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Ein bisschen ratlos. Trainer Sigurdsson (l.) und Torhüter Heinevetter. Foto: König

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Handball-Bundesliga: Füchse schwächeln daheim

Die Füchse Berlin haben in der Hinrunde der Handball-Bundesliga zu Hause schon sechs Punkte abgegeben. Manager Bob Hanning kritisiert die Einstellung, Coach Dagur Sigurdsson widerspricht.

Berlin - Irgendwie hatten sich alle ziemlich schnell verdrückt. Silvio Heinevetter war derart schnell in die Kabine geeilt, als warte dort ein Sonderpreis auf den Erstankömmling. Iker Romero, der sonst gern und ausführlich in allen ihm bekannten Sprachen antwortet, gab nur ein kurzes Handzeichen: Heute nicht. Und Ivan Nincevics Blick klebte regelrecht am Boden, als der Kroate kopfschüttelnd die Max-Schmeling-Halle verließ.

Nach dem Punktspiel der Füchse Berlin gegen die TSV Hannover-Burgdorf genügten am Mittwochabend rudimentäre Kenntnisse im Bereich Hobbypsychologie, um die zweite Heimniederlage des Berliner Handball-Bundesligisten in dieser Saison einzuordnen. Einer der wenigen Spieler, die nach dem Abpfiff überhaupt in der Mixed Zone stehen blieben, erledigte diesen Part dann auch verbal. „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht“, sagte Kapitän Torsten Laen. „Mit einem Sieg hätten wir uns zum Jahresende ein bisschen von der Konkurrenz absetzen können“, ergänzte der Däne. Stattdessen rückte das Feld, das um die Europapokalplätze kämpft, noch enger zusammen: Den Tabellenvierten aus Berlin und den Achten aus Melsungen trennen jetzt nur drei Punkte. „Deshalb tut diese Niederlage richtig weh“, sagte Laen, „zumal wir zu Hause ungern Punkte abgeben.“

In der Hinrunde haben die Berliner bereits sechs Punkte in der Max-Schmeling-Halle liegen lassen, doppelt so viele wie in der kompletten Vorsaison. Abgesehen vom Kantersieg gegen den HSV Hamburg (37:27) vor zwei Wochen taten sich die Füchse dabei in fast jeder Bundesliga-Begegnung schwer, auch wenn am Ende oftmals knappe Siege standen. In diesem Zusammenhang konstatierte Manager Bob Hanning nach der jüngsten Niederlage: „Wir müssen uns gar nicht beschweren. Im Grunde war es lange überfällig, dass wir so ein Spiel auch mal verlieren. In einigen Bereichen, vor allem in der Defensive, hat mir eine gewisse Grundeinstellung gefehlt.“ Für Hanningsche Verhältnisse waren das derbe Worte, zumal er sie öffentlich artikulierte. Gibt es ein Motivationsproblem bei den Füchsen? Oder sind die Ausrutscher gegen die Überraschungsmannschaften aus Wetzlar, Hannover und Melsungen anderen Umständen geschuldet, beispielsweise dem Verletzungspech, der hohen Belastung, dem Lauf des Gegners?

„Ich habe kein Einstellungsproblem erkannt“, sagt Trainer Dagur Sigurdsson am Tag danach, „weder im Training noch im Spiel.“ Vielmehr bewege sich sein Team seit längerer Zeit an der Belastungsgrenze. „Meine Mannschaft hat in den Schlussphasen viele Spiele durch Emotionen und Power gedreht“, sagt der Isländer. „Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Deshalb haben wir gegen Hannover auch das bekommen, was wir an diesem Abend verdient haben.“ Zudem scheint die Bundesliga in dieser Saison so ausgeglichen zu sein wie seit vielen Jahren nicht mehr. Der grandiose Lauf des THW Kiel von 51 Bundesliga-Spielen ohne Niederlage endete beispielsweise unlängst im Heimspiel gegen Melsungen – vor zwei Jahren ein undenkbares Szenario.

„Man darf sich keine Schwächephasen leisten“, sagt Sigurdsson, „leider ist uns das nicht immer gelungen.“ Trotzdem will sich der Isländer die Hinrunde nicht madig reden lassen. „Ich bin zwar nicht hundertprozentig zufrieden. Aber man darf auch nicht vergessen: Wir liegen bislang gut im Plan.“ In der Bundesliga stehen die Füchse auf einem Europapokal-Platz, zudem sind sie souverän in das Achtelfinale der Champions League eingezogen – ein vor der Saison erklärtes Saisonziel. Sigurdsson gibt sich entsprechend gelassen: „Ich kenne meine Mannschaft“, sagt er, „sie hat Charakter und ist bislang immer zurückgekommen“. Vor allem nach bitteren Niederlagen. Christoph Dach

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