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Bob Hanning (l.) und die Füchse Berlin haben ein Herz für Australiens Handballer.

© dpa

Handball: Die Füchse Berlin investieren in Australien

Die australische Handball-Nationalmannschaft bekommt finanzielle Unterstützung der Füchse Berlin, damit sie an der Asienmeisterschaft teilnehmen kann.

Allein schon die Summe! Sie war so verschwindend gering, dass sie nicht mal für das Monatsgehalt eines einzigen Angestellten in der eigenen Geschäftsstelle gereicht hätte. Einmalig 2000 Dollar? Wie sollte man dieses Angebot ablehnen? „Als wir von dem Aufruf erfahren haben, mussten wir keine Sekunde überlegen“, sagt Bob Hanning, der Manager der Füchse Berlin, über die außergewöhnliche Aktion, zu der sich sein Klub kürzlich entschieden hat. „Für uns stand sofort fest, dass wir da helfen wollen.“

Im Kern geht es dem Handball-Bundesligisten darum, der australischen Nationalmannschaft die Teilnahme an der Asienmeisterschaft zu ermöglichen. Beim Kontinentalturnier, das im November in Doha ausgetragen wird, steht neben dem Titel vor allem die Qualifikation für Olympia 2016 in Rio de Janeiro auf dem Spiel. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in anderen Sportarten müssen Australiens Handballer in ihrer Heimat nämlich gänzlich ohne staatliche Zuschüsse oder Hilfe des Nationalen Olympischen Komitees über die Runden kommen, sprich: Die australischen Nationalspieler übernehmen allesamt die Kosten für Anreise, Unterkunft und sämtliche weiteren Posten im Regelfall selbst.

Die benötigten 10 000 Dollar für das Turnier in Doha versuchen die Australier per Crowdfunding im Internet aufzutreiben. Als Gegenleistung dafür bieten die Australier potenziellen Geldgebern unter anderem signierte Bälle, Trikots und Werbeflächen auf ihrer Spielkleidung an. Eine dieser beiden Werbeflächen haben nun die Füchse für besagte 2000 Dollar erstanden.

„Für uns war es selbstverständlich, den Australiern die Chance auf die Olympia-Quali zu geben, weil wir wissen, wie es ist, ohne Hauptsponsor zu spielen“, sagt Hanning. Der Bundesligist, am Mittwoch in der Liga in Göppingen zu Gast (Beginn 20.15 Uhr), ist trotz einiger sportlicher Erfolge und dreier großer Titel in den zurückliegenden eineinhalb Jahren (DHB-Pokal-Gewinn, Sieg im EHF-Pokal und der Klub-Weltmeisterschaft) der einzige deutsche Profiklub in den großen Mannschaftssportarten, der im Moment ohne Hauptsponsor auf der Brust spielt.

Kleine Wiedergutmachung für die Ausbootung Australiens bei der WM

Dass sie sich die überschaubaren, aber eben doch außerplanmäßigen Ausgaben trotzdem leisten können, hängt nicht zuletzt mit dem überraschenden Sieg bei der Klub-Weltmeisterschaft im September zusammen. Beim Turnier in Doha spielten die Berliner mit ihrem Erfolg 400 000 Dollar ein, also laut Hanning ziemlich genau jene Summe, die ihnen in Ermangelung eines Hauptsponsors noch im Etat gefehlt hatte.

In Doha lernte der Tross des Berliner Bundesligisten auch die vom deutschen Trainer Philipp Enders betreute Mannschaft der Universität Sydney kennen, die als Kontinentalvertreter Australiens an den Start ging und auch noch den Großteil des australischen Nationalteams stellt; die Teams teilten sich das Hotel, die Entscheidungsträger tauschten sich aus. „Wir haben gute Kontakte geknüpft und uns super verstanden“, erzählt Bob Hanning. Zurück in Deutschland habe schließlich eines zum anderen geführt.

Obwohl die Ereignisse nicht im unmittelbaren Zusammenhang stehen, ist die Hilfe der Berliner aus Sicht der Australier durchaus als Wiedergutmachung für die skandalösen Vorgänge rund um die Weltmeisterschaft im Januar in Katar zu deuten. Damals hatte der Handball-Weltverband IHF die sportlich qualifizierten Australier mit einer höchst fadenscheinigen Begründung kurzfristig vom Turnier ausgeschlossen. Der dadurch frei gewordene Startplatz wurde – übrigens erstmalig in der Geschichte – in Form einer Wildcard an das Team aus Deutschland vergeben.

Nun haben die Australier wenigstens wieder die Chance, sich aus eigener Kraft für die Spiele in Rio zu qualifizieren. Es wäre die erste Olympia-Teilnahme des Handball-Teams seit 16 Jahren. Bei den Spielen in Sydney war Australien als Gastgeber gesetzt – und belegte den letzten Platz.

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