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Heiner Brand

© Foto. dpa

Handball-EM: Deutschland steht vor Charaktertest

Der Handball-Weltmeister ist angeschlagen und steht nach der herben Niederlage gegen Spanien bei der EM in Norwegen gehörig unter Druck. Die drei Hauptrunden-Gegner für das Team von Bundestrainer Heiner Brand haben es in sich.

Der Handball-Weltmeister ist angeschlagen und steht nach der herben 22:30-Niederlage gegen Spanien bei der EM in Norwegen gehörig unter Druck. Jetzt warten in der Hauptrunde schwere Aufgaben auf das Team von Bundestrainer Heiner Brand. Deutschland hat lediglich zwei Punkte durch den Vorrunden-Sieg über Ungarn auf dem Konto. Angesichts der drei starken Gegner, die auf die DHB-Auswahl warten, etwas wenig auf dem Weg zum angepeilten Halbfinale.

Widersacher von beträchtlichem Format

Kapitän Markus Baur gab sich nach der schwachen Vorstellung gegen Spanien zwar kämpferisch als er sagte: "Es ist nichts passiert. Wenn wir dreimal gewinnen, sind wir im Halbfinale." Doch Trainer Heiner Brand stellt sich auf einen steinigen Weg ein. Für ihn sind Island (Dienstag 16.20 Uhr/ZDF), am Mittwoch Frankreich (18.15 Uhr/ARD) und tags darauf Schweden (19.20 Uhr/ZDF) Widersacher von beträchtlichem Format. Die isländischen Handballer lobte er für ihre "gute Ausbildung", die Schweden sieht er "auf dem Weg zurück in die Spitze" und Frankreich, den Titelverteidiger, wähnt er über allen Teams: "Die sind eigentlich unschlagbar." Auch Spielmacher Baur ist sich der Schwere der Aufgabe bewusst. "Alle, die jetzt kommen, sind dicke Brocken", urteilte der Lemgoer.

In dieser prekären Situation appellieren der Trainer und sein verlängerter Arm auf dem Feld an den Charakter des Weltmeisters. "Wir müssen den Spirit in die Mannschaft zurückholen", forderte Baur, und Brand verlangte, "dass wir zeigen, dass wir tatsächlich eine Mannschaft sind". Bewiesen haben dies die Handballer bei der Heim-WM im vergangenen Jahr. Da verloren sie auch in der Vorrunde - gegen Polen. Doch danach gaben sie sich keine Blöße mehr und am Ende feierte das Brand-Team den Weltmeistertitel. Der Bundestrainer erwähnt auch das Beispiel Frankreich, das bei der EM 2006 in der Schweiz klar gegen Spanien verlor und doch den Titel errang.

Schwächen im Angriff

Deutschlands größte Schwäche lag bei der Europameisterschaft bislang im Angriff. Der Rückraum ist die Schwachstelle. Hier fällt besonders der gehemmt wirkende Hamburger Pascal Hens mit einer miserablen Trefferbilanz negativ auf. Seine persönliche Misere kann er nicht erklären, wohl aber die der Mannschaft. "Wir waren bisher viel zu statisch, machen alles nur mit dem Ball, suchen die Chance viel zu früh und spielen nicht geduldig genug", sagte er der "Welt". Zudem gibt es nach dem Ausfall von Oleg Velyky kaum eine Alternative zu Hens im Rückraum. Bundestrainer Brand vermisst außerdem die allgemeine Laufbereitschaft. "Reißt euch zusammen, bewegt euch", hatte er den Spielern in der Partie gegen Spanien zugerufen.

Das schwache Spiel wurde per Video-Analyse aufgearbeitet, jetzt hofft der Bundestrainer auf die richtige Reaktion darauf im ersten Zwischenrunden-Match gegen Island.

Alle zwölf im Turnier verbliebenen Mannschaften nehmen aus der ersten Gruppenphase die Punkte mit, die sie gegen ebenfalls für die Hauptrunde qualifizierte Teams erreicht haben. Somit starten in der deutschen Gruppe 2 die Franzosen ohne Verlustpunkt, in Gruppe 1 Norwegen und Kroatien. Montengro, Slowenien (Gruppe 1) und Island (Gruppe 2) haben keine Punkte auf dem Konto, die restlichen Teams (Gruppe 1: Dänemark, Polen, Gruppe 2: Ungarn, Spanien, Schweden) beginnen wie Deutschland mit 2:2-Zählern den Kampf um die Halbfinalplätze. Am kommenden Samstag treffen dann in Lillehammer die beiden ersten jeder Gruppe im Überkreuzvergleich aufeinander. Die beiden Gruppen-Dritten spielen am gleichen Tag um Platz fünf.

Matthias Bossaller

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