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Iker Romero, 32, trägt seit Beginn der Saison das Trikot der Füchse Berlin. Zuvor war der 189-malige spanische Nationalspieler (723 Tore) unter anderem für die Spitzenklubs Ciudad Real und FC Barcelona aktiv. Mit den Katalanen gewann er 2005 und 2011 die Champions League. 2005 zählte er zum spanischen Nationalteam, das die WM gewann.

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Handball Champions League: Füchse-Star Iker Romero: „In Leon wird viel geflucht“

Vor dem Viertelfinal-Hinspiel bei Ademar Leon spricht Iker Romero über den heutigen Gegner, sein Aus im Nationalteam und die deutsche Kultur.

Señor Romero, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten großen Titel?

Aber ja. Das war 2001. Mit Ademar Leon haben wir die spanische Meisterschaft gewonnen.

Jener Klub also, gegen den Sie heute mit den Füchsen im Viertelfinale der Champions League (17.30 Uhr, live bei Eurosport) antreten.

Das ist schon etwas Besonderes. Die Zeit in Leon war toll. Ich war jung und durfte mit tollen Leuten wie Raúl Entrerrios zusammenspielen, die sich später zu absoluten Weltklasse-Handballern entwickelten. Leon ist eine kleine Stadt, Handball wird dort sehr ernst genommen. Die Fans sind fantastisch, als Gegner hat man es da schwer. Vor allem wird viel geflucht.

Wie meinen Sie das?

Die Zuschauer schimpfen auf den Gegner, dass glauben Sie nicht. Da fallen Worte... Nur gut, das bei uns kaum einer Spanisch versteht.

Sie schon. Ein Nachteil?

Ach, mir ist das egal. Ich habe schon so viele hitzige Spiele erlebt. Die Fans in Leon werden mich nicht sehr herzlich begrüßen. Es hat ihnen damals nicht gefallen, dass ich nach dem Gewinn der Meisterschaft zu Ciudad Real und später nach Barcelona gewechselt bin. Mir ist nur wichtig, meine Familie zu sehen.

Sie stammen aus Vitoria im Baskenland. Es heißt, die Menschen dort seien bodenständig und fleißig. So werden Sie auch von Mitspielern beschrieben. Hat es Ihnen ihre Herkunft leichter gemacht, sich in Deutschland zurechtzufinden?

Ja, aber ich muss zugeben, dass der Unterschied zwischen den Kulturen groß ist.

Klären Sie uns auf.

Sehen Sie, wir Spanier mögen den Müßiggang. Wir lieben es, zu feiern, auszugehen. Im Sport muss man die Dinge aber sehr konzentriert angehen. In Sachen Ernsthaftigkeit habe ich hier dazugelernt.

Sie kamen als Champions-League-Sieger nach Berlin – und spielen trotzdem nie in der ersten Sieben, sondern kommen immer von der Bank. Nervt das nicht?

Ich erlebe das in der Form auch zum ersten Mal, es ist nicht einfach. Ich will natürlich von Beginn an spielen, aber das Team ist wichtiger als Iker Romero. Wenn ich nur zehn oder zwanzig Minuten helfen kann, ist das auch in Ordnung. Dann versuche ich, in dieser Zeit mein Bestes zu geben. Ich respektiere das, Trainer Dagur Sigurdsson ist der Boss, er entscheidet, wer spielt. Sie werden nicht erleben, dass ich mich beschwere.

In der Nationalmannschaft sind Sie bei der EM auch nur aufs Feld gekommen, um die Siebenmeter zu werfen.

Nach dem Turnier habe ich mit Trainer Valero Rivera gesprochen und ihm mitgeteilt, dass ich nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen werde. Olympia habe ich zwei Mal erlebt, da tat der Rücktritt so kurz vor London nicht mehr ganz so weh. Ich war mit meiner Rolle einfach nicht mehr zufrieden.

So wie in Barcelona. Deshalb der Wechsel nach Deutschland?

Ich war neun Jahre in Barcelona, habe mir dort einen Namen gemacht und dem Verein viel zu verdanken. Ich bin sehr stolz auf meine Karriere. Am Ende habe ich aber in Barcelona wenig gespielt. Außerdem wollte ich immer in die Bundesliga. Dann habe ich mit meinem Manager gesprochen und mit Füchse-Manager Bob Hanning. Es gab zwar auch andere Angebote aus Deutschland und anderen Ländern. Aber ich war mir schnell einig mit den Füchsen.

Es heißt, sie hätten große Abstriche in Sachen Gehalt gemacht.

Das Konzept stimmte, bei den ersten drei Treffen haben wir nicht einmal über Geld gesprochen. Ich hatte in meiner Karriere immer das Glück, gute Verträge zu besitzen. Deshalb war das Gehalt bei den Füchsen auch nicht so wichtig. Bob hat mir gesagt: So und so viel können wir geben – und ich war einverstanden.

Sie haben die Handball-Bundesliga mal mit der NBA verglichen. Was wollten Sie damit zum Ausdruck bringen?

In Spanien gibt es drei große Teams: Barcelona, Atletico Madrid und Leon. Diese Klubs spielen in vollen Hallen, alle anderen manchmal vor 1000 Zuschauern oder weniger. In Deutschland ist das anders. Die Hallen sind immer voll, das Medieninteresse ist groß, das der Fans ebenfalls – egal, wo man hinkommt.

In Köln, beim alljährlichen Final Four der Champions Leage, gilt das ganz besonders.

Es wäre eine Sensation, wenn wir das Final Four erreichten. Dazu müssen wir erst 120 Minuten gegen Leon spielen, da ist alles möglich. Wenn ich ehrlich bin: Ich will nicht unbedingt gegen Barcelona spielen – dafür habe ich zu großen Respekt vor meinem alten Klub. Dann lieber gegen Kiel oder Atletico Madrid.

Alle drei gelten als übermächtig. Sie sind ein sehr gläubiger Mensch. Brauchen die Füchse göttlichen Beistand, um die Topteams besiegen zu können?

(lacht). Nein. Gott hat auch gar keine Zeit, sich um vergleichsweise belanglose Dinge wie Handball zu kümmern. Da gibt es Wichtigeres für ihn zu erledigen.

Das Gespräch führten Christoph Dach und Sebastian Stier.

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