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Abgehoben. Gegen Serbien haben die deutschen Handballer mit Christoph Theuerkauf einen großen Rückstand aufgeholt. Jetzt wartet Dänemark als nächster Gegner in der Hauptrunde.

© dpa

Handball-EM: Wohin des Weges?

Gegen Serbien überzeugte das Handball-Nationalteam und sicherte sich nach einer starken Aufholjagd noch einen Punkt, doch der Einzug ins Halbfinale ist trotzd er guten Ausgangslage noch nicht sicher.

Der Bundestrainer hatte für den Trip nach Serbien ein Buch eingepackt. „Das Prinzip Uli Hoeneß“, heißt es – eine Biographie über den Präsidenten des FC Bayern. Doch zum Lesen kommt Martin Heuberger bei der Europameisterschaft einfach nicht vor dem zweiten Hauptrundenspiel der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) gegen Dänemark (18.20 Uhr, live im ZDF). „Es liegt noch eingepackt da“, erzählte Heuberger am Wochenende. Zu viel hat der Bundestrainer zu tun, und die Geschichte von den Auftritten der deutschen Handball-Nationalmannschaft in Serbien bietet auch genug Stoff für ein eigenes Buch.

Die Vorrunde in Niš war schon spektakulär und dramatisch, aber das erste Kapitel in der Hauptrunde übertraf den Prolog noch einmal: Zwei Sekunden vor Schluss hatte Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin), den Heuberger als siebten Feldspieler gebracht hatte, mit einem verzögerten Sprungwurf das Tor zum 21:21 erzielt. Der Rückstand mit sieben Toren war zwischenzeitlich so groß, dass Abwehrchef Oliver Roggisch (Rhein Neckar-Löwen) nur noch an ein besseres Torverhältnis dachte, denn auch das kann am Ende über Wohl und Wehe entscheiden bei der EM. „Aber irgendwann haben wir wieder an unsere Chance geglaubt“, sagte Spielmacher Michael Haaß (Göppingen). Die Deutschen kamen zurück, mit großem Willen, mit Wucht, und vor allem mit einer großen Leistung in der 6:0-Deckung, die nun das serbische Positionsspiel behinderte.

Den Rest besorgte Torwart Silvio Heinevetter. Der 27-Jährige von den Füchsen Berlin verriegelte das Tor in den letzten 25 Minuten förmlich. „Silvio ist der beste Torwart bei diesem Turnier“, sagte Heuberger. „Wir haben gemerkt, dass die Serben nicht mehr weiter wissen“, berichtete Haaß. Aber auch die Deutschen hatten enorme Probleme gegen die serbische Deckung, in der manchmal die Fäuste flogen. Sie leisteten sich böse Schrittfehler und Fehlpässe in den letzten Minuten. Erst im fünften Anlauf gelang Christophersen der Ausgleich.

Unklar ist, ob der bisher enttäuschende Kapitän Pascal Hens im zweiten Hauptrundenspiel einsatzfähig ist, der 31-Jährige vom HSV Hamburg wurde gestern auch vom Magen-Darm-Virus erwischt. „Wir werden ihn brauchen gegen die dänische 6:0-Abwehr“, sagte Heuberger. Eher unwahrscheinlich ist, dass das DHB-Team dem dänischen Rückraumstar Mikkel Hansen (Kopenhagen) eine Extrabewachung widmet. „Bisher hat unsere 6:0-Deckung sehr gut funktioniert, das werden wir überlegen, ob wir jetzt eine Systemveränderung in der Abwehr vornehmen“, sagt Heuberger.

Die Ausgangsposition ist bei nun 5:1-Punkten komfortabel. Selbst bei einer Niederlage wäre nichts verloren, aber auch ein Sieg bedeutet wahrscheinlich noch nicht den Halbfinal-Einzug. „Wir rechnen nicht. Wir bleiben dabei, unser Ziel bleibt eines der beiden Tickets für die Qualifikationsturniere, die nach London 2012 führen“, sagte der 47-Jährige. Er weiß, dass es lange noch nicht feststeht, wie das Buch heißen wird, das die deutschen Handballer in Serbien gerade schreiben, ob ein Triumph besungen wird, oder ob es noch in einer sportlichen Tragödie endet.

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