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Handball: Berlin kehrt zurück

Nach 21 Jahren bringen die Füchse wieder Erstliga-Handball in die Stadt. Und es gibt große Hoffnung, dass es nicht wieder – wie zwischen 1982 und 1986 – nur eine kurze Episode wird.

Es darf schon ein wenig Pathos dabei sein. Um Viertel nach Acht beginnt heute mit dem Anpfiff zum Handballspiel zwischen den Füchsen Berlin und der HSG Nordhorn ein neues Erstliga-Zeitalter in Berlin. Das alte war am 7. Juni 1986 beendet, nachdem die Reinickendorfer Füchse als bereits feststehender Absteiger ihr letztes Spiel in der Ersten Bundesliga in Lemgo bestritten hatten. 21 Jahre danach ist diese Zeit der Abstinenz durch die Füchse Berlin nun beendet. Und es gibt große Hoffnung, dass es nicht wieder – wie zwischen 1982 und 1986 – nur eine kurze Episode wird. „Es war schon erstaunlich, was damals erreicht wurde“, sagt Berlins Handball-Präsident Henning Opitz zurückblickend. Mit einem dritten und zwei sechsten Plätzen in der Bundesliga sowie vor allem den Einzug ins Halbfinale des IHF-Cups sorgte das Team für Furore. Doch Opitz weiß auch, dass das damalige Management nicht die Grundlagen geschaffen habe, damit langfristiges entstehen konnte. „Dafür muss an sieben Tagen jeweils 24 Stunden gearbeitet werden und es bedarf eines Netzwerkes an Partnern“, beschreibt Opitz den wesentlichen Unterschied zum heutigen Neustart.

2003 war das Projekt „Bundesliga – Back to Berlin“ gestartet worden, das heute seinen ersten Höhepunkt erreicht. Unter Vollprofi-Bedingungen konnte Trainer Jörn-Uwe Lommel seine Mannschaft vorbereiten. „Es ist unglaublich, wie alle mitziehen“, sagt der 49-Jährige. Auch Lommel hat noch vage Erinnerungen an die alten Füchse-Zeiten: „In der Saison 1984/85 habe ich mal als Spieler mit TuSEM Essen im Pokalhalbfinale bei den Füchsen gespielt. Damals hatte mir der Berliner Mannschaftsarzt eine Spritze in meinen lädierten Fuß verpasst, so dass ich 60 Minuten lang kein Gefühl mehr darin hatte. So eine Vorgehensweise wäre heute undenkbar.“

Jedes Team in der Handball-Bundesliga hat längst seinen Ärztestab, der im Notfall aktiv wird. So auch geschehen im Fall des am Knie operierten Niederländers Mark Bult, der heute bei den Füchsen als Linkshänder im rechten Rückraum so schmerzlich vermisst wird. „Mit ihm waren wir auf einem sehr guten Weg. Wir hätten das Überraschungsteam werden können, aber ohne Bult können wir unser Spiel erst einmal nicht wie gewünscht aufziehen“, sagt Lommel immer noch deprimiert. Doch dann gibt er sich kämpferisch, so, wie er den Auftritt seines Teams um Kapitän Petr Stochl erwartet: „Unsere Deckung ist sehr stark, es wird sehr schwer sein, uns in eigener Halle zu besiegen.“

Dabei hat Lommel die Hoffnung nicht aufgegeben, kurzfristig einen Bult-Ersatz zu bekommen. „Uns gehen viele Namen durch den Kopf, aber es muss ein Spieler sein, der uns in dieser Startphase wirklich weiter hilft“, sagt er. Zwei Kandidaten wurden im Training getestet und sind durchgefallen. Gegen Nordhorn gibt es also keinen neuen Spieler. Das Manko soll durch viel Einsatz und taktische Umstellungen innerhalb des Aufgebotes kompensiert werden. Lommel verspricht: „Wir haben uns etwas einfallen lassen. Wenn wir das im Angriff auch umsetzen können, dann haben wir auch eine Chance.“

Gleichzeitig warnt der Füchse-Trainer davor, im möglichen Falle eines 0:6-Fehlstarts nach drei Spielen sofort in Panik zu verfallen. „So eine Saison ist verdammt lang“, sagt er, „wir müssen in der Bundesliga erst einmal richtig ankommen.“ Eingeschworen auf die Saison werden die Spieler heute von Geschäftsführer Bob Hanning bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken. Er wird über Chancen sprechen und auch an die Tradition erinnern. Sicherlich auch mit ein wenig Pathos.

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