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Florian Kehrmann

© dpa

Handball-EM: Gegen die Überraschung

Die deutschen Handballer sind gewarnt. Der nächste Gegner Ungarn besiegte EM-Favorit Spanien und hat es Bundestrainer Heiner Brand angetan.

Bergen - Der Schlag sitzt tief. „Dieser Ausfall trifft uns wirklich schwer“, räumte Bundestrainer Heiner Brand gestern ein, als er sich im Scandic Hotel zu Bergen zu den weiteren Perspektiven bei der Handball-Europameisterschaft äußerte. Der böse Verdacht hatte sich am Donnerstagabend doch tatsächlich bestätigt: Oleg Velyky wird ab sofort fehlen. Ein Einriss im Außenband, erlitten nach nur vier Minuten des Auftaktsieges gegen Weißrussland (34:26), legt den 30-jährigen Rückraumstar, der zuletzt stark aufgetrumpft hatte und am Montag in Heidelberg operiert werden soll, für mindestens fünf Wochen lahm. Damit geht Brand vor den beiden letzten Gruppenspielen gegen den Olympia-Vierten Ungarn (Samstag, 18.10 Uhr, live in der ARD) und gegen den Mitfavoriten aus Spanien (Sonntag) eine wichtige Option im halblinken Rückraum verloren. Sollte nicht noch ein Torwart ausfallen, werde der 24-jährige Lemgoer Lars Kaufmann in den Kader nachrücken, sagte Brand.

Da bereits eine einzige Niederlage den angestrebten Halbfinaleinzug gefährden kann, fordert Lemgos Rechtsaußen Florian Kehrmann seine Mitspieler nun dazu auf, den WM-Triumph aus dem Vorjahr zu vergessen. „Das Wintermärchen ist zu streichen. Wir müssen wieder von ganz unten anfangen“, sagt der 30-Jährige, der neben dem Kieler Christian Zeitz als einziger deutscher Profi jedes große Turnier seit 2002 bestritten hat. Andererseits besteht keine große Gefahr, den nächsten Gegner zu unterschätzen. Denn die deutschen Spieler saßen noch in der Haukelandshalle, als Ungarn den Favoriten Spanien mit 35:28-Sieg fast demontierte und so für eine große Überraschung sorgte. „Wir sind gewarnt“, sagt Brand, der bei den Ungarn erkennbare Fortschritte ausgemacht hat, nachdem sie bei der WM 2007 Neunter wurden. Zuletzt spielten die Deutschen gegen Ungarn in Debrecen Unentschieden (23:23), in Budapest siegten sie. Im Aufbau hätten die jungen Halbspieler Csaszar Gabor und Ferenc Ilyes deutlich zugelegt, findet Brand. Vor allem der 29-jährige Nikola Eklemovic, der wie der füllige aber reaktionsschnelle Keeper Nenad Puljezovic just aus Serbien eingebürgert wurde, hat es Brand angetan: „Eklemovic führt das Angriffsspiel sehr gut, er hat eine gewisse Struktur hineingebracht.“

Ein bisschen gewundert hat sich Brand allerdings über die deutliche Niederlage der Spanier, die sich mit dem EM-Titel das letzte Direkt-Ticket für Peking 2008 lösen wollen. „Die Spanier haben sich am Ende gar nicht richtig gegen die Niederlage gewehrt“, sagte Brand. Von seinem Team erwartet er heute gegen Ungarn deutlich mehr Gegenwehr.

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