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Nie hoch hinaus. Bei den Füchsen konnte sich Nationalspieler Steffen Fäth bisher nicht aufdrängen, ihm fehlt wohl auch die Bindung zur Mannschaft.

© dpa/Carstensen

Handball-Bundesliga: Steffen Fäth fremdelt mit Berlin

Steffen Fäth fühlt sich bei den Füchsen nicht wohl – der Neuzugang wird den Klub deshalb bald wieder verlassen.

Der Moment wird bleiben, allein schon wegen seiner großen Bedeutung. Wie der Ball an den rechten Pfosten springt und von dort hinter die Torlinie, wie die gesamte Ersatzbank aufspringt, wie Steffen Fäth entschlossen die Faust ballt. Sein Treffer zum zwischenzeitlichen 28:27, erzielt Anfang September im Endspiel um den Weltpokal, war das, was im US-Sport gern als „Game changer“ bezeichnet wird: der Augenblick also, der ein verloren geglaubtes Spiel endgültig zum Kippen bringt. Im konkreten Fall verhalf er den Füchsen Berlin, ihren Titel als Handball-Vereinsweltmeister in Doha zu verteidigen und gleich mit einem großen Erfolg in die neue Saison zu starten. Mit der Nachhaltigkeit ist das allerdings so eine Sache, jedenfalls für Steffen Fäth.

Seit seinem wohl wichtigsten Tor im Trikot der Füchse ist dem Neuzugang nämlich nicht mehr viel gelungen: Fäth wirkte in den letzten Monaten eher wie ein Fremdkörper und nicht mehr wie der dominante Nationalspieler, der er etwa im Januar noch war, als die deutsche Auswahl in Polen unter tatkräftiger Mithilfe des 26-Jährigen zum Titel stürmte. In Berlin spielte Fäth selten bis gar nicht, und an einen Platz in der Anfangsformation war mit fortwährendem Saisonverlauf auch immer seltener zu denken. An diesem Sonntag, wenn die Füchse zum Bundesliga-Spiel beim VfL Gummersbach antreten (15 Uhr, live bei Sport 1), dürfte sich daran nicht viel ändern.

Auch die Entscheidungsträger beim Berliner Bundesligisten haben längst registriert, dass Fäth irgendwie neben der Spur läuft, dass ihm Berlin nicht unbedingt zusagt – und so haben sie am Mittwoch eine mehr oder weniger überraschende Entscheidung bekannt gegeben: Demnach wird der Rückraumspieler den Verein im Sommer 2018 verlassen und fortan für die Rhein-Neckar Löwen auflaufen. „Ich war mit meiner Leistung in den vergangenen Monaten nicht zufrieden, aber diese Eingewöhnungszeit in Berlin hatte keinerlei Einfluss auf meine Entscheidung“, sagt Fäth. Vielmehr hätten persönliche Gründe den Ausschlag gegeben. Nach einem schweren Krankheitsfall in der Familie will Fäth wieder nah bei seinen Eltern sein, die im Großraum Frankfurt leben. „Wir akzeptieren den Schritt, weil Steffen in seinem Handeln immer transparent und vorbildlich war“, sagt Füchse-Manager Bob Hanning, „jetzt freuen wir uns noch auf schöne eineinhalb Jahre mit ihm.“

Ob die Liaison tatsächlich noch so lange hält, ist zumindest fraglich. Aus Fäths Umfeld ist zu vernehmen, dass er gegen einen früheren Wechsel zu den Löwen garantiert nichts einzuwenden hätte, im Gegenteil. Bei den Füchsen soll er sich vom ersten Tag an nicht richtig wohlgefühlt haben, Freunden gegenüber hat er sogar mangelnde Bindung zum Team eingeräumt, das Verhältnis zu Trainer Erlingur Richardsson soll ebenfalls belastet sein. Insofern passt es ganz gut, dass die Löwen nach der Saison 2016/17 auf jenen Mann werden verzichten müssen, der auf Fäths Position im linken Rückraum über Jahre gesetzt war: Der schwedische Nationalspieler Kim Ekdahl Du Rietz hat mit 27 Jahren entschieden, seine Karriere für eine Weltreise zu unterbrechen, im Sommer 2017 soll es losgehen. Gut möglich, dass sich die Vereine erneut an einen Tisch setzen – im Interesse aller Beteiligten.

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