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Sport: Handball im Halbdunkel

Wallau-Massenheim benötigt bis zum nächsten Montag 550 000 Euro zur Sicherung der Liquidität

Das Chaos bei der SG Wallau-Massenheim hat sich gelichtet. Eine Woche lang wurden beim Handball-Bundesligisten die Unterlagen des Klubs gesichtet und die finanzielle Situation ermittelt. Was dabei zum Vorschein kam, ist alles andere als beruhigend. Der hessische Traditionsverein sieht sich 1,45 Millionen Euro Schulden gegenüber, die ohne Eingriff der Gesellschafter bis zum Saisonende auf rund 1,75 Millionen Euro wachsen würden. „Zur Sicherung der Liquidität benötigen wir 550 000 Euro bis nächsten Montag. Die Außenstände von 495000 Euro müssen bis zum 15. April eingetrieben sein und das betriebswirtschaftliche Ergebnis bis zum 30. Juni um eine Million Euro verbessert werden“, kündigte Gesellschafter-Sprecher Ralf Jahncke gestern im halbdunklen Vereinsheim an. „Sonst wird es zappenduster.“

Zappenduster heißt, der Traditionsverein müsste Insolvenz anmelden, um nicht in den Verdacht der Insolvenzverschleppung zu geraten. Die SG ist nicht der einzige Erstligist, der in dieser Gefahr steckt. Auch der HSV Hamburg kämpft ununterbrochen mit seiner finanziellen Situation. Damit hat es zwei Vereine getroffen, „die sehr ambitioniert in die Saison gegangen sind und dabei vielleicht das kaufmännische Denken außer Acht gelassen haben“, sagte gestern Frank Bohmann, der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL). Bis zum 10. März müssen die Lizenzunterlagen bei der HBL vorliegen. Bohmann bestätigte die Aussage Jahnckes, dass Wallau-Massenheim ein Schriftstück nach diesem Termin einreichen könnte. „Dabei geht es allerdings nur um die testierte Bilanz. Die vorläufige muss pünktlich eintreffen.“ Einen Protest aus den Reihen der übrigen Klubs erwartet er nicht. Dass sich THW Kiel sofort zu einem Benefizspiel bereit erklärt hat, sei „ein Zeichen“.

Weitere Pläne sind ebenfalls aufgestellt, an der Umsetzung hängt es noch. Allein 350 000 Euro sollen bei den Gehältern inklusive Trainer und Betreuerstab eingespart werden. „Die Gespräche sind sehr weit“, sagt Jahncke. Mannschaftssprecher Markus Rominger formuliert es ähnlich. Er und seine Teamkollegen hätten schon am Vortag die aktuellen Zahlen erfahren. Wie sie es aufgenommen haben? „Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt.“ Aber ihnen sei viel daran gelegen, dass es weitergeht. „Mir gehört mittlerweile ein Teil des Vereins“, sagt der Torhüter ironisch. Nur Trainer Martin Schwalb gehört noch länger zum Team als Rominger, der seit zehn Jahren im Dienst der SG steht und solche Situationen inzwischen kennt. In dieser Zeit war der Klub schon mehrfach auf Gehaltsverzicht der Spieler angewiesen.

Maria Saegebarth[Frankfurt am Main]

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