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Hamburger SV: "Wir durchlaufen gerade ein kleines Tal"

Der HSV schlittert Stück für Stück weiter in die Krise. Gegen Arsenal in der Champions League hätte der Befreiungsschlag gelingen können, aber Gegner und Schiedsrichter hatten was dagegen.

Hamburg - "Ich bin mir sicher, dass wir das Spiel mit elf Mann heute nicht verloren hätten", sagte Thomas Doll nach dem 1:2 gegen Arsenal London zum Auftakt in der Champions League. Damit reagierte der Trainer des Hamburger SV wie fast immer in den letzten Wochen. Er stellte sich schützend vor seine Mannschaft, die von den ersten sieben Pflichtspielen dieser Saison in Bundesliga, DFB-Pokal und Europacup kein einziges gewonnen hat. Einzig nach dem Pokal-Aus bei den Stuttgarter Kickers (3:4 n.V.) fand der HSV-Coach klare Worte und kritisierte: "Wir haben arrogant gespielt. Was wir in der zweiten Hälfte abgeliefert haben, ist das, was hängen bleibt."

Die Niederlage am Mittwoch gegen Arsenal führte Doll in erster Linie auf den frühen Platzverweis gegen Torhüter Sascha Kirschstein zurück. Zudem hielt er den von Kirschstein verursachten Foulelfmeter, der zum 0:1 durch Gilberto Silva führte, für unberechtigt. Dabei übersah der 40-Jährige geflissentlich, wie die Situation überhaupt zustande gekommen war. Nachdem der HSV das erste Champions-League-Spiel nach fast sechs Jahren forsch begonnen hatte, war die Abwehr viel zu weit aufgerückt. Die Gäste konterten geschickt und beschworen so die Szene herauf, die zum Strafstoß führte.

Doch all das wollte Doll nicht gelten lassen. Er behauptete vielmehr: "Wir haben gezeigt, dass wir mit einer Weltklassemannschaft mithalten können." Zugleich ignorierte er, dass Arsenal sowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit über weite Strecken das Spiel klar kontrolliert hatte. Erst in der Schlussphase beider Hälften waren die Hamburger dann doch noch aufgewacht und hatten die Engländer unter Druck gesetzt.

"Unterm Strich optimitisch"

Nach der zweiten Niederlage in Folge ließ sich Doll erst auf Nachfrage die Bemerkung entlocken, "wir durchlaufen gerade ein kleines Tal." Allerdings fügte er sogleich hinzu, das sei auch eine Chance, aus dieser Lage wieder gestärkt herauszukommen. Ebenso wenig will HSV-Chef Bernd Hoffmann etwas von einer Krise wissen und verkündete: "Das Ergebnis wirft die Mannschaft ein Stück zurück, aber es wirft uns nicht um. Unterm Strich bin ich optimistisch."

Optimistisch müssen die HSV-Verantwortlichen wohl auch sein, denn andernfalls müssten sie sich Vorwürfe gefallen lassen. Mit Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz verkauften die Hanseaten ihre komplette Innenverteidigung der erfolgreichen Vorsaison. Zwar wurden mit Vincent Kompany und Joris Mathijsen hochkarätige Nachfolger verpflichtet, aber die neue Defensivzentrale ist natürlich noch nicht eingespielt.

Leistungsträger gingen ohne Not

Noch schwerer wiegen die Transfers in der Offensive. Ohne Not ließen die Hamburger mit Sergej Barbarez (neun Tore) ihren neben Rafael van der Vaart besten Torschützen der vergangenen Spielzeit ziehen. Auch der Vertrag von Ailton wurde nicht verlängert, wobei der Brasilianer im ersten halben Jahr in Hamburg auch nur zum Teil überzeugt hatte. Von den neuverpflichteten Angreifern präsentierte sich bisher nur Boubacar Sanogo, dem immerhin schon fünf Tore gelangen, als treffsicher.

Nicht nur in der Champions League gegen Arsenal, sondern vor allem auch in den Bundesliga-Heimspielen gegen Arminia Bielefeld (1:1) und Hertha BSC Berlin (1:1) zeigte sich, wie sehr dem HSV vor allem Barbarez als Führungsspieler fehlt. In der Vergangenheit war es häufig der 34-jährige Bosnier, an dem sich die Mannschaft vor allem bei Rückständen aufrichten konnte. Mit Zuspielen, Toren und engagierten Zweikämpfen setzte Barbarez immer wieder Zeichen. Doch darauf müssen die Hamburger nun bei ihren nächsten schweren Aufgaben verzichten. In der Bundesliga kommt nach der Partie bei Borussia Dortmund Werder Bremen in die AOL Arena, bevor die Reise zum nächsten Champions-League-Duell auswärts bei ZSKA Moskau ansteht. (Von Sven Wierskalla, ddp)

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