zum Hauptinhalt

Handball: Ein zweiter Platz, der wenig zählt

Offensichtlich niemand bei den Füchsen Berlin hat sich die Tabelle nach dem ersten Bundesliga-Spieltag ausgeschnitten. Einen Grund dafür gäbe es, denn so weit vorn standen sie noch nie.

Der zweite Platz nach dem 39:31 im Heimspiel gegen den Stralsunder HV übertüncht die wahre Leistung erheblich. „Wenn wir uns in der Abwehr nicht wenigstens um 50 Prozent steigern, haben wir am Samstag in Wetzlar kaum eine Chance“, sagt Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. Gegen Aufsteiger Stralsund, dem wohl schwächsten Team der Liga, hat es gereicht. Weil der Angriff ganz passabel spielte, weil Trainer Jörn- Uwe Lommel mit der Umstellung von der 6:0- zur 5:1-Deckung den Gegner verunsicherte, und weil Torhüter Petr Stochl in der entscheidenden Schlussphase ein paar hundertprozentige Chancen vereitelte. Der Mittelblock in der Abwehr blieb aber die Schwachstelle.

„Dass wir daran arbeiten, ist klar. Für eine schnelle Besserung bis zum Wetzlar-Spiel ist die Zeit zu kurz“, sagt Lommel und erklärt warum: „Hany El Fakharany, der wegen Olympia drei Monate nicht da war, und Michal Kubisztal haben gerade einmal zusammen trainiert.“ Hinzu komme der Ausfall des 2,07 Meter großen Hünen Rico Göde, der eigentlich mit El Fakharany in der Mitte decken soll. Wann er nach seinen Fingerbruch wieder eingesetzt werden kann, ist offen. So bleibt dem Füchse-Coach nichts anderes übrig, als auf Zeit zu setzen und an den Kampfgeist der Spieler zu appellieren. Bob Hanning sieht darin Reserven: „Mir hat in der Deckung etwas die Einstellung gefehlt, etwas gemeinsam erreichen zu wollen.“ Viele Aktionen waren ihm zu sehr die Taten eines Einzelnen. Hanning nahm aber auch ausdrücklich El Fakharany und Regiseur Bartlomiej Jaszka in Schutz: „Beide sind nach Olympia körperlich platt.“

Wie sich das olympische Turnier, dem eine wochenlange Vorbereitung der Länderteams vorausging, negativ auswirken kann, musste am ersten Spieltag auch Serienmeister THW Kiel beim 28:28 in eigener Halle gegen Aufsteiger TSV Dormagen registrieren. Unter normalen Voraussetzungen wäre Kiel dem Gegner wohl überlegen gewesen. „Das zeigt, wie wichtig der Sieg gegen Stralsund für uns war“, sagt Bob Hanning. „Verlierst du gegen so einen Gegner einen oder zwei Punkte, dann schleppst du das über die Saison mit, auch mental.“ So aber haben die Füchse wenigstens zwei ihrer angestrebten 30 Saisonpunkte schon mal sicher.

„Wir werden uns steigern“, verspricht Kapitän Stochl mit Blick auf das Spiel in Wetzlar. Seine Lösung, wie es auch dort mit einem Punktgewinn klappen könnte lautet: „Aggressiver spielen und kompakt decken.“ Das Vertrauen darauf, dass die Mannschaft das schaffen kann, hat auch Bob Hanning. Vorsorglich kündigt er an: „Wenn wir gewinnen, schneide ich mir die Tabelle aus.“ Hartmut Moheit

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false