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Iker Romero gehört auch in seiner zweiten Saison bei den Füchsen zu den Leistungsträgern.

© dpa,p-a

Handball: Ein Spanier spielt sein eigenes Spiel

Iker Romero ist bei den Füchsen zwar nur Teilzeitarbeiter, bleibt für die Berliner aber unverzichtbar

Wenn es um taktische Gesetzmäßigkeiten geht, ist Dagur Sigurdsson Traditionalist. Der Trainer der Füchse Berlin hat das individuelle Aufgabenfeld seiner Spieler klar abgesteckt, jeder kennt die eigene Rolle: Im Tor beginnt fast immer Silvio Heinevetter, Denis Spoljaric spielt ausschließlich in der Defensive, Bartlomiej Jaszka dagegen explizit im Angriff. Und Iker Romero? Im Laufe seiner großen Karriere haben die Gelenke und Bänder des Spaniers dermaßen gelitten, dass es heute nur noch zu einer Nettospielzeit von 15 bis 20 Minuten reicht. Auch deshalb wurde Romeros Wechsel nach Berlin seinerzeit kritisch beäugt, manche sprachen von einem geschickten PR-Gag des Handball-Bundesligisten. „Er soll unser Mann für die besonderen Momente werden“, sagte Manager Bob Hanning damals bei der offiziellen Vorstellung des Rückraumspielers. Eineinhalb Jahre später hat Romero dieses Versprechen, diese Hanningsche Hoffnung, längst eingelöst.

Wie wertvoll der Teilzeitarbeiter mittlerweile für die Berliner geworden ist, war auch am Sonntag wieder zu sehen. Aus einem starken Kollektiv ragte beim 29:29 der Füchse im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Atletico Madrid nämlich ein Spieler heraus: Iker Romero. Das hing natürlich zum einen mit den acht Toren zusammen, die er erzielte, vor allem aber mit den Führungsqualitäten, die die Füchse nach dem Ausfall von Spielmacher Jaszka quasi ausgeschrieben hatten. Romero war in der Offensive omnipräsent, er traf selbst aus den unmöglichsten Lagen, bestimmte das Tempo, setzte seine Kollegen in Szene, kurzum: Romero steuerte das Spiel, als hätte er in dieser Saison nie etwas anderes wie, sagen wir mal Bankwärmen, getan. Coach Sigurdsson sprach von einer „großartigen Leistung“. Das Paradoxon im Spiel des Iker Romero liegt darin begründet, dass seine Aktionen oft berechenbar wirken, regelrecht statisch, wie aus einer anderen Zeit. Trotzdem sind sie an guten Tagen selbst für international erfahrene Teams wie Atletico Madrid schwer bis gar nicht zu verteidigen.

Auge, Technik, präziser Wurf - Romero bringt seine Stärken gekonnt ein

Im Spätherbst seiner Karriere besitzt Romero zwar nicht ansatzweise die Dynamik eines zeitgemäßen Mittelmanns. Dafür kreiert er immer wieder Situationen, in denen er seine Stärken einbringen kann: Auge, technische Fähigkeiten, Wurfvarianten. In Madrid rannte sich der 199-fache spanische Nationalspieler gefühlte 30 Mal in der gegnerischen Defensive fest und erzwang immer wieder Freiwürfe – mit dem Hintergedanken, die Abwehr in ihre Grundformation zu beordern und sie anschließend in Zwei-gegen-Zwei-Situationen zu verwickeln, bevorzugt in Kombination mit seinem Lieblings-Kreisläufer Evgeni Pevnov. Es schien fast, als spiele diese Berliner Achse ihr ganz eigenes kleines Spiel im großen. Dass es Romero vorbehalten war, kurz vor dem Ende den Ausgleich zu erzielen, passte ins Bild dieser Begegnung.

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