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Endlich wieder spielen. Pierre-Michel Lasogga verpasste große Teile der Vorbereitung

© dpa

Hamburger SV: Pierre-Michel Lasogga: Der sensible Bulle

Der frühere Herthaner Pierre-Michel Lasogga sucht in seiner zweiten Saison beim Hamburger SV nach etlichen Rückschlägen die nötige Wettkampfhärte.

Schietwetter zum Wochenstart, aber Pierre-Michel Lasogga trainiert, als wärmten Regen und Wind bei zwei Grad Celsius seinen Motor. „Weiter, weiter!“, treibt er die Kollegen an. Es ist zwar nur die B-Auswahl des Hamburger SV, die ihn umgibt; diejenigen, die am Samstag beim 1:1 im Test gegen Odense BK ein paar Minuten spielen durften. So wie Lasogga selbst. Doch das zählt im Moment nicht. Der Stürmer ist endlich wieder mittendrin. Das scheint ihn regelrecht zu befreien. Später gibt er für die sozialen Netze einen Einblick: „Endlich wieder zurück auf dem Platz.“ Endlich.

Er und sein Trainer Joe Zinnbauer halten nun sogar einen Einsatz am Samstag zum Hamburger Rückrundenstart in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln für möglich. Warum man das derart hervorheben muss? Weil der 23 Jahre alte Lasogga meistbeschriebener HSV-Profi der pflichtspielfreien Zeit war. Keine Minute übte er im Trainingslager in Dubai mit der Mannschaft. Nicht näher benannte Oberschenkelprobleme plagen den wuchtigen Angreifer seit Wochen. Während Zinnbauer in der Wüste bei traumhaften Bedingungen unzufrieden mit den Leistungen seiner Mannschaft war und das herausbrüllte, saß Lasogga auf dem Fahrrad und strampelte mit genervtem Gesichtsausdruck einer besseren Fitness entgegen. Oder einer ungewissen Zukunft?

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Beim Hamburger SV gibt es Zweifel an Lasoggas Belastbarkeit

Zinnbauer ist kein Freund des früheren Herthaners. In der Vorrunde ließ er sogar den minderfähigen Artjoms Rudnevs stürmen und setzte Lasogga auf die Bank. Weil Lasogga auch schon die Saisonvorbereitung im Sommer nahezu komplett verpasst hatte, misstraute Zinnbauer seinem einzigen Stürmer von Format. „Pierre-Michel braucht seine Fitness“, sagt er. Lasoggas Spiel besteht aus Rennen und Kämpfen. Dafür benötigt er haltbare Muskeln.

Doch einen vernünftigen Formaufbau bekam Lasogga weder in diesem noch dem vergangenen oder vorherigen Trainingslager hin. Stattdessen gab es Tag für Tag Lasogga-Bulletins, die seine baldige Rückkehr ins Mannschaftstraining suggerierten – und dann schweigend wieder kassiert wurden. Weil sich das wie ein roter Faden durch seine Karriere zieht, sind sie in Hamburg misstrauisch geworden, was die Belastbarkeit seines Körpers angeht.

In dem bulligen Lasogga steckt ein sensibles Kerlchen

Skepsis und Hoffnung wechseln sich ab. 13 Tore in der vorigen Saison verführten den HSV dazu, Hertha im Sommer 8,5 Millionen Euro für Lasogga zu überweisen. Mit drei Millionen Euro Jahresgehalt entlohnt und einem Vertrag bis 2019 ausgestattet, sollte es so weitergehen – dachte sich Vorstand Dietmar Beiersdorfer, der Lasogga unbedingt binden wollte. Doch inmitten eines teilweise chaotischen Umfeldes überzeugte auch der frühere Berliner nicht – konnte er wohl auch nicht in einer derart offensivschwachen Elf (nur neun Tore, davon zwei durch ihn). Zum einen war er nicht austrainiert, zum anderen fehlte ihm das Vertrauen. In dem Bullen steckt ein sensibles Kerlchen. Deswegen hat er die Gespräche mit den Journalisten auch mehr oder weniger eingestellt.

Ein namhafter Konkurrent im Sturm blieb Lasogga zumindest in Person von Ivica Olic vorerst erspart. Der HSV hatte sein Interesse an dem 35-jährigen Offensivmann des VfL Wolfsburg bekundet. Diesem Werben erteilten die Niedersachsen am Dienstag jedoch eine Absage. Sollte Lasoggas Körper über längere Zeit wieder einmal den Beanspruchungen des Jobs standhalten, dürften die Diskussionen um sein Können aber schlagartig enden. Wenn nicht, wird der gutmütige und beliebte Junge im Sommer wohl der nächste Verkaufskandidat.

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