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Handball-EM: Deutsche von der Realität eingeholt

Am Ende steht die Ernüchterung. Zwar gibt es für die deutschen Handballer bei der EM noch das letzte Hauptrundenspiel am Donnerstag gegen Tschechien, aber darin geht es für sie höchstens noch um einen letzten positiven Eindruck.

Am Ende steht die Ernüchterung. Zwar gibt es für die deutschen Handballer bei der EM noch das letzte Hauptrundenspiel am Donnerstag (16.30 Uhr, live im ZDF) gegen Tschechien, aber darin geht es für sie höchstens noch um einen letzten positiven Eindruck. Aber auch der wird nicht mehr verwischen können, was nach dem 20:25 (9:14) gegen Spanien stehen geblieben ist. Nach der dritten Niederlage in diesem Turnier gibt selbst der sonst immer so optimistische Bundestrainer Heiner Brand zu: „Ich habe wohl den Entwicklungsstand des Teams unterschätzt, habe einzelne Spieler schon weiter gesehen.“

Dennoch lässt der 57-Jährige, der noch bis 2013 einen Vertrag mit dem Deutschen Handballbund besitzt, nichts auf die Mannschaft kommen: „Sie ist sehr lernwillig, damit lässt sich in der Zukunft einiges bewegen.“ Und schon gar nicht hat der schnauzbärtige Gummersbacher etwas an der Einstellung der Mannschaft auszusetzen. „Sie hat auch gegen Spanien gekämpft, aber die Summe der Fehler hat gegen den international viel erfahreneren Gegner den Ausschlag gegeben“, sagt Brand. Der Bundestrainer hatte sich am Mittwochmorgen extra noch einmal die DVD von dem enttäuschenden Auftritt des Weltmeisters von 2007 gegen Spanien angesehen, „ohne zu neuen Erkenntnissen wie am Abend zuvor“ zu gelangen. „Es war die Summe von Einzelfehlleistungen, mit denen gegen so einen Gegner nicht zu gewinnen ist“, sagt Brand. So werden die deutschen Handballer am Freitag Innsbruck mit sehr zwiespältigen Gefühlen in Richtung Heimat verlassen. Aber auch mit der Aussage von Brand im Gedächtnis: „Es gibt keinen Grund zur Resignation.“

Für den Bundestrainer steht bereits fest, dass er in der Situation, in der „in Europa die Teams noch näher zusammengerückt“ sind, auch nach weiteren deutschen Talenten suchen muss. „Ich habe zwar keinen Grund, Spielern wegen mangelnder Einstellung eine Denkpause zu verordnen“, sagt Brand, „aber das ist kein Freibrief für die Ewigkeit. Wir betreiben Leistungssport, ich will zukünftig einen größeren Konkurrenzdruck erzeugen.“ Andererseits wird es mit den diesmal fehlenden Leistungsträgern Pascal Hens und Sebastian Preiß auch Rückkehrer geben. Wie er genau weiter verfahren möchte, wird Brand erst entscheiden, wenn sich die EM-Eindrücke bei ihm etwas gesetzt haben. In Zukunft möchte Brand ein wenig mehr darauf achten, dass auch die Nationalspieler etwas realistischer denken. „Es war bestimmt von einigen eine Fehleinschätzung, dass sie sogar mit einer Medaille in Österreich liebäugelten. Ich habe das nicht erwartet. Man sollte sich da doch zurückhaltender äußern“, sagt Brand,

Mit Blick auf die nächste Weltmeisterschaft, die in einem Jahr in Schweden stattfindet, kommt dem Bundestrainer ein zusätzlicher Termin im Sommer gerade recht. Im Zusammenhang mit einem Promotion-Spiel in Chicago gegen Polen am 17. Juli hat er seine Mannschaft eine Woche lang in den USA beisammen. „Ich habe so eine zusätzliche Trainingschance“, sagt er. Der Termin im eigentlich handballfreien Juli kam auf Wunsch der Bundesliga zustande, die in Kooperation mit dem US-Handballverband ihren Sport in den Vereinigten Staaten populärer machen will.

Brand kündigte bereits im kalten Innsbruck an, dass die Reise im Sommer „mit Sicherheit kein Spaßausflug“ wird. Jede Möglichkeit will er nutzen, um den Lernprozess der deutschen Nationalmannschaft voranzutreiben. Dieser habe bereits bei dieser EM begonnen. Er erinnerte daran, dass viele deutsche Nationalspieler erst jenseits der 30 Jahre ihre erste Medaille gewannen. Da waren Männer wie Volker Zerbe fast schon 34 Jahre alt. „So viel Zeit habe ich diesmal nicht mehr“, sagt Brand, „es muss alles viel schneller gelingen.“ Auch, weil Olympia 2012 nicht mehr weit sei. „Das ist das große Ziel von uns allen“, sagt auch Michael Kraus.

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