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Auf der langen Bank. Frank Arnesen soll den HSV nur trainieren, bis der Klub einen wirklich passenden Trainer gefunden hat.Foto: dapd

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Hamburger SV: Dann mach ich das jetzt eben

Sportdirektor Frank Arnesen übernimmt beim Hamburger SV auch den Posten des Cheftrainers von Rodolfo Cardoso. Die Trainersuche ist damit aber nicht beendet.

Die Suche kann noch so lange dauern – die reine Dauer garantiert für gar nichts. Schon einmal mühte sich der Hamburger SV über Monate, einen neuen Cheftrainer zu finden und ja nichts falsch zu machen. Das Beste sei gerade gut genug, das war 2008 das Motto des ehemaligen Vorstands Bernd Hoffmann. Die Suche förderte nach einem halben Jahr den Niederländer Martin Jol zu Tage. Damals wurden sogar die Tage der Suche gezählt. Im Mai 2008 war das, als Huub Stevens seinen Abschied in vergleichsweise ruhigen Hamburger Zeiten fristgerecht schon im Winter angekündigt hatte, der HSV die Serie ordentlich zu Ende bringen und gleichzeitig nach dem neuen Chef fahnden konnte. Gebracht hat es auch nichts: Jol ging nach nur einem Jahr. Ihm folgten bis heute fünf Cheftrainer.

Das halbe Jahr eifriger Recherche haben Sportchef Frank Arnesen und Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow noch lange nicht ausgeschöpft. Aber sie sind ja auch noch nicht fertig – am Montag präsentierte der HSV die nächste Zwischenlösung: Sie heißt Sportcheftrainer. Zumindest bis auf Weiteres. Ziemlich überraschend teilte der HSV mit, dass ein neuer Trainer gefunden sei – er heißt Frank Arnesen. Der 55 Jahre alte Sportchef des HSV ist ab sofort auch Cheftrainer. Somit wird er am Sonntag im Spiel beim SC Freiburg zum ersten Mal als verantwortlicher Coach auf der Bank sitzen. Arnesen sagte am Montag: „Ich habe die gesamte Verantwortung übernommen und bin der Chef auf dem Platz. Diese Lösung hat Bestand, bis der neue Trainer da ist.“

Nach diversen Absagen bei der Trainersuche war der HSV in Zugzwang geraten, da die eigentliche Zwischenlösung Rodolfo Cardoso keine Fußballlehrer-Lizenz besitzt. Die Deutsche Fußball-Liga hatte abgelehnt, Cardoso als Cheftrainer für länger als 15 Tage zu akzeptieren. Zunächst hatte der HSV vorgehabt, Assistenztrainer Frank Heinemann in Freiburg als Cheftrainer auf die Bank zu setzen; Heinemann hat die nötige Lizenz. Doch diese für jeden sichtbare „Strohmann-Lösung“ verwarf der HSV und entschied sich nun, in Arnesen denjenigen als neuen Cheftrainer zu präsentieren, der ohnehin das Sagen im Klub hat. Den entscheidenden Trainer-Schein hat Arnesen 1991 während seiner Zeit beim PSV Eindhoven gemacht.

„Wir haben uns entschieden, dass wir einen Trainer brauchen, der uns alle restlos überzeugt“, sagte Arnesen, „den haben wir noch nicht gefunden, deshalb mache ich das jetzt.“ Am Wochenende hatten Arnesen und Jarchow mit Thorsten Fink gesprochen. Der ehemalige Bayern-Profi gilt als Wunschkandidat, ist aber noch bis 2013 an den FC Basel gebunden, mit dem er in der Champions League spielt. Vom FC Basel hatte es geheißen, Fink werde den Klub nicht verlassen, allerdings soll es in seinem erst im Sommer verlängerten Vertrag eine Ausstiegsklausel zum Winter geben. Das will niemand bestätigen, aber wenn es so ist, könnte Arnesen den Platz für Fink bis zur Rückrunde freihalten. Das wäre – die nötigen Punkte vorausgesetzt, um sich vom letzten Tabellenplatz zu lösen – nicht der schlechteste Schachzug. Aber eben auch nur dann, wenn Fink sich den Schleudersitz HSV zutraut und der Klub bis dahin zumindest Anschluss ans untere Mittelfeld gefunden hat.

Arnesen will nun „so oft wie möglich“ auf dem Trainingsplatz stehen. Dass er es selbst als Gefahr betrachtet, sich so zu exponieren, hat er gestern schon mal durchblicken lassen: „Ich nehme das Risiko.“ Als Sportcheftrainer beim Schlusslicht der Liga: An Mut fehlt es Arnesen nicht.

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