Aber man fragt sich, was die Hamburger unter der Woche eigentlich so machen, wenn andere Bundesligisten Taktik und Defensivverhalten trainieren. Nach einem HSV-Ballverlust vor dem Berliner Strafraum spielte Ramos über das halbe Feld einen Doppelpass mit van den Bergh und kam damit vor das Tor und zum 3:0. Es war der 14. Treffer des Stürmers, der damit weiterhin die Torjägerliste anführt. "Adrian ist unser Schlüsselspieler", sagte Manager Michael Preetz nach dem Spiel.

Die Gastgeber hielten mit diesem Ergebnis ihren Schnitt, in den letzten vier Spielen hatte sie immer drei Gegentore kassiert. Ein Tor ist ihnen in der Rückrunde noch nicht gelungen. Nach einem hohen HSV-Pass ins Nichts pfiff das ansonsten fassungslos schweigende Hamburger Publikum und forderte mehr Kampf.

Auf dem Weg in die Halbzeitpause hatte nur Pierre-Michel Lasogga mit seinen Loyalitäten zu kämpfen. Der aus Berlin geliehene HSV-Stürmer, der angeschlagen auf der Bank saß, zögerte vor der Kontaktaufnahme mit den ehemaligen Kollegen, dann gab ihm Herthas Sebastian Langkamp die Hand und einen freundlichen Klaps. Nicht so freundlich wäre es gewesen, hätte Ramos kurz nach der Halbzeit das 4:0 erzielt. Doch HSV-Keeper Adler klärte riskant vor dem Strafraum. Zehn Minuten darauf rette Adler erneut, nachdem Ramos die HSV-Defensive ausgetanzt hatte. Dann passierte nicht mehr viel, außer dass die Hertha-Kurve singend ihre Prognose revidierte: "Zweite Liga, Hamburg ist dabei!"

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false