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Gislason

© dpa

Handball: Coole Revolution

Beim THW Kiel beginnt heute mit dem Supercupspiel gegen den HSV die Zeit nach Trainer Serdarusic.

In den zurückliegenden Wochen ist beim THW Kiel eine kleine Revolution ausgebrochen. So zumindest sieht es Uwe Schwenker. Als Manager des Handball- Rekordmeisters diente Schwenker in den letzten 15 Jahren häufig als Schlichter und Prellbock, wenn der Trainer Zwonimir Serdarusic den Medien oder Sponsoren mal wieder ordentlich was vor den Kopf geschlagen hatte. Serdarusic schalt beispielsweise gern die Medienvertreter als Ahnungslose, und einen Interview-Termin mit dem Kroaten zu bekommen war nur unter großen Mühen möglich, eher aber aussichtslos. Nun aber hat sich die Lage radikal verändert. Neulich wurde Schwenker von der Nachricht überrascht, ein Fernsehteam habe das Training der „Zebras“ gefilmt. „Wer hat das organisiert?“, fragte er seinen neuen Coach Alfred Gislason. „Ich selbstverständlich“, antwortete Gislason. Kein Wunder, dass Schwenker seinen Trainer als „etwas medienkompatibler und sponsorenfreundlicher“ als den Vorgänger bezeichnet.

Im sportlichen Bereich jedoch ist keine Revolution beabsichtigt. Vielmehr Kontinuität. Bevor Gislason heute in München mit dem Supercup gegen den HSV Hamburg (15 Uhr, live im DSF) sein erstes Pflichtspiel mit dem Turnverein Hassee-Winterbek bestreitet, hat er nach eigenem Bekunden „nicht großartig alles auf den Kopf“ gestellt. Den vielen Angriffskonzepten, die dem THW in den letzten vier Jahren die Meisterschaft und den Champions-League-Sieg 2007 bescherten, werde er nur einige Varianten zufügen, erklärte der 48-jährige Isländer. Auch in der Abwehr werde es keine grundsätzlichen, sondern nur Feinjustierungen geben. „So schlecht ist es ja in den letzten Jahren in dieser Mannschaft nicht gelaufen“, bemerkt Gislason lachend.

Der Mann aus dem nordisländischen Akureyri geht betont lässig damit um, den erfolgreichsten Trainer der Bundesliga-Geschichte (elf Meisterschaften) zu beerben. „Wenn die Sache gut geht, dann war dieser Schritt richtig“, sagt der studierte Historiker, den der THW beim VfL Gummersbach für rund 750 000 Euro auslösen musste und der einen Dreijahresvertrag erhielt. „Und wenn es schief geht, dann auch“, fügt er hinzu. Seine demonstrative Lockerheit beruht auf großem Selbstbewusstsein: Gislason hat als erster Trainer mit einem deutschen Klub die Champions League gewonnen (2002 mit dem SC Magdeburg), und überall dort, wo er tätig war, hat er erfolgreich gearbeitet. Gislasons gutes Verhältnis zu Serdarusic hat zudem nicht gelitten. „Ich habe mich mit ihm über viele Dinge ausgetauscht“, erzählt Gislason. Er habe Serdarusic ja auch nicht den Job weggenommen, da er erst kam, als Serdarusic beurlaubt worden war. „Wir sind Freunde geblieben.“

Freilich steht Gislason unter Druck in Kiel, die unglaubliche Erfolgsgeschichte seines Vorgängers verpflichtet. Aber noch mehr ist dem Trainer die Freude über die sehr guten Arbeitsmöglichkeiten anzumerken. „Hier wird sehr professionell gearbeitet, und ich habe in meinen 17 Trainerjahren noch nie mit einem so guten Kader arbeiten können“, sagt er.

Doch auch die Mannschaft scheint begeistert von dem neuen Stil. Nationalspieler Christian Zeitz, der in Serdarusic eine Vaterfigur verlor und deshalb nörgelte, hat sich während Olympia in Peking von seinen Teamkameraden via Kurzmitteilungen von den Trainingseindrücken aus Kiel berichten lassen. Irgendwann schickte Zeitz eine Nachricht an Schwenker, dass auch er sich auf den neuen Trainer freue: „Alfred ist wohl ziemlich cool.“

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