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Sport: Hamburger SV: Martin Piekenhagen im Interview: "Einiges nicht glücklich"

Martin Pieckenhagen (29) steht seit dieser Saison beim Hamburger SV im Tor, mit dem er am Sonnabend zum Heimspiel gegen Hertha BSC antritt. Pieckenhagen ist gebürtiger Berliner.

Martin Pieckenhagen (29) steht seit dieser Saison beim Hamburger SV im Tor, mit dem er am Sonnabend zum Heimspiel gegen Hertha BSC antritt. Pieckenhagen ist gebürtiger Berliner. In seiner Heimatstadt spielte er für Medizin Buch, den 1. FC Union und Tennis Borussia. Über die Zwischenstation MSV Duisburg ging er in der Saison 1996/97 zu Hansa Rostock.

Herr Pieckenhagen, im Sommer hat Ihnen eine Sportzeitschrift internationale Klasse attestiert. Leider spielen Sie auf absehbare Zeit kaum international; Haben Sie Ihren Wechsel von Rostock zum HSV schon bereut?

Eigentlich nicht. Natürlich sieht es beim HSV momentan nicht ganz so erfreulich aus, das kann sich aber auch ganz schnell wieder ändern. Die Voraussetzungen für den Erfolg sind schließlich dieselben geblieben.

Welche sind das?

Die Mannschaft hat das Potenzial, um oben mitzuspielen. Wenn man sich die Namen der Spieler anschaut, dann sieht man, dass wir eine ganze Reihe von Nationalspielern haben und auch die Neuverpflichtungen sind durchaus Verstärkungen. Nur waren wir bis jetzt nicht in der Lage, dieses Potenzial auch abzurufen, weil wir immer noch mit den Problemen der letzten Saison zu kämpfen haben.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Welche Probleme?

Vor allem, dass wir in vielen Spielen sicher geglaubte Punkte in den Schlussminuten verloren haben. Hätten wir diese Punkte eingefahren, dann würden wir in der Tabelle viel besser dastehen. So aber ist das Selbstvertrauen ziemlich am Boden.

Und nun haben Sie mit Frank Pagelsdorf, unter dem Sie schon in Berlin und in Rostock gespielt haben, den Trainer verloren, der Sie nach Rostock holte. Werden Sie sich auch ohne Ihren Freund und Förderer in Hamburg wohlfühlen?

Ich bin mit Frank Pagelsdorf immer gut klar gekommen, weil er ein grundehrlicher Typ ist. Dennoch ist unser Kontakt nicht so eng, wie oft kolportiert wurde. In Rostock wurde ich zum Beispiel erst Stammspieler, als Pagelsdorf weg war, bei ihm habe ich nur auf der Bank gesessen. Und auch bei der Entscheidung, zum HSV zu wechseln, hat die Tatsache, dass Pagelsdorf zu diesem Zeitpunkt der Trainer war, eigentlich nur eine Nebenrolle gespielt. Denn ich kenne das Geschäft viel zu gut, als dass ich nicht wüsste, wie schnell ein Trainer durch einen anderen ersetzt werden kann.

Gerade bezüglich des Trainerwechsels hat der HSV in der Außendarstellung ein klägliches Bild abgegeben. Was denkt die Mannschaft über die Art und Weise, wie der Vorstand den Verein zuletzt repräsentiert hat?

Zunächst mal halte ich es immer so, dass ich mir als Neuer erst die Strukturen des Klubs ansehe, bevor ich mich äußere. Sicherlich hat es Missverständnisse gegeben durch die Äußerungen von Herrn Hackmann (Werner Hackmann, HSV-Vorsitzender und Liga-Präsident; d. Red.) bezüglich der Trainerfrage. Da ist zweifellos einiges nicht ganz glücklich gewesen, was er gesagt hat. Grundsätzlich glaube ich aber, dass jeder, der hier für den Verein arbeitet, das auch nach bestem Wissen und Gewissen tut.

Ist Pagelsdorf und mit ihm die Mannschaft auch am Druck gescheitert, den Hackmann, mit der Vorgabe Platz eins bis fünf erreichen zu können, aufgebaut hat?

Nein, das denke ich nicht. Denn eigentlich ist diese Einschätzung so verkehrt nicht, wenn man unser Potenzial berücksichtigt. Schließlich wissen wir auch selbst, was wir zu leisten in der Lage sind. Diese Vorgabe hat uns eigentlich sogar Mut gemacht. Und ich bin sicher, dass wir das Ziel, uns im oberen Tabellendrittel zu etablieren, durchaus noch erreichen können.

Und nun soll ein Trainer helfen, der den Spielern "auf die Fresse haut", wie Sergej Barbarez fordert?

Ein Trainer wird am Erfolg gemessen, letztlich ist dann jedes Mittel recht. Wenn er erfolgreich ist, ist er auch ein guter Trainer, so einfach ist das.

Ist es aber nicht ein Armutszeugnis, wenn man die Spieler nur noch durch Repressalien ermutigen kann?

Ja, das wäre ein Armutszeugnis. Aber das ist bei uns auch nicht der Fall. Wir benötigen einen Trainer, der auch Pädagoge ist, einen Trainer, der die Spieler wirklich überzeugen kann.

Ihrem Ex-Trainer Frank Pagelsdorf ist das nicht mehr gelungen?

Für mich als Neuen ist das nicht so einfach zu beantworten. Zumindest vor meiner Zeit ist es ihm immer gut gelungen, die Mannschaft aus Krisensituationen heraus zu führen, und vielleicht hätte er es auch diesmal geschafft. Die Kommunikation zwischen Mannschaft und Trainer hat jedenfalls noch funktioniert. Die Verantwortlichen haben aber nun mal anders entschieden.

Dafür ist auch die Unterstützung der Fans notwendig; die aber scheint man mit der Umbenennung des Volkspark-Stadions in AOL-Arena zu vergraulen?

Als Neuer betrachte ich diesen Sachverhalt sicherlich mit weniger Herzblut als alteingesessene Fans. Aber man sollte akzeptieren, dass das Kapitel Volkspark mit dem Abriss abgeschlossen ist. Jetzt hat eine neue Ära begonnen, und ich bin sicher, dass die Fans das bald akzeptieren werden. Dann, wenn mit den 30 Millionen für die Umbenennung neue Spieler gekauft werden, die uns weiterbringen.

Sie befürchten also nicht, dass die Klubs so ihre Seele verkaufen?

Wenn mir einer 30 Millionen geben würde, dann hätte auch ich keine Probleme damit, wenn ich ab morgen AOL heißen müsste. Wer heute erfolgreich Fußball spielen will, der muss einfach akzeptieren, dass dazu auch gehört, alle Vermarktungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Diesen Prozess aufzuhalten, selbst wenn man wollte, wird unmöglich sein.

Herr Pieckenhagen[im Sommer hat Ihnen eine Sportz]

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